Ambos Mundos, Jörg Plickat, 1999

Cortenstahl, H 500/550 cm, L 400 cm, B 250 cm

Am Ufer der Alten Fahrt winden sich zwei Stahlträger um sich selbst und bilden eine abstrakte Figur: Ambos Mundos – Zwei Welten. Auf den ersten Blick eröffnet sich der Sinngehalt nicht gleich, doch folgt der Betrachter der Form und dem Aufbau, offenbart sich ihm der thematische Hintergrund: Das sich Umspielen zweier Geschöpfe. Während sich rechte und stumpfe Winkel zu einem geradlinigen, zum Himmel aufstrebenden Temperament fügen, zeigen sich die des Gegenspielers weicher und gelenkiger. Elegant umschmiegt dieser den Körper des Starken und
Tragenden und scheint darüber etwas von seiner Eigenständigkeit abzugeben. Wie in jeder lebendigen Beziehung wechseln die Positionen von Tragen und Halten, Balance und Treue. In ihrer Annäherung verschmelzen die Figuren genau an den Stellen, die nur eine punktuelle Berührung zugelassen hätten, und halten sich gegenseitig. Die Verschiedenartigkeit beider Charaktere gibt sich durch ihre Körperhaltungen zu erkennen, welche durch die unterschiedlichen Winkel und Positionen der Stahlträger herausgestellt werden. Trotz ihrer Unterschiede vereinen sich zwei Individuen zu etwas Gemeinsamen und streben zu Höherem. Die durch eine klare geometrische Formensprache bestimmte Figurengruppe verdeutlicht somit die zwischenmenschliche Beziehung als zentrales Thema des menschlichen Daseins.

Als Material wählte Jörg Plickat (*1954) Cortenstahl. Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus der ersten Silbe COR für den Rostwiderstand (CORrosion Resistance) und der zweiten Silbe für die
Zugfestigkeit (TENsile strenght). Dabei handelt es sich um eine Stahllegierung, auf dessen Oberfläche sich durch die Witterung nach zwei bis drei Wochen eine dichte Sperrschicht aus festhaftenden Sulfaten und Phosphaten bildet, welche das Kunstwerk vor weiterer Korrosion schützt. Nach spätestens drei Jahren ist dieser Prozess abgeschlossen. Im Ergebnis stellt sich eine Edelrostoptik in erdigen und warmen Farbtönen ein, die die Oberflächen der durch harte Kanten bestimmten Stahlplastik weicher erscheinen lässt. Demnach zeigen sich die Gegensätze nicht nur inhaltlich, sondern auch im Material, doch vereinen sich diese scheinbaren Widersprüche in einem Prozess des Wandels und der Veränderung zu einem Kunstwerk.

Adresse

Walk of modern art
Alte Fahrt
14467 Potsdam
Deutschland