Pressemitteilung Nr. 9 vom 08.01.2014 Größere Sammlungen und neue Projekte im Naturkundemuseum Potsdam

Museum zieht Bilanz für 2013 und stellt Höhepunkte des kommenden Jahres vor
Auf ein erfolgreiches Jahr 2013 kann das Naturkundemuseum Potsdam zurückblicken. "Unser Sammlungsbestand hat sich im vergangenen Jahr um 20.000 Objekte auf rund 330.000 Objekte erhöht", sagt der Direktor des Museums, Dr. Detlef Knuth. "Der Sammlungszuwachs kam durch Schenkung von Privatpersonen, durch Übernahme von alten Sammlungen der Universität Potsdam aber auch durch eigene Sammlungstätigkeit zustande." Den größten Zuwachs gab es bei den Insektensammlungen. Hier kamen allein im Jahr 2013 rund 16.000 Insekten hinzu. Die Sammlungen umfassen aktuell 240.000 Objekte. Einen großen Zuwachs erfuhr die Fischsammlung, die aktuell mehr als 26.000 Objekte umfasst. Zur Erweiterung diente 2013 die Teilnahme an einer Forschungsfahrt mit der "Clupea", dem neuesten Forschungsschiff des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf der Ostsee. Hier wurden im Rahmen der regulären Monitoringprogramme der Universität Rostock verschiedene Süßwasserarten wie Flussbarsch, Rotfeder und Flunder gesammelt, die später mit den Belegen aus dem Binnenland verglichen werden können. Eine hohe Aktualität besitzen die Fänge der Schwarzmund-Grundel, einem Neozoen, die aus dem Schwarzen Meer stammt und inzwischen in die Binnengewässer wie die Oder eingewandert ist. Sie kommt in der Ostsee seit einigen Jahren in größeren Beständen vor. In den nächsten Tagen wird die Schwarzmund-Grundel im Eingangsbereich des Naturkundemuseums Potsdam in der Ausstellungsreihe "Das besondere Exponat" zu sehen sein.

Im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojekts steht die Erfassung der Lebewelt in Meliorationsgräben der Kreise Potsdam Stadt, Potsdam-Mittelmark und Havelland. Die Untersuchung von über 150 Kilometern Gräben hat neben interessanten Ergebnissen zur Besiedlung auch zur Sammlungserweiterung beigetragen. In Rahmen einer Kooperation mit dem Wasser-und Bodenverband "Großer Havelländischer Hauptkanal-Havelkanal-Havelseen"
sollen auch den nächsten Jahren weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Die Forschungsergebnisse helfen heute schon, die in den Gräben lebenden Arten besser zu schützen und die biologische Vielfalt in diesen Lebensräumen zu erhalten.

"Eng mit der Sammlungsarbeit ist der Ausbau des Sammlungsdepots verbunden. Hier wurden 2013 wesentliche Fortschritte gemacht", sagt Dr. Detlef Knuth. Mit der Konzentration der Sammlungen auf den Standort Groß Glienicke und der Verbesserung der räumlichen Situation konnte die Unterbringung von Teilen der Sammlungen und die Möglichkeit ihrer Erschließung verbessert werden. "Mit Hochdruck arbeitet das Naturkundemuseum Potsdam auch an der Digitalisierung der Sammlungsbestände", sagt der Museumsdirektor. Zur Unterstützung wurden auch im Jahr 2013 Studierende der Fachhochschule Potsdam beschäftigt. Positiv auf die Sammlungsarbeit des Museums hat sich die neue Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin ausgewirkt, die seit Anfang 2013 Kustodin der Säugetiersammlung ist. Das Naturkundemuseum Potsdam war mit Dr. Ina Pokorny als Fachexpertin an den aktuellen Diskussionen um den Wolfmanagementplan, aber auch zum Umgang mit Biber und Elch in Brandenburg beteiligt. Die Insektensammlungen profitierten durch ein zweijähriges Volontariat der Entomologin Birgit Jaenicke. Die Neuordnung der Sammlungen machte große Fortschritte. Dieses Volontariat wird 2014 weitergeführt.

Die Besucherzahlen des Museums haben sich unwesentlich verändert, sind aber mit 17.600 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig (2012: 18.400). Bemerkenswert ist dabei, dass zehn Prozent mehr erwachsene Besucher gezählt wurden. Im Jahr 2013 wurde 100 Mal Kindergeburtstag im Naturkundemuseum Potsdam gefeiert. Die Kindergeburtstage, die das Museum seit Jahren anbietet, erfreuen sich weiter großem Zuspruch. Dabei suchen die Geburtstagskinder und Geburtstagsgäste Schätze, lernen tierische Rekorde kennen und tauchen in die Unterwasserwelt Brandenburgs ein. Zum musemspädagogischen Programm des Naturkundemuseums Potsdam zählen themenbezogene Führungen und Veranstaltungen. Sie dauern alters- und themenabhängig 30 bis 60 Minuten und orientieren sich an den Bildungsstandards der jeweiligen Gruppe. Besonders natur- und umweltinteressierte Schüler ab 10 Jahre treffen sich regelmäßig am Mittwoch im JUNIORFORSCHERCLUB. 2013 zählte das Naturkundemuseum Potsdam insgesamt 282 Führungen und Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Zwei Sonderausstellungen erweiterten das Ausstellungsangebot im Jahr 2013. Interessante naturwissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt die Ausstellung "CICADAS" in Verbindung mit der Kunst. Die Klanginstallation des argentinischen Künstlers und Komponisten Edgardo Rudnitzky lässt am Beispiel der Gesänge der Zikaden die Evolution durch Einnischung anhand ihres Gesangs erleben. Der Besucher ist dabei, wenn neue Arten entstehen. Das weltweit einmalige Kunstwerk ist eine Leihgabe des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und war bisher nur in Halle zu sehen. Mit Ergänzungen von Zikadenpräparaten aus den Sammlungen der Naturkundemuseen Potsdam und Berlin wird auch die biologische Vielfalt dieser Insektengruppe den Besuchern nahe gebracht. Die Ausstellung ist noch bis zum 9. Februar 2014 in Potsdam zu sehen. Das Wissenschaftsschaufenster "Biodiversitäts-Exploratorien" wendet sich der biologischen Vielfalt und ihrer Erforschung zu. Die Biodiversitäts-Exploratorien, eine europäische Forschungsplattform, bieten 300 Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Infrastruktur zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen der biologischen Vielfalt, den Ökosystemprozessen und der Landnutzung. Diese Ausstellung kam durch eine Kooperation mit der Universität Potsdam zustande, wurde im November 2013 eröffnet und ist bis zum 30. August 2014 im Naturkundemuseum Potsdam zu sehen. Eine dritte Museumsausstellung Waldforschung und Waldvisionäre in Brandenburg konnte im vergangenen Jahr im Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde und in der Sparkasse Barnim mit guter Resonanz gezeigt werden.

Die zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit des Naturkundemuseums Potsdam wurde 2013 kontinuierlich weitergeführt. So haben sich der JUNIORFORSCHERCLUB und die Veranstaltungsreihe Grüne Stunde gut etabliert und gewinnen zunehmend Besucher. Die Umstrukturierung der Homepage und die Erschließung sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter waren von Bedeutung.

Das Jahr 2014 wird für das Naturkundemuseum Potsdam ein Jahr mit neuen Herausforderungen. Das Aquarium feiert seinen 50. Geburtstag. 1964 war es ein innovatives Projekt, in einem Museum lebende Tiere in ihrer natürlichen Umwelt zu zeigen. Das Naturkundemuseum wird dieses Jubiläum durch eine Tagung mit Wissenschaftlern, Aquarianern und den Museumsbesuchern im April 2014 begehen. Zum Geburtstag wird auch die neue Quarantänestation in Betrieb genommen. Das Aquarium ist bis heute die beliebteste und am stärksten frequentierte Ausstellung im Naturkundemuseums Potsdam. Ständig können mehr als 41 einheimische Fischarten beobachtet werden. Insgesamt leben aktuell 650 Tiere im Aquarium, darunter auch die seltene und geschützte Europäische Sumpfschildkröte.

Auch an der Jahreskampagne "Potsdam 2014 - Leben im UNESCO-Welterbe" beteiligt sich das Naturkundemuseum Potsdam mit zwei besonderen Projekten: "Tierisches Leben im UNESCO-Welterbe" wird eine Sonderausstellung des Naturkundemuseums Potsdam über die biologische Vielfalt in den Parks und Gärten der brandenburgischen Landeshauptstadt heißen. Eröffnung ist am 18. Mai 2014, dem 37. Internationalen Musemstag. In der Reihe Parkgeflüster sind Exkursionen in die Parks und Gärten der Landeshauptstadt zum Kennenlernen der Biologische Vielfalt im UNESCO - Welterbe geplant, ein Angebot für Kinder in den Sommerferien im Rahmen des Ferien-Passes 2014. Einen Höhepunkt in der Veranstaltungs- und Programmarbeit gibt es gleich zu Beginn des Jahres. Am 23. Januar 2014 stellt das Naturkundemuseum Potsdam einen bisher fast vergessenen Sohn der Stadt Potsdam vor: Friedrich Sellow, Potsdamer Botaniker und Spross der Dynastie von preußischen Hofgärtnern, erforschte auf seinen Reisen besonders Brasilien. Sein Vater war Carl Julius Samuel Sello, Königlicher Hofgärtner im Marlygarten von Sanssouci. Die Buchpräsentation mit den Herausgebern Hanns Zischler, Sabine Hackethal und Carsten Eckert: Die Erkundung Brasiliens - Friedrich Sellows unvollendete Reise, zeigt eine naturwissenschaftlich interessante Leistung eines Potsdamer Forschers.

Im Jahr 2014 wird das Naturkundemuseum Potsdam außerdem eine im Dezember 2013 abgeschlossene Kooperation mit der Voltaire-Gesamtschule umsetzen. Die Schüler werden das Naturkundemuseum Potsdam als außerschulischen Lernort nutzen. Eine praxisnahe Ergänzung der Unterrichtsthemen durch Integration der Ausstellungen und spezieller Veranstaltungen des Naturkundemuseums Potsdam in den Unterricht, sind Schwerpunkte dieser Kooperation. Ab 2014 haben alle Schulklassen, die das Naturkundemuseum Potsdam im Rahmen des Unterrichts besuchen, freien Eintritt. Eine Kooperation plant das Naturkundemuseum Potsdam auch mit der Universität Potsdam, Institut für Grundschulpädagogik - Naturkundliche Bildung im Grundschulbereich. Gemeinsam mit den Studierenden wird eine Evaluation der museumspädagogischen Angebote erfolgen, um im Ergebnis neue Formen der Vermittlung naturwissenschaftlicher Themen zu testen und anzubieten. Ziel ist die Weiterentwicklung des Naturkundemuseums zu einen attraktiven und spannenden außerschulischem Lernort.

Darüber hinaus hat sich das Team des Naturkundemuseums Potsdam für das Jahr 2014 etwas Besonderes vorgenommen. Es will einen messbaren Beitrag zur Minimierung der CO2-Emission leisten. Museen sind Einrichtungen, die viel Energie verbrauchen, insbesondere in den Ausstellungen. Um den Energieaufwand zu minimieren, stellt das Naturkundemuseum Potsdam zum Jahresanfang seine Beleuchtung auf LED-Licht um. Damit werden 60 Prozent des Energiebedarfs für die Ausstellungsbeleuchtung eingespart. Das entspricht einer jährlichen Einsparung von mehr als 16.000 Kilowattstunden oder 10 Tonnen CO2 pro Jahr.