ÖPNV-Infrastrukturpaket 2015

Rund 50 Mio. € für eine umweltfreundliche, bessere Mobilität und damit eine lebenswertere Stadt
Tram vor Roter Kaserne
© Ing.-Büro Dipl.-Ing. H. Vössing GmbH

Tram vor Roter Kaserne (Quelle: ViP, Visualisierung © Ing.-Büro Dipl.-Ing. H. Vössing GmbH)

Die Bevölkerung in der Landeshauptstadt Potsdam wird nach aktuellen Prognosen innerhalb von 10 Jahren von 170.000 (2016) auf voraussichtlich 183.000 (2025) wachsen. Das entspricht einem Bevölkerungswachstum von ca. einem Prozent jährlich.

In diesem Zusammenhang muss dafür Sorge getragen werden, dass einerseits den bestehenden und auch den zusätzlichen Einwohnern Potsdams ein ausreichendes Mobilitätsangebot zur Verfügung gestellt werden kann und andererseits die mit dem Wachstum verbundenen negativen Auswirkungen des Straßenverkehrs, insbesondere hinsichtlich der Lärm- und Luftbelastungen auf ein Minimum reduziert werden.

Das Wachstum der Landeshauptstadt fordert in vielen Bereichen des Stadtgebiets einen zügigen und zukunftsfähigen Ausbau der hierfür erforderlichen Infrastruktur. Das knapp 50 Millionen Euro umfassende Investitionspaket, das gemeinsam von der Landeshauptstadt Potsdam, den Stadtwerken Potsdam und dem Verkehrsbetrieb geschnürt wurde, gibt in diesem Zusammenhang wichtige Impulse für den künftigen Nahverkehr in Potsdam.

In ihrer Sitzung am 28. Januar 2015 beschloss die Stadtverordnetenversammlung (SVV) das ÖPNV- Infrastrukturpaket für die Erweiterung/Anpassung der Verkehrsinfrastruktur an die Anforderungen der wachsenden Stadt (DS 14/SVV/1044).

Durch dieses sollen im Zeitraum 2015 - 2019 nachstehende 5 ÖPNV-Schwerpunktprojekte im Bereich ÖPNV mit einem investiven Gesamtvolumen von 49,2 Millionen Euro umgesetzt werden:

1. Grundinstandsetzung von 6 Tatra-Zugverbänden (12 Wagen)
Die stetige Zunahme der Fahrgastzahlen führte in der Konsequenz dazu, dass mit der Lieferung der letzten Variobahn nicht wie ursprünglich vorgesehen, alle Tatra-Fahrzeuge außer Dienst gestellt werden konnten. Auch aus Gründen der benötigten Fahrzeugreserve für geplante und ungeplante Instandhaltungen (z.B. Hauptuntersuchung und Unfallschäden) in den kommenden Jahren, ist ein Weiterbetrieb dieser Fahrzeuge unverzichtbar.
Zur Aufrechterhaltung des Fahrbetriebes, auch im Hinblick der Streckenverlängerung zum Campus Jungfernsee, wurden sechs Tatra-Zugverbände (12 Einzelfahrzeuge) bis Ende 2017 aufgearbeitet.

2. Verlängerung von 8 Combino Straßenbahnen inkl. Anpassung der Werkstätten
In umfangreichen Untersuchungen zur Kapazitätserhöhung wurden sowohl die Neubeschaffung, Verlängerungsszenarien von Combino und Variobahn,  als auch der Betrieb mit Anhängern wirtschaftlich und technisch miteinander verglichen. Im Ergebnis stellte sich die Verlängerung der Combino Fahrzeuge am wirtschaftlichsten dar.
Im Rahmen dieser kapazitätserweiternden Maßnahme wurden acht Combino-Fahrzeuge um zwei Wagenteile um 10 m auf 40 m erweitert. Die Verlängerung der Fahrzeuge wurde von „lebenszeitverlängernden“ Maßnahmen flankiert. Darüber hinaus mussten einige wenige Haltestellen und die Straßenbahnwerkstatt auf die neuen Anforderungen baulich angepasst werden.

3. Gleissanierung sowie Gleismittenerweiterung Heinrich-Mann-Allee (inkl. Straßenumbau)
Die Heinrich-Mann-Allee mit ihrem Streckenabschnitt zwischen der Staatskanzlei und dem Abzweig Waldstraße ist der am stärksten frequentierte Streckenabschnitt im Straßen-bahnnetz der ViP (werktäglich über 270 Zugpaare). Die Gleisanlagen müssen nach 25 Jahren Nutzungszeit aufgrund des Verschleißzustandes und zweier Begegnungsverbote  aufgrund zu geringer Gleisachsabstände zeitnah auf kompletter Länge erneuert und die Haltestellen den heutigen Standards gerecht werden.
Als Eckpunkte der Grundsanierung wurde festgelegt, dass die Straßenbahn in Seitenlage verleibt, zwischen der Friedhofsgasse und Waldstraße eine Aufweitung des Gleisachsabstandes auf min. 3,05 m erfolgt und die Haltestellen entlang der Heinrich-Mann-Allee auf die Anforderungen der Barrierefreiheit gemäß § 8 Personenbeförderungsgesetz (PBefG) angepasst werden. In den Planungsprozess wird die Gesamtquerschnittsaufteilung inkl. des Grünstreifens und der Radverkehrsanlagen integriert.

4. Neugestaltung der Wendeanlage am Hauptbahnhof (im Zusammenhang mit dem Umbau „Leipziger Dreieck“)
Die Wendeanlage in Bahnhofsnähe am sogenannten „Leipziger Dreieck“ ist sowohl im Regelbetrieb als auch bei Havarien von großer Bedeutung für den Straßenbahnbetrieb. Derzeit geht durch die signalgestützte Freischaltung des Fahrweges stets Zeit verloren, wodurch die Leistungsfähigkeit der Kreuzung insgesamt reduziert wird. In der Konsequenz muss die ViP heute während der Spitzenstunden Verstärkerfahrten bis zum Bisamkiez führen wodurch zusätzlich unnötige Betriebskosten die Folge sind.
Im Rahmen der vorgesehenen Umgestaltung der gesamten Kreuzung durch die Entwicklung der Speicherstadt und den Neubau des Freizeitbades kann eine leistungsfähige und weitgehend unabhängige Wendemöglichkeit für die Straßenbahn geschaffen werden.

5. Straßenbahnstreckenerweiterung "Nordast" von der Viereckremise zum Campus Jungfernsee
Bereits bei der Streckenerweiterung des Straßenbahnnetzes zur Kirschallee („Westast“) sowie des 1. Bauabschnittes des „Nordastes“ bis zur Viereckremise im Rahmen der Bundesgartenschau 2001, war die weitere Verlängerung der Straßenbahntrasse bis zum Campus Jungfernsee Bestandteil des Vorhabens sowie der damaligen Förderung durch das Land Brandenburg.
Beginnend an der Haltestelle Viereckremise wurde ein etwa 1,1 km langer Neubauabschnitt zum Campus Jungfernsee gebaut. Zentraler Bestandteil des Vorhabens ist die Wende- und Verknüpfungsanlage auf dem Campus. Hier werden die nördlichen Buslinien an die Straßenbahn gekoppelt. Parallel wurden für die Haltestelle am Campus, als Bestandteil der P+R Konzeption der LHP, eine P+R-Stellplatzanlage sowie eine B+R-Anlage errichtet und zum Fahrplanwechsel (10. Dezember 2017) in Betrieb genommen.

Die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Investitionspaket ist Bestandteil des Stadtentwicklungskonzeptes Verkehr der Landeshauptstadt Potsdam, das den öffentlichen Nahverkehr, das Radfahren und das Zufußgehen in den Mittelpunkt der Planungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung stellt und den Umweltverbund stärkt.

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