Vor fast genau einem Jahr - am 30. Juni 2019 – hat Potsdam den Antrag gestellt, UNESCO Creative City of Film zu werden. Dieser Antrag wurde am 30. Oktober 2019 positiv beschieden. Damit ist Potsdam Teil eines insgesamt 246 Städte umfassenden internationalen Netzwerkes der Kreativstädte und erste deutsche Kreativstadt des Films überhaupt. Im heutigen Hauptausschuss legte die Landeshauptstadt eine erste Zwischenbilanz vor. Die UNESCO fordert von ihren Kreativstädten alle vier Jahre einen Bericht ein, um die Rechtmäßigkeit des Titels zu bewerten. Dabei werden die Angaben des Antrages mit denen des Berichts verglichen.
„Film gehört zu Potsdam, und zwar nicht nur in Potsdam-Babelsberg. Die Stadt ist Drehort, Forschungs- und Innovationszentrum für das Medium Film“, sagt Dieter Jetschmanegg, Dezernent des Geschäftsbereichs Zentrale Verwaltung. „Der Titel der ersten deutschen UNESCO Creative City of Film gibt zusätzliche Impulse. Wir werden dieses Thema auch im Rahmen des neuen Konzeptes zum Tag der Deutschen Einheit aufgreifen.“
Zu den einzelnen Arbeitsfeldern gibt es folgende Zwischenbilanz:
Organisation und Finanzierung: Die Bereiche Marketing und Wirtschaftsförderung sind Teil eines Management Teams, das aus der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und dem Potsdam Guide e.V. besteht. Darüber hinaus besteht eine Consultative Group aus Prof. Chris Wahl (Filmuniversität), Kirsten Niehuus (Medienboard Berlin Brandenburg), Friedhelm Schatz (Filmpark Babelsberg) und Knud Bach (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie). Die operative Arbeit wird seit 1. Juni 2020 von einem Office der UNESCO Creative City of Film in Abstimmung mit der LHP und der Consultative Group wahrgenommen. Dieses Büro ist bei der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF angesiedelt. Die Finanzierung erfolgt über Mittel der LHP sowie der Mitglieder der Consultative Group. Die Aufgabe des Office liegt in der lokalen, nationalen und internationalen Netzwerkarbeit.
Kommunikation: Bereits im Vorfeld der Antragstellung wurden öffentliche Veranstaltung für Bürgerinnen und Bürger, Medienunternehmen, kulturelle Einrichtungen, Bildungsträger und Multiplikatoren organisiert, um über die geplante Bewerbung frühzeitig zu informieren und die Arbeit in Potsdam zu vernetzen. Zeitgleich gab es einen direkten Austausch mit den Filmstädten Bradford, Rom und der polnischen Stadt Łódź sowie der Literaturstadt Heidelberg. Weiteren Austausch gab es mit der Filmstadt Galway auf der Media Tech Hub Conference in Potsdam-Babelsberg sowie mit Fachleuten aus der Filmstadt Sarajewo im Kontext der Berlinale 2020. Teil der operativen Arbeit war es neue Inhalte auf den Webseiten des weltweiten UNESCO-Kreativstadtnetzwerks, der Deutschen UNESCO-Kommission sowie der Landeshauptstadt Potsdam zu kommunizieren. Es wurde ein Instagram-Konto für die Filmstadt Potsdam eröffnet, das von der Filmuniversität gepflegt wird (https://www.instagram.com/potsdam_city_of_film/). Ein eigenes Logo für die UNESCO-Kreativstadt des Films Potsdam wurde entwickelt.
Ausgewählte Maßnahmen im Kontext Absichtserklärung Filmkulturerbe:
„Filmstadt Babelsberg. Von der Traumfabrik Babelsberg zum Digital Hub“, war der Titel einer Reihe, die die VHS im Oktober 2019 gemeinsam mit dem Filmmuseum Potsdam angeboten hat. Dabei ging es um die Geschichte des ältesten Filmstudios der Welt, die Institutionen in der Nachbarschaft und die historischen Ereignisse und Berühmtheiten in der Villenkolonie Neubabelsberg. Eines der wichtigsten Projekte im Kontext der Vermittlung des regionalen Filmkulturerbes ist die Realisierung des „Boulevards des Films“ in der Brandenburger Straße. Im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen wird dieses Projekt im Zuge einer geplanten Investition realisiert. Die konkrete Gestaltung der Platten, auf denen die von einer Fachjury und Potsdamerinnen und Potsdamer ausgewählten Filme vorgestellt werden, erfolgt über eine Bürgerbeteiligung. Zum Thema Erhalt und Vermittlung des filmischen Erbes zählen zwei Investitionsvorhaben in der Medienstadt Babelsberg, die insbesondere dem Erhalt und der bedarfsgerechten Lagerung von Exponaten des Filmkulturerbes dienen: Dies ist zum einen der neue Kostümfundus des Filmparks Babelsberg sowie der geplante Neubau für das Schaudepot des Filmmuseums.
Ausgewählte Maßnahmen im Kontext der Absichtserklärung Film und lebenslanges Lernen: Seit Dezember 2019 läuft das internationale Forschungsprojekt „Das filmische Gesicht der Städte“ von Dr. Anna Luise Kiss in Kooperation mit der Universität Aarhus (Dänemark). In diesem Projekt wird am Beispiel der Städte Potsdam und Aarhus untersucht, welchen direkten Einfluss der Film auf und in Städten hat. Es ist geplant, ausgewählte Filme in der Gartenstadt Drewitz zu zeigen, und die Frage zu beantworten, warum in diesem Quartier alle Straßennamen etwas mit der Potsdamer Filmgeschichte zu tun haben. Die Landeshauptstadt fördert 2020 die Sonderausstellung „125 Jahre Kino“ im Filmmuseum Potsdam (Laufzeit Herbst 2020 – Mai 2021). Im Jahr 2019 wurde die Sandmann-Ausstellung gefördert, die bis Herbst 2021 verlängert wird. Das Filmmuseum hat als spezielles Angebot in der Corona-Pandemie virtuelle Rundgänge entwickelt. Für die Jahre 2020/2021 sind Projekte des Babelsberger Filmgymnasiums in Kooperation mit der UNESCO Kreativstadt des Films Wellington und evtl. weiterer Filmstädte in Planung. Es geht um das Schülerprojekt „Talking to Grandma/Granddad about film“ – Schülerinnen und Schüler sprechen mit ihren Großeltern über Filme/Kino ihrer Zeit.
Ausgewählte Maßnahmen im Kontext der Absichtserklärung Film und Nachhaltigkeit:
Potsdam setzt sich aktiv für mehr Nachhaltigkeit in der Filmproduktion sowie im Filmtourismus ein.
Die Landeshauptstadt Potsdam hat mit den Themenjahren 2011 „Stadt des Films“ sowie 2015 „Hinter den Kulissen“ filmtouristische Angebote entwickelt. Touristische Führungen mit Filmbezug sind Teil des ständigen Angebots der PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH. Diese Erfahrungen bringt die Landeshauptstadt in die Bemühungen von Medienboard und TMB Tourismus Marketing Brandenburg GmbH ein, um dem Thema Filmtourismus in Brandenburg einen höheren Stellenwert zu geben.
Ausgewählte Maßnahmen im Kontext der Absichtserklärung Nachwuchsförderung:
Im Januar 2020 hat sich das Filmgymnasium Babelsberg am Malwettbewerb des 15. Internationalen Kinder- und Jugendfilmfestivals (BIKY) der UNESCO Kreativstadt des Films Busan (Südkorea) beteiligt und den Hauptpreis gewonnen. Eine zwölfjährige Schülerin des Potsdamer Filmgymnasiums ist zum Festival im Juli 2020 eingeladen und soll Mitglied der Jury des Kinder- und Jugendfilmfestivals (BIKY) werden. Die Teilnahme steht unter dem Vorbehalt der Entwicklung der Corona-Pandemie. Im September 2020 soll das traditionelle Sehsüchte Filmfestival erstmals mit Beteiligung von Filmen sowie Fachpublikum anderer UNESCO Kreativstädte des Films stattfinden.
Ausgewählte Maßnahmen im Kontext der Absichtserklärung Vernetzung mit globalem Süden:
Es war geplant, während des Zanzibar International Film Festival (ZIFF) Anfang Juli 2020 nach Sansibar zu reisen und das städtische Projekt – Entwicklung der Siedlung Kikwajuni und Reaktivierung Botanischer Garten Kilimani/Migombani – abzuschließen. Die Corona-Pandemie verhindert vorerst die Realisierung dieser Planungen. Im Rahmen des Projektes „Das filmische Gesicht der Städte“ wird seit Januar 2020 der englischsprachige Podcast „Film Studies bling-bling“ produziert. Der Podcast gibt nicht nur Einblick in die filmwissenschaftliche Forschung in Potsdam, sondern stellt bewusst Filmwissenschaftlerinnen und Filmwissenschaftler weltweit vor. Es ist erklärtes Ziel, auch die Filmforschung im globalen Süden zu präsentieren.