Kolumne der Woche: Entdecken, was uns verbindet

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

8. September 2018

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,
sehr verehrte Freunde der Denkmalpflege,

Heute ist es wieder so weit: Potsdams Denkmale öffnen ihre Türen. Viele von Ihnen wartenten voller Freude auf diesen Tag, an dem Sie in fremde Welten eintauchen und sich von anderen Bauherrn inspirieren lassen können..An dem sie neue Perspektiven auf altbekannte Gebäude entwickeln und interessante Details von Architekten, Bauherrn, Restauratoren oder anderen in der Denkmalpflege tätigen Menschen erfahren. Auch für mich ist der Zugang zu den Denkmalen am Tag des offenen Denkmals einzigartig, gerade weil er so unmittelbar ist.

Wir in Potsdam nehmen seit 24 Jahren am bundesweiten Ereignis teil. Der Tag wird jedes Jahr von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unter ein besonderes Motto gestellt. Im laufenden Europäischen Kulturerbejahr 2018 lautet das  Motto „Entdecken, was uns verbindet“. Man kann die Aufforderung auch anders formulieren und fragen: Was ist europäisch an unserer Architektur? Natürlich nimmt dieses Motto die derzeitige politische Lage in ganz Europa und der Welt auf und möchte den stark nationalen Tendenzen etwas entgegensetzen.

Architekturstile haben sich schon früh über Ländergrenzen hinweg verbreitet. Baumeister, Fürsten und Handwerker tauschten sich untereinander aus und lernten voneinander. Es gab immer schon Trends, die aus dem Ausland aufgenommen und weitergeführt wurden. In Potsdam ist die Übernahme von Architekturstilen besser zu verfolgen als anderswo. Alle Migranten brachten ihre eigene Kultur mit, zu der die Architektur selbstverständlich dazu gehört. In Potsdam denke ich da an die Hugenotten und die Französische Kirche; das Holländische Viertel für die eingewanderten Niederländer, die Kolonie Alexandrowka für russische Sängersoldaten oder das Kolonistendorf Nowawes für böhmische Weber und Spinner. Sie alle prägten mit ihrer mitgebrachten Architektur und ihren Handwerkskünsten das Stadtbild, für das Potsdam heute berühmt ist.

Am Sonntag haben Sie die schöne Gelegenheit, diesen Gedanken nachzugehen. Wo sind unsere Wurzeln und wie zeigen sie sich in unserer Architektur. Ich bin sicher, dass Sie in allen geöffneten Denkmalen den europäischen Einfluss erkennen werden.

Wir eröffnen den Tag des offenen Denkmals in der Villa Francke, Gregor-Mendel-Straße 23. In italienischer Athmosphäre präsentieren wir ihnen die eigens aus Rom angereiste Sängerin Lucilla Galeazzi. Sie gehört zu den bekanntesten Stimmen des italienischen Folk-Revival und ist  heute eine der gefragtesten Künstlerinnen der mediterranen Musikszene.
 
51 Denkmale stehen am Sonntag für Sie offen. Die Stadt nimmt die Gelegenheit wahr, in diesem Jahr die zahlreichen Vereine, Initiativen und Gemeinden und die von Ihnen betreuten Bauwerke ins Blickfeld zu rücken. Sie alle setzen sich ehrenamtlich und mit viel Engagement für Potsdams Denkmale ein.

Liebe Kulturerben, besuchen auch Sie einige der Orte am Tag des offenen Denkmals. Vielleicht begegnen wir uns dort?  Allen Gästen wünsche ich viel Vergnügen an diesem lustvollen und interessanten Tag!

Ihr
Jann Jakobs