Silentium, Susanne Specht, 2000/2001

Kalkstein auf hellem Kieselschotter, H 100 cm, B 170 cm, L 360 cm

In der Nähe der Nuthemündung lädt fernab vom Lärm der Stadt ein treppenförmiger Steinblock zum Verweilen ein. Aber vielmehr noch möchte die Bildhauerin Susanne Specht (*1958) dem
Sitzenden die Möglichkeit geben, sich dem Wesen des Gesteins zu nähern, um darüber sich selbst nahe zu kommen.

Statt dem Stein während der Formfindung die eigene Idee aufzuzwingen, versuchte die Künstlerin in einem Prozess der Annäherung die Seele des Gesteins aufzuspüren und offenzulegen. Das Abschlagen von Material offenbart sowohl das Massive des Materials als auch dessen innere Strukturen, ein Kontrast zwischen trutzigem Äußeren und geöffnetem Inneren. Die rohe Außenschale korrespondiert dabei mit der polierten, stufigen Innenform und es entsteht ein Spannungsraum zwischen positiver und negativer Form. Schutz erfährt die offengelegte und sensible mineralogische Struktur des Inneren durch die geglätteten Oberflächen. Dem Betrachter zeigen sich somit Kontraste aus Flächen, Formen und Strukturen und jener Sitzende wird zum Mittler zwischen den Volumen des Blockes und der Parklandschaft. Das Großformat der Skulptur drängt sich in den Nuthepark hinein, lässt dem Gestein aber genug Platz, um auf seine Umgebung reagieren zu können.

Steine sind für die Künstlerin nicht harte und spröde Hindernisse oder Objekte des Anstoßes, die man beseitigen muss, sondern Ausdrucksformen der Natur, deren Inhalte freigelegt und gelesen werden können. Der Prozess der Öffnung eines Gesteins verdeutlicht die verschiedenen Eigenschaften wie Dauerhaftigkeit und Zerfall, Härte und Weichheit, Abgrenzung und Öffnung. Diese Dialektik wird durch die Kunst Susanne Spechts sichtbar gemacht. Versetzt sich der Betrachter in das innere Wesen des Gesteins, kann er in der Ruhe und Abgeschiedenheit des Parks die Verletzbarkeit dieses massiven Elementes als Spiegel seiner eigenen Seele entdecken. Eine Assoziation mit dem Natur- und Seelenverständnis der Romantik ist dabei nicht ausgeschlossen. Dem Betrachter fällt die spannende Aufgabe zu, sich Zeit zu nehmen und diese Spuren zu lesen.

Adresse

Silentium
Babelsbergerstraße
14473 Potsdam
Deutschland