Die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier, hat heute gemeinsam mit Michael Ranft, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, über das Modellprojekt Spurwechsel informiert. Als erste Brandenburger Kommune hat die Landeshauptstadt Potsdam ihre Bereitschaft erklärt, das Modellprojekt für geduldete Geflüchtete umzusetzen. Peter Koske, Geschäftsführer der Servicegesellschaft am Klinikum Ernst von Bergmann mbH, berichtete aus Sicht eines Arbeitgebers über die Chancen eines solchen Modellprojektes.
Ziel des Modellprojektes „Spurwechsel“ ist es, in Potsdam lebenden langjährig geduldeten Geflüchteten, die auf absehbare Zeit nicht in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden können, eine Perspektive zu bieten und gleichzeitig den bestehenden Mangel an Arbeitskräften auf dem Potsdamer Arbeitsmarkt zu bekämpfen. Neben der Möglichkeit, einer bezahlten Arbeit nachgehen zu können, besteht für die Teilnehmenden die Möglichkeit, bei erfolgreichem Erlernen der deutschen Sprache und gleichzeitiger Integration in den Arbeitsmarkt aus dem Status „Geduldet“ in einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu wechseln.
Dazu Brigitte Meier: „Dieses Projekt bietet den Geduldteten eine gute Perspektive in der Landeshauptstadt Potsdam. Die Wirtschaft profitiert, weil fehlende Arbeitskräfte rekrutiert werden können. Zudem sinken Sozialausgaben, weil die Geflüchteten selbst Geld verdienen. In diesem Modellprojekt sollen diese drei positiven Effekte mit Unterstützung durch das Land zusammengeführt werden“, beschreibt Meier den Kern des Modellprojektes. „Daher gehe ich davon aus, dass dieses Modell auch für andere Kommunen und Landkreise in Brandenburg interessant ist“, erläutert die Beigeordnete mit Blick auf das Ministerium.
Für das Sozialministerium steht dabei vor allem im Vordergrund, langjährig geduldete Geflüchtete durch gezielte Förderung schneller in eine Beschäftigung zu bringen, so dass sie die Möglichkeit auf ein selbstständiges Leben außerhalb von Gemeinschaftseinrichtungen bekommen. Damit werden Kommunen und Sozialsysteme gleichermaßen entlastet.
Sozialstaatssekretär Michael Ranft: „Für langjährig geduldete Geflüchtete besteht eine oft über Jahre andauernde unklare Lebensperspektive. Das erschwert die Integrationsarbeit vor Ort. Gleichzeitig haben wir in Deutschland in fast allen Branchen einen echten Beschäftigtenmangel. Es ist also nicht nur aus integrationspolitischer Sicht ein großer Gewinn, wenn langjährig geduldete Geflüchtete schneller in Arbeit kommen. Auch für unseren Arbeitsmarkt ist es wichtig, alle Potenziale in unserem Land zu nutzen.“
Peter Koske, Geschäftsführer der Servicegesellschaft Ernst von Bergmann, sieht in diesem Modellprojekt Chancen: „Wie alle Unternehmen suchen auch wir neue Mitarbeitende – aller Qualifikationen, vom Ingenieur bis zur Logistikmitarbeiterin. Die Ernst von Bergmann Gruppe hat seit vielen Jahren Erfahrung in der Integration von ausländischen und geflüchteten Mitarbeitenden gesammelt – und so ist es für uns selbstverständlich, auch im Rahmen des Projekts „Spurwechsel“ Geflüchteten einen Einstieg und Zugang in den Arbeitsmarkt zu bieten.“
In Potsdam leben aktuell 685 geduldete Geflüchtete, von denen rund 300 für das Modellprojekt „Spurwechsel“ in Frage kommen, da sie bereits seit mehreren Jahren in Potsdam leben. Wesentliche Inhalte des Projektes sind sowohl die sprachliche Qualifizierung der Teilnehmenden als auch die Unterstützung der Arbeitsagentur bei der Vermittlung der Teilnehmenden an Arbeitgeber bei der Mitarbeitersuche. Ein konkretes Konzept, in dem die Einzelheiten detailliert beschrieben und zwischen der Landeshauptstadt, dem Land sowie der Bundesagentur für Arbeit abgestimmt sind, soll bis zur Sommerpause vorliegen. Federführend wird es von der Landeshauptstadt erarbeitet.