Märkisches Relief, Manfred Rößler, um 1994

Schon auf den ersten Blick erschließt sich dem Auge des Betrachters ein intensiver Dialog aus Formen und Farben. Ruhe und Bewegung wechseln einander ab. Vertikale, horizontale und diagonale Linien rhythmisieren die Abfolge von abstrakten und gegenständlichen Elementen. An einigen Stellen glaubt man Giebel oder Fassaden von Häusern zu erkennen. Die verschiedenen Farbtöne des gebrannten Tons strukturieren die Oberfläche des Märkischen Reliefs, wie man es von den Dörfern und Städten in Brandenburg kennt. Erstaunlich wirken die Zähne, doch dienen diese nicht als archäologischer Nachweis zurückliegenden Lebens, sondern als Brennhilfe. Zwischen den Steinen im Brennofen platziert, geben sie durch Verformung den Zustand der fertig gebrannten Steine an.

An anderen Stellen ergänzen Steinzeugrohre das Märkische Relief. Manfred Rößler (*1935) bezog diese Elemente bewusst in seine Komposition mit ein, denn an diesem Ort befand sich derzeit eine Firma für Tief- und Rohrleitungsbau. Die üblicherweise ins Erdreich verlegten Steinzeugrohre werden sichtbar gemacht, erhoben und in einen neuen Kontext gesetzt. Die Einbeziehung von Steinzeugrohren in das Konzept ist auch in der Potsdamer Innenstadt zu finden. An den Außenrändern bilden zwei dieser Rohrformationen die Stütze für zwei märkische Bewohner. An der linken Seite zeigt sich der heutzutage eher selten anzutreffende König der Lüfte: der Adler. Aus seinem goldfarbenen Federkleid erhebt sich der kleine Kopf, die Umgebung scharf beobachtend. Auf der rechten Seite hockt in sich ruhend und brütend ein Huhn. Den Bezug zum Menschen und zur Kunst stellt eine Frauenplastik her. Ihre torsohafte Gestalt symbolisiert das Schöne. Nebenan dient fließendes Wasser in einem kleinen Brunnen als Symbol des Kreislaufes des Lebens und als Lebensgrundlage. Daraus erwächst als krönender Abschluss das pflanzliche Leben. Florale Elemente verzieren eine Art Giebel. Die Negativabdrücke verweisen auf die Ursprünglichkeit der Natur und erinnern zugleich an Fossilienabdrücke vergangener Zeiten. Der rankende Efeu, welcher sich nach und nach die Flächen des Reliefs erobert, bildet einen unmittelbaren und natürlichen Rahmen. Dessen Grün bereichert kunstvoll das in Rottönen gehaltene Märkische Relief und unterstreicht dabei nicht nur das Naturhafte der Wand, er erweist sich auch als praktischer Sichtschutz für die dahinterliegenden Bereiche.