Im Beisein des Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, Bernd Rubelt, hat sich heute, 22. Februar 2021, der neu berufene Klimarat der Landeshauptstadt Potsdam vorgestellt. Der Beigeordnete machte deutlich, dass sich die Landeshauptstadt einen Klimarat wünscht, der Politik und Verwaltung konstruktiv und kritisch auf dem Weg in die Klimaneutralität begleitet, wie er im Masterplan 100% Klimaschutz vorgezeichnet sei. „Mit seiner Fachkompetenz soll der Beirat aufzeigen, wo es gut läuft, wo es hakt, und wo Potsdam nachbessern muss. Der Klimarat soll als Anwalt des Klimaschutzes für uns Berater, Impulsgeber und Kontrollinstanz für die Umsetzung des Masterplans sein. Und er soll als Forum für die Öffentlichkeit auch eine Art Plattform für Lösungen sein, die die Stadtgesellschaft mitnimmt“, so der Beigeordnete.
Dem Klimarat gehören an: Daniela Setton, Referatsleiterin Klimaschutz beim Ministerium Ländliche Entwicklung, Umwelt und Klimaschutz Land Brandenburg (MLUK), Dr. Sophie Haebel, Leitung des Fachbereichs Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie beim Projektträger Jülich und zweite Vorsitzende des Energie Forums Potsdam, Prof. Dr. Michael Prytula, Forschungsprofessur Ressourcenoptimiertes & klimaangepasstes Bauen an der FH Potsdam, dort Leiter des Masterstudiengangs „Urbane Zukunft“, Christina Meßner, Referentin für Umwelt & Entsorgung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, Dr. Fritz Reusswig, Soziologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Anja Hänel, Geschäftsführerin beim Brandenburger Landesverband des ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD), Dr. Till Weishaupt von der Potsdamer Firma ad modum GmbH, Agentur für Kommunikation, Dr. Ariane Walz, Referentin für Klimaanpassung am Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK), sowie Anna Kowalkowski und Simon Jüngling von Fridays for Future.
„Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, acht Persönlichkeiten mit großer beruflicher und wissenschaftlicher Reputation aus Potsdam für dieses Ehrenamt zu gewinnen und besonders auch auf die Mitwirkung der Jugend.“ sagt Bernd Rubelt. Das Gremium wird nach den im „Masterplan 100% Klimaschutz bis 2050“ definierten acht Handlungsfeldern mit je einer Person besetzt, plus zwei Jugendlichen von Fridays for Future.
„Wir wollen alle wichtigen Bereiche des Klimaschutzes abdecken und uns auch um die Klimaanpassung kümmern – etwa im Bereich Moorschutz oder der klimagerechten Aufwertung des Potsdamer Stadtgrüns. Denn auch wenn wir Klimaschutz machen müssen – der Klimawandel wird noch eine Weile weitergehen, und wir müssen Potsdams Bevölkerung und die Stadtnatur besser schützen. Bei den aktuell laufenden Integrierten Stadtentwicklungskonzepten (INSEK) ist diese integrierte Betrachtung unabdingbar und wird von den Beteiligten BürgerInnen auch bereits gesehen“, so Dr. Ariane Walz.
Fritz Reusswig beschreibt das Aufgabenverständnis des Potsdamer Klimarats wie folgt: „Corona geht hoffentlich bald vorbei – der Klimawandel bleibt uns leider noch länger erhalten. Der ‚Impfstoff‘, den wir dagegen brauchen werden, wird aber dankenswerterweise auch in Potsdam hergestellt. Er heißt Klimaschutz, und wir alle können dazu beitragen, dass er rasch genug und in ausreichenden Dosen zur Verfügung steht. Die Voraussetzungen dafür stehen gut in Potsdam, und wir vom Klimarat wollen die Stadt dabei aktiv unterstützen!“
Der Klimarat wurde durch SVV-Beschluss Ende Januar 2020 neu berufen und traf sich Mitte März 2020 zu seiner konstituierenden Sitzung. Drei neue Mitglieder sollen am 3. März durch die SVV bestätigt werden. Seitdem gab es neun digitale Treffen, auch bereits mit wichtigen Entscheidungsträgern der Stadt zu ausgewählten Themen. Die Aufhebung des Lockdowns im Sommer 2020 nutzte der Klimarat zu einer Exkursion in das neu geplante Krampnitz-Areal, in dem Stadt, Entwicklungsträger und Stadtwerke ein klimaneutrales Viertel neu errichten wollen. Mit einem Vorschlag zur künftigen Wärmeversorgung in Krampnitz hat sich der Klimarat gleich in die Diskussion um die konkrete Planung eingebracht. Und auch zur Dekarbonisierungsstrategie der Energie und Wasser Potsdam (EWP) hat der Beirat schon Fragen und Anregungen eingebracht.
Der Klimarat stellte seine nächsten Arbeitsschwerpunkte vor. Die Voraussetzungen, um das Klimaneutralitätsziel des Masterplans zu erreichen, seien gut. Die Stadt habe nicht erst gestern mit dem Klimaschutz angefangen. Durch das gewachsene öffentliche Interesse am Klima-Thema und insbesondere auch durch den SVV-Klimanotstandsbeschluss 2019 habe Klimaschutz in Potsdam Fahrt aufgenommen. „Jetzt kommt es darauf an“, so Dr. Reusswig, „gangbare Pfade in den verschiedenen Handlungsfeldern zu entwickeln und mögliche soziale Härten abzufedern und Konflikten möglichst vorzubeugen – etwa bei den sensiblen Themen energetische Gebäudesanierung oder Verkehr.“
„Der Verkehr stellt Potsdam nicht nur aus Klimagesichtspunkten vor Probleme. Mir ist es wichtig, in einem stadtweiten Diskurs und zusammen mit den Umlandgemeinden daran zu arbeiten, wie wir das Leitbild der weitgehend autofreien Stadt so umsetzen können, dass die Erreichbarkeit gewährleistet und die Klimaziele erreicht werden“, sagt Anja Hänel vom ökologischen Verkehrsclub VCD Brandenburg.
Christina Meßner von der IHK macht deutlich: „Die Wirtschaft sieht, dass langfristiger unternehmerischer Erfolg und Klimaschutz zusammengehören und sich nicht ausschließen. Es ist wichtig, dass wir auch die Klimaschutz-Kompetenz der Potsdamer Wirtschaft nutzen und fördern. Unternehmen könnten z.B.im Bereich Flächenbegrünung oder bei der Nutzung vorhandener Dachflächen für Photovoltaik-Anlagen eine wichtige Rolle spielen.“ Den immer wieder gehörten Einwand, Klimaschutz sei ein hemmender Faktor für Wirtschaft und Stadtentwicklung lässt Prof. Michael Prytula von der FH Potsdam nicht gelten: „Im Gegenteil: Städte werden zukünftig ohne fossile Emissionen auskommen müssen und sie werden klimaresilient sein, sonst wird es für uns alle sehr ungemütlich. Corona bietet uns bei allen Problemen auch die Chance, über die Stadt der Zukunft neu nachzudenken, über Fragen der Dichte, des Stadtgrüns, der räumlichen Aufteilung von Arbeiten und Wohnen – und dieses Gelegenheitsfenster sollten wir nutzen, um auch den Klimaschutz voranzubringen.“
„Der Klimarat sieht sich als Vermittler, Experte und Mediator für einen erfolgreichen Klimaschutz. Zugleich geht es für erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen immer auch um soziale Integration und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Klimaschutz ist kein Alleinauftrag an Politik und Verwaltung - Klimaschutz erfordert ein Bewusstsein und aktives Handeln eines jeden Einzelnen. Eine breite Debatte und Sichtbarkeit in der Landeshauptstadt ist wünschenswert“, betont Dr. Till Weishaupt.
„Der Klimanotstandsbeschluss der Stadtverordnetenversammlung vom Sommer 2019 hat dem Thema Klimaschutz in Potsdam einen neuen Kick gegeben, der auch mit neuen Aufgaben verbunden ist. Ich erhoffe mir vom Klimarat bei seiner zukünftigen beratenden Arbeit, dass er uns hier wichtige Hinweise geben kann“, sagt Cordine Lippert, Leiterin der Koordinierungsstelle Klimaschutz Potsdam abschließend.