"Potsdam zwischen Aufbau und Zerstörung 1965 bis 1995"

Verein Argus übergibt Diasammlung von Hubert Globisch an das Potsdam Museum
 Burgstraße: Blick nach Osten. Im Vordergrund Sicherheitsverschalungen aus alten Türblättern am Haus Burgstraße 3-4
© Hubert Globisch
Burgstraße: Blick nach Osten. Im Vordergrund Sicherheitsverschalungen aus alten Türblättern am Haus Burgstraße 3-4, kurz vor der Sprengung der gegenüber gelegenen barocken Häuser, 1973. © Potsdam Museum / Foto: Hubert Globisch

Anlässlich der Übergabe einer wertvollen Diasammlung aus dem Nachlass des Potsdamer Künstlers und Kunstpädagogen Hubert Globisch durch den Verein ARGUS Potsdam e.V. an das Potsdam Museum findet am Dienstag, 18. November, um 18 Uhr eine öffentliche Präsentation dieser fotografischen Stadtdokumentation im Museum statt. Begleitend hält der Bauhistoriker Thomas Sander einen Festvortrag zum Thema „Potsdam zwischen Aufbau und Zerstörung 1965-1995“. Anschließend ist ein Gespräch mit Thomas Kumlehn vom Potsdamer Kunstverein geplant.

Bereits 2012 erhielt Saskia Hüneke, Vorstandsmitglied von ARGUS Potsdam e.V., die insgesamt 1512 Dias aus dem Nachlass des Künstlerehepaares Suse Globisch-Ahlgrimm und Hubert Globisch. Sehr schnell fiel in Abstimmung mit dem Potsdamer Kunstverein die Entscheidung, diesen Fotobestand an das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte weiterzugeben. Zuvor sollte der Bestand erschlossen und mit der Erforschung begonnen werden. Dank einer Projektförderung durch die Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Potsdam konnte im Frühjahr mit der Bearbeitung des Bestandes begonnen werden. Die Digitalisierung der Dias erfolgte in den Werkstätten des Oberlinhauses. Erschließung, Recherche und inhaltliche Bestimmung nahm der Bauhistoriker Thomas Sander vor. Im Abschluss untersuchte Thomas Kumlehn für den Potsdamer Kunstverein e.V. die Sammlung in Bezug auf das künstlerische Werk von Hubert Globisch. Im Ergebnis dieser Zusammenarbeit erfolgt nun die endgültige feierliche Übergabe des aufgearbeiteten Bestandes an das Potsdam Museum, wo das Bildmaterial archiviert und für weitere Forschungen zur Verfügung gestellt wird.

Zur Diasammlung von Hubert Globisch:
Hubert Globisch (1914–2004) war ein bedeutender Potsdamer Maler und Grafiker. Kaum bekannt ist, dass Globisch seit seiner Jugendzeit auch fotografierte und sich später sogar eine
Schmalfilmkamera zulegte. Neben Stift und Zeichenblock war für ihn der Umgang mit der Kamera eine weitere wichtige Möglichkeit, das unmittelbar Gesehene festzuhalten, es ebenso zu dokumentieren wie für die weitere künstlerische Auseinandersetzung nutzbar zu machen.  
Als Globisch 1958 an der Oberschule 18 in Potsdam-Babelsberg seine mehr als zwanzigjährige Tätigkeit als Kunstpädagoge begann, war dies mehr als nur ein Beruf – es war die Chance, mit Klugheit und Einfühlungsvermögen, Heranwachsenden eine Welt zu erschließen, sie mit neuen Ideen zu bereichern und sich selbst darin erkennen zu lassen.

Damals mangelte es an geeignetem Lehrmaterial für den Kunstunterricht und so begann Globisch um 1965 mit der Fertigung von Dias, die er den Schülern von der 8. bis zur 12. Klasse zeigte. Bis 1995 entstanden mehrere tausend Aufnahmen, zumeist von Werken der europäischen und deutschen Kunstgeschichte. Einen Teil davon widmete der Maler jedoch explizit seiner Geburts- und Heimatstadt Potsdam. Mitunter täglich war er hier unterwegs und hielt geplant oder spontan fest, was ihm vor die Kamera kam: glänzende Neubauten, verfallende Barockhäuser, Gewitter, Regenbögen, den Abriss ganzer Häuserzeilen in der Wilhelm-Külz-Straße und der damaligen Leninallee, aber auch den Wiederaufbau der Nikolaikirche und des Alten Rathauses, brennende Mülltonnen vor und wilde Sperrmüllaktionen nach 1989.