Energiefeld, Paul Pfarr, 1993

Granitfindlinge und Stahlrohre; Findlinge ca. 170-200cm (H), 170-200cm (B), 130-150cm (T), Rohre: 900cm (L), 8cm (D)

Auf den ersten Blick lehnen die meterlangen Stahlrohre wie zufällig an den tonnenschweren Findlingen. Nach einiger Zeit der Betrachtung jedoch kann der aufmerksame Beobachter Ideen zum Gehalt der raumgreifenden Installation entfalten. Während die unverrückbar wirkenden Granitsteine Erdenschwere und Bodenhaftung vermitteln, versinnbildlichen die Stahlrohre Leichtigkeit und aufwärtsstrebende Kräfte. Durch die Wechselbeziehungen zwischen Findlingen und Rohren entsteht eine dreidimensionale, Energie vermittelnde Plastik, die polarisierend wirkt. Dabei zeigt sie nicht nur Gegensätzlichkeit, sondern weist auf ein sich gegenseitig bedingendes Beziehungsgeflecht hin.

Die Findlinge speichern die Energien einer Millionen Jahre alten Erdgeschichte. Dieses naturgegebene Potenzial des Urzustandes trifft auf menschliche Umformung. Eisenerz wird durch Zuführung von Wärme aus Gesteinen gewonnen und durch mechanische Kräfte in eine neue Gestalt gebracht. Doch jene Erstarrung kann rückgängig gemacht und in neue Formen überführt werden – das harte Material ist fügbar und fest zugleich. Prozesse des Formens finden auch im Gedankenaustausch statt, wo Wissen vermittelt und neue Denkstrukturen entwickelt werden. Demnach ist auch der Aufstellort nicht zufällig gewählt, denn das Gelände der Universität Potsdam birgt ein hohes Lern- und Entfaltungspotenzial. Die horizontalen Bewegungen, der sich auf den kreuzenden Gehwegen bewegenden Fußgänger, werden durch die Installation vertikal fortgeführt, erhoben und letztendlich sublimiert. Sonnenlicht wirft die Schlagschatten der Rohre auf den Erdboden zurück und verweist somit auf den Ursprungsort des Metalls. Zwischen den Polen, im Innern des Energiefeldes, reiben sich die durchkreuzenden und in verschiedene Richtungen strebenden Rohre an ihren Oberflächen statisch auf – genau wie der Gedanken austauschende Dialog zwischen Studenten und Lehrenden.

Paul Pfarr (*1938) möchte Denkprozesse anregen. Energie bedeutet Bewegung und die braucht es, um Reflexions- und Denkprozesse in Gang zu bringen. Sein Kunstwerk bleibt offen für Interpretationen, weshalb sich wohl kein Hinweis zur Eindeutigkeit findet. Der Betrachter kann sich in der spannenden Aufgabe üben, sich die möglichen Intensionen des Künstlers zum Energiefeld assoziativ zu erschließen und eigene Fragen aufzuwerfen.

Adresse

Energiefeld
Stahnsdorfer Straße 140
Innenhof Studentendorf Universität Potsdam
14482 Potsdam
Deutschland