Jann Jakobs:
„Wir freuen uns sehr, dass wir diese Ausstellung in Potsdam zeigen können.
Es ist eine neue Ausstellung, die in der Behörde der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen im vergangenen Jahr erarbeitet wurde und die sich auf den aktuellen Forschungsstand gründet.
Wir eröffnen diese Ausstellung heute im Potsdamer Stadthaus - an einem Ort der demokratisch gewählten Vertretung. Und wir stellen sie ganz bewusst an den Beginn des diesjährigen Themenjahres der brandenburgischen Landeshauptstadt unter dem Motto „Potsdam 2009 - Stadt der Bürgerinnen und Bürger".
Damit gehen der Wunsch und die Aufforderung einher, die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte weiterzuführen, insbesondere die Aufarbeitung des „erschreckendsten Teils" des Herrschaftsapparates der SED - wie das Ministerium für Staatssicherheit von der Zeitgeschichtsforschung bezeichnet wird. Gerade in diesem Jahr 2009, in dem wir den 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR begehen, ist das für uns ein wichtiges Anliegen.
Wir wollen mit der Präsentation dieser Ausstellung auch die Arbeit der Birthler-Behörde würdigen, die eine wichtige und unverzichtbare Einrichtung in Deutschland ist - für die Opfer der SED-Diktatur und ebenso für die Aufarbeitung und Zeitgeschichtsforschung.
Das Thema „Staatssicherheit" soll in Potsdam auch weiterhin präsent bleiben, trotz der gerade aus finanziellen Gründen vollzogenen Schließung der Potsdamer Außenstelle. Als Landeshauptstadt sind wir vor diesem Hintergrund an einer Kooperation unserer Gedenkstätte in der Lindenstraße mit der Birthler-Behörde sehr interessiert. Der entsprechende Vertrag ist bereits in Arbeit.
Mit der Gedenkstätte „Lindenstraße 54/55 für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert" verfügen wir in Potsdam über einen der wenigen authentischen Orte im Land Brandenburg, der über die Kontinuität politischer Verfolgung im 20. Jahrhundert Auskunft geben kann.
Im Jahr 2007 wurden in der Gedenkstätte die ersten Teile einer ständigen Ausstellung zur Geschichte der Lindenstraße als sowjetisches Geheimdienstgefängnis und als Stasi-Gefängnis der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither verzeichnet die Gedenkstätte nahezu 1.000 Besucher im Monat - ein klares Zeichen für das gewachsene öffentliche Interesse an der politischen Zeitgeschichte.
Auch deshalb werden wir uns als Landeshauptstadt bemühen, die bereits vorhandene Ausstellung in naher Zukunft zu vervollständigen. In diesem Jahr wird bereits die Ausstellung zur letzten historischen Epoche der Lindenstraße erarbeitet, zum ‚Haus der Demokratie'. Im Jahr 2010 soll dann auch das Ausstellungsmodul zur nationalsozialistischen Geschichte fertig gestellt werden. Mit der Demokratie-Ausstellung werden wir 20 Jahre zurück schauen: Auf das Ende der DDR-Staatssicherheit und den „Aufbruch 89", der die freiheitliche und demokratische Entwicklung im Osten Deutschlands möglich machte. Dabei werden die Geschehnisse in der Stadt und im Bezirk Potsdam im Mittelpunkt stehen.
Die DDR ist Geschichte und ihr wichtigstes Machtinstrument, das Ministerium für Staatssicherheit, auch. An uns ist es, darüber aufzuklären, wie die SED-Diktatur funktionieren konnte - und an ihre Opfer zu erinnern.
Ich wünsche dieser Ausstellung zahlreiche Besucher und hoffe auf eine besondere Nachfrage der jungen Generation!"