Vom Meeresspiegelanstieg bis zu den „kulturellen Kosten des Klimawandels“: Vom 1. Oktober bis 6. November gibt die neuseeländische Künstlerin Amy Howden-Chapman im Kunstraum Potsdam einen Einblick in ihre Arbeit. Howden-Chapman ist die diesjährige Gastkünstlerin im „Artists in Residence am PIK“-Programm des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD und der Landeshauptstadt Potsdam. Seit Anfang des Monats arbeitet sie bei den Wissenschaftlern am PIK und zugleich im Kulturareal Schiffbauergasse unter anderem an einem Lexikon zu Kunst und Klimawandel sowie am Jahresmagazin der Künstlerplattform „The Distance Plan“, deren Ziel es ist, Diskussionen über den Klimawandel innerhalb der Kunst- und Kulturszene anzustoßen. Die Kooperationspartner stellten die Gastkünstlerin heute vor – und gaben einen Ausblick auf die Anfang Oktober startende Ausstellung ihres Potsdam-Projekts „Vocabulary / Infrastructure / Present“, in deren Rahmen es auch ein öffentliches Gespräch der Künstlerin mit einem Klimaforscher des PIK geben wird.
„Am PIK zu sein, gibt mir das Gefühl, dass wir endlich dabei sind, reale Lösungen für die Klimakrise zu finden. Wir haben das Wissen – nun ist es auch an mir als Künstlerin, sowohl die Komplexität des Themas als auch Hoffnung zu vermitteln“, sagt Amy Howden-Chapman über ihren Aufenthalt bei den Klimaforschern.
Mit der Ausstellung im Projektraum OBEN des Kunstraums Potsdam werden Einblicke in Howden-Chapmans künstlerische Arbeit und die der Künstlerplattform „The Distance Plan“ gegeben. Ihre Arbeit kreist um die Wahrnehmung unsichtbarer Dinge und um Dinge, die nur in der Vergangenheit und Zukunft bezeugt werden könnten. Wie zum Beispiel den Klimawandel – auf poetisch feinfühlige Weise thematisiert in ihrem Video über Walden-See, der Pilgerstätte von Anhängern des amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau. Neben schriftstellerischen
und audiovisuellen Ausdrucksformen gehört auch das politische Statement zu ihrer Kunst: So markiert sie in der Performance „You can't unring a bell“ durch Glockenläuten von über die Stadt Wellington verteilten Glocken das durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdete Areal.
Das Artists in Residence-Programm des PIK wird bereits seit 2011 in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD und seit 2015 zusätzlich in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Potsdam durchgeführt. Nach mehreren einmonatigen Kurzaufenthalten von Künstlern im vergangenen Jahr wurde das Programm 2016 für einen längeren, dreimonatigen Aufenthalt in Begleitung einer Ausstellung eingerichtet. Grundlegendes Ziel des Programms ist der Dialog von Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit. Das Verfahren für die externe Nominierung der Gastkünstler wird vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD betreut. Die Landeshauptstadt unterstützt die Verbindung von Kunst und Öffentlichkeit, während das Potsdam-Institut den Künstlern den Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen eröffnet.
„Zunehmend übernehmen Künstler weit mehr als die Rolle des Beobachters, Kritikers und provokanten Anklägers des Klimawandels und der Ursachen. Mit modellhaften Alternativvorschlägen treten Künstler vermehrt als konkrete Lösungssuchende auf, so auch unsere neuseeländische Gastkünstlerin Amy Howden-Chapman“, sagt Dr. Birgit-Katharine Seemann, die Fachbereichsleiterin Kultur und Museum der Landeshauptstadt Potsdam.
Termine
Die Ausstellung „Vocabulary / Infrastructure / Present“ ist vom 1. Oktober bis 6. November im Kunstraum Potsdam, Schiffbauergasse 4d, zu sehen.
Am 5. Oktober findet um 19 Uhr in der Ausstellung ein öffentliches Gespräch zwischen der Künstlerin und Prof. Dr. Anders Levermann vom PIK, einem renommierten Professor für die Dynamik des Klimasystems, statt. Das Gespräch wird übersetzt aus dem Englischen. Bettina Klein vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD wird kurz in das Werk der Künstlerin einführen, wonach die künstlerische Leiterin des PIK, Margret Boysen, das Gespräch zwischen Wissenschaft und Kunst – Prof. Dr. Levermann und Howden-Chapman – anmoderieren wird.