Potsdams Wahlleiter geht in den Ruhestand

Dr. Matthias Förster
© Robert Schnabel
Dr. Matthias Förster (© Robert Schnabel)

Dr. Förster über seine langjährige Arbeit für die Statistik

Zahlen, Daten und Tabellen: Was für viele staubtrocken klingt, bringt Dr. Matthias Förster ins Schwärmen. „Die Statistik ist meine Welt. Mein ganzes Leben dreht sich schon darum“, sagt der 65-jährige Mathematiker und grinst hinter seinem weißen Bart. Derzeit arbeitet er intensiv am Landeshauptstadt-Vergleich. Von der Bevölkerungsentwicklung über die Situation am Arbeitsmarkt oder im Wohnungsbau bis hin zur Zahl der Eheschließungen werden darin die sechzehn Landeshauptstädte miteinander verglichen. Objektiv. Eben auf Basis von Zahlen und Fakten. „Den möchte ich noch abschließen, bevor ich in Rente gehe“, sagt er. Lange Zeit bleibt ihm nicht mehr, denn der 28. Februar ist sein letzter Arbeitstag. Dann wird Dr. Matthias Förster 43 Jahre im Dienst der Mathematik und Statistik, 22 davon für die Landeshauptstadt Potsdam gearbeitet haben.

Nach Stationen im Lehrgerätewerk Mittenwalde, in der Zentralverwaltung für Statistik der DDR, der Akademie der Wissenschaften und der Hochschule für Ökonomie in Berlin nahm er ab 1995 bei der Landeshauptstadt Potsdam neben der Arbeit als Statistiker auch die Funktion des Kreiswahlleiters ein. So sorgte er über Jahrzehnte dafür, dass die Wahlen in Potsdam korrekt abliefen und die Ergebnisse schnell und zuverlässig vorlagen. Das erste Mal war er 1996 als Kreiswahlleiter gefordert, beim Volksentscheid über die Fusion der Länder Berlin und Brandenburg. „Die anstrengendste Wahl war aber erst zwei Jahre später, als Potsdam über den Deutschen Bundestag, die Stadtverordnetenversammlung und den zukünftigen Oberbürgermeister gleichzeitig abgestimmt hat.“ Förster erinnert sich an eine besonders hohe Wahlbeteiligung und daran, dass die Leute vor den Wahllokalen Schlange standen, es sogar einen Engpass bei den Wahlkabinen gab. „Aber auch diesen Aufwand haben wir bewältigt und irgendwann im Morgengrauen, als alle Wahlbezirke ausgezählt waren, ging es nach Hause“, sagt er. Richtige Pleiten habe er nie erlebt, auch wenn ab und an die Nervosität etwas stieg. Zum Beispiel, als ein Wahllokal nicht öffnen konnte, weil der Wahlvorstand seinen Schlüssel nicht fand. Gerade als Förster den Wagen mit dem Notfall-Wahllokal, bestehend aus Partyzelt, einigen Stühlen und einer Wahlurne, vom Hof der Stadtverwaltung losschicken wollte, fand sich der Schlüssel an.

„Dass stets alles gut geklappt hat, lag aber nicht an mir, sondern an den Kollegen“, sagt Förster. Und so verabschiede er sich jetzt auch mit einem guten Gefühl in den Ruhestand. „Ich weiß, dass der Übergang gut organisiert ist und die Kollegen ihre Arbeit gut machen.“ Für ihn bleibt nun mehr Zeit für seine Hobbys - Wandern, Reisen, Radfahren, Projekte am Haus und im Garten. „Meine Frau hat schon eine lange Liste, was alles zu tun ist.“ Ganz ohne Statistik wird es aber nicht gehen. Deshalb hat sich Dr. Matthias Förster auch schon gemeldet - als Erhebungsbeauftragter für den Mikrozensus.

Jährlich mehr als 5000 statistische Auswertungen

Geburten und Todesfälle, Umzüge, Bauen, Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Verkehr oder Kultur - es gibt keinen Lebensbereich in der Landeshauptstadt Potsdam, zu dem der Bereich Statistik und Wahlen keine Zahlen und Daten hat. Denn hier werden die städtischen Strukturen auf Basis statistischer Informationen genau beobachtet und analysiert, zum Teil auch prognostiziert. Knapp 5000 statistische Auswertungen, also Tabellen, Grafiken und Karten, zu fast 200 Beobachtungsfeldern kommen so pro Jahr zusammen. Sie bilden eine wichtige Grundlage für viele Planungen in der Verwaltung - sei es für den Bau von Kitas, Schulen und Spielplätzen oder die Lenkung künftiger Verkehrsströme.

Die meisten erhobenen Daten werden in einem der vielen Berichte veröffentlicht, die das zehnköpfige Team des Bereichs Statistik und Wahlen regelmäßig erstellt. Jährliches Hauptwerk ist der etwa 300-seitige Statistische Jahresbericht, der ein besonders breites Spektrum an Zahlen und Daten bereithält. Daneben gibt es kleinere, detaillierte Berichte zu Themengebieten wie dem Tourismus oder zu einzelnen Stadtteilen. Der Bereich ist auch für die Organisation, Durchführung und Auswertung kommunaler Befragungen zuständig. Er veröffentlicht beispielsweise jedes Jahr die Ergebnisse der Umfrage „Leben in Potsdam“ oder zuletzt der Bürger-Befragung zu den Welterbe-Parks.

Weitere zentrale Aufgabe des Bereichs ist die Organisation und Durchführung von Wahlen. Von der Europawahl bis zu den Kommunalwahlen und Bürgerentscheiden sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür verantwortlich, dass jeder Potsdamer und jede Potsdamerin an Wahlen teilnehmen kann und dass die Ergebnisse korrekt ausgezählt und schnell veröffentlicht werden. Das nächste Mal wird dies im Herbst 2017 zur Bundestagswahl aktuell.