Kolumne der Woche: Rückblick auf spannende Begegnungen

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

18. November 2018

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

in der kommenden Woche werde ich nach 16 Jahren offiziell aus dem Amt des Oberbürgermeisters verabschiedet. Das war eine lange und intensive Zeit. Zusammen mit meiner Tätigkeit als Jugendamtsleiter und Sozialbeigeordneter sind es dann 25 Jahre, in denen ich in und für die Landeshauptstadt Potsdam gearbeitet habe. Eigentlich Zeit Bilanz zu ziehen, denn es ist sehr viel passiert. Die Stichworte lauten: Wachstum, Potsdamer Mitte, Toleranz.

An dieser Stelle aber möchte ich nicht Bilanz ziehen, sondern mich an die unzähligen Begegnungen mit Ihnen und Ereignisse erinnern, die die Zeit und meine Arbeit für die Landeshauptstadt entscheidend mitgeprägt haben – ob bei Veranstaltungen, in der SVV oder auf der Straße. Die Begegnungen waren immer informativ, interessant und lehrreich. Für all diese Begegnungen und Ihr Vertrauen möchte ich mich herzlich bedanken!

Dabei ist mir einiges in Erinnerung geblieben, was einprägsam und mitunter skurril war: Im Sommer 2017 beispielsweise hatten wir durch einen Wasserrohrschaden einen Fahrbahneinbruch am Bassinplatz. Ich war gerade zu Fuß zu einem dienstlichen Termin unterwegs, als mich gleich mehrere Menschen ansprachen und darauf aufmerksam machten. Sie freuten sich, dass ich mich persönlich darum kümmere. Dabei wollte ich mir vor Ort eigentlich gar kein Bild machen, sondern war nur zufällig in der Nähe.

Oder wie kommen die Potsdamerinnen und Potsdamer zu Ihrer Verkehrsprognose: Da wollten zu Beginn meiner Amtszeit am Samstag im Supermarkt stets viele von mir wissen, wo denn Straßen gesperrt sind. Da war ich natürlich überfordert. Also ließ ich mir von der Verwaltung jeden Freitagnachmittag eine Liste mit Baustellen vorlegen, um gewappnet zu sein. Das Problem aber war: die Liste war fünf bis sechs Seiten lang. Wer kann sich so etwas merken? Also sagte ich der Verwaltung nach drei Wochen: Lasst das. Seither gibt es die Stau- und Baustelleninformation für alle per Pressemitteilung.

Auch mit auswärtigen und internationalen Gästen gab es mitunter filmreife Erlebnisse – ob es beim M100 Sanssouci Colloquium war, bei der Eröffnung des Museums Barberini oder beim Außenministertreffen mit Frank-Walter Steinmeier und seinem damaligen englischen Kollegen Boris Johnson. Die schönste Geschichte möchte ich Ihnen aber nicht vorenthalten, es war der Besuch der Queen in Potsdam im Jahr 2004.

Matthias Platzeck war Brandenburgischer Ministerpräsident, ich Oberbürgermeister. Im Vorfeld bekamen alle Teilnehmer ein eng beschriebenes, detailliertes Protokoll, wie man sich gegenüber der englischen Königin zu verhalten habe. Erstens: Man spricht sie nicht an, sondern wird angesprochen. Zweitens: Man fasst sie auf gar keinen Fall an! Und wenn sie die Tasche auf den Tisch stellt, will sie nach Hause. Platzeck und ich hatten die Aufgabe, die Queen vom Zug abzuholen. Der Zug fuhr also in den Bahnhof ein und wer stieg aus? Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Bahnchef Hartmut Mehdorn. Diese hatten die Aufgabe, nach links abzutreten und die Queen sollte rechts entlang gehen. Sie stieg aus und lief jedoch den beiden Herren nach. Da stürzte Matthias Platzeck ihr hinterher und drehte sie behutsam in die richtige Richtung. Ein absoluter protokollarischer Super-Gau.

Aber das war nicht alles. Als die Autokolonne schließlich Richtung Schloss Cecilienhof rollte, geschah das nächste Missgeschick – zumindest für mich. Mir wurde bedeutet, ich solle in eine riesige Limousine einsteigen, allein. Dabei war für mich eigentlich geplant, Prinz Philip zu begleiten, den Ehemann der Queen. Wo ist der, fragte ich also. Daraufhin wurde mir bedeutet, dass er vor mir in einem schäbigen Jeep sitzt. Klar, welche Rolle ich hier spielte, falls es zu einem Attentat kommen sollte. Angekommen am Schloss, sollte Innenminister Jörg Schönbohm den Prinzen in Empfang nehmen. Er riss die Tür auf, staunte mit großen Augen und rief empört: „Was machen Sie denn hier? Wo ist der Prinz?“ Ich zeigte nach vorne und er entgegnete: „Was, der fährt Sie auch noch?“

Das war natürlich eine grandiose Szene. Ein absoluter Höhepunkt der skurrilen Erlebnisse meiner Amtszeit. Es war mir eine Ehre, so lange für die Landeshauptstadt tätig gewesen sein zu dürfen und freue mich nun auf meinen Ruhestand.

Machen Sie es gut!

Ihr

Jann Jakobs