Potsdam innovativ: Innovationen finanzieren

Rainer Bohnert (ATeNe GmbH)
© Rainer Bohnert (ATeNe GmbH)
Potsdam innovativ 15.09.2011a
Am 15. September 2011 fand die bereits dritte Veranstaltung aus der Reihe „Potsdam innovativ" im Potsdamer Centrum für Technologie statt. Das Thema lautete diesmal „Innovationen finanzieren".

In seinem Keynote-Vortrag über die attraktivsten öffentlichen Innovationsförderprogramme von Land und Bund (u.a. Innovationsassistent, Brandenburger Innovationsgutschein, F&E-Richtlinie, ZIM) hat Rainer Bohnert von der Unternehmensberatung ATeNe GmbH wertvolle Tipps für die Antragstellung bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) gegeben. Man müsse wissen, so Bohnert, dass die Antragstellung für öffentliche Fördermittel für ein Innovationsprojekt ein Projekt an sich sei. Die Beantragung von Fördermitteln bedeutet für das Unternehmen, einen bis zwei Personenarbeitsmonate zu investieren. Das lohne sich und die Förderbedingungen seien lukrativ, es koste nichtsdestoweniger immer „Schweiß und Tränen". Unternehmensberater wie ATeNe können den Firmen viel Arbeit abnehmen - die meisten arbeiten erfolgsabhängig und ihre Honorare (ein Prozentsatz des Fördervolumens) werden erst bei erfolgreichem Zuwendungsbescheid fällig. Auch Technologietransferstellen der Universitäten und Hochschulen - wie Potsdam transfer - begleiten Unternehmen bei gemeinsamen Anträgen mit der Wissenschaft.

Peter Paul Schikora, Vorstand der GlucoMetrix AG, die im Wissenschaftspark Potsdam-Golm ihren Sitz hat, referierte über seinen ungewöhnlichen Weg, Kapital zur Finanzierung seiner F&E-Projekte zu akquirieren. Sein Unternehmen veräußert seit einiger Zeit mit enormem Erfolg Genussrechte, also Beteiligungen am Erfolg des Unternehmens. Ein Stimmrecht des Genussrechtsinhabers ist dabei immer ausgeschlossen. Die Rendite ist oft recht hoch, bei einer Insolvenz erfolgt die Rückzahlung der Einlage des Genussscheininhabers aber erst nach vollständiger Befriedigung aller anderen Gläubiger. Die Investoren sind lediglich am Gewinn und Verlust beteiligt. Die GlucoMetrix AG hat zwei innovative Verfahren zur Insulinherstellung entwickelt und patentiert. Die komplette Entwicklung wurde durch die Genussrechte und die Fördergelder der ILB finanziert. Um Genussrechte vertreiben zu können, musste Schikora ein Emissionsprospekt herausgeben und von der BaFin bestätigen lassen. Die Vermarktung der Genussrechte hat der Unternehmer einem ehemaligen Börsenmakler überlassen, der über sehr gute Kontakte zu Anlegern verfügt und auf diese Weise immer neue Investoren findet. Insgesamt haben die Genussrechte die Lücke zwischen Fördermitteln und Eigenkapital im Innovationsprojekt geschlossen.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion „Mit Unternehmern im Gespräch" berichteten Martina Döring, Gründerin und Geschäftsführerin der aevotis GmbH, und Wolfgang Kusior, Leiter Human Resources der iSQI GmbH, von ihren praktischen Erfahrungen mit der Innovationsfinanzierung. aevotis geht auf die Beyer BioScience GmbH im Biotech Campus Hermannswerder zurück. Zusammen mit Dr. Volker Landschütze hat Frau Döring auf dem Wege eines Management Buyouts mehrere Patente von Beyer BioScience übernommen. Die öffentliche Förderung hat sich als besonders sinnvoll im Wachstumsprozess erwiesen, um die Projektbasis zu erweitern.

Wolfgang Kusior lobte die diversen Unterstützungsangebote für kleine und mittlere Unternehmen in Brandenburg. Die Ansiedlung von iSQI in Potsdam und das schnelle Wachstum sei auf erfolgreiche Wirtschaftsförderung zurückzuführen. Das Unternehmen entwickelt derzeit in Kooperation mit der FH Brandenburg neuartige Software für Examen auf Tablet-PCs, wobei ein Innovationsgutschein zum Einsatz gekommen ist.

Die etwa 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten kontrovers die Förderpraxis im Land Brandenburg. Kusior kritisierte, dass sich die Praxis der Vergabe zu häufig ändere und empfahl jedem Unternehmen, auch die vollständige Förderrichtlinie zu lesen. Frau Döring forderte von den Förderinstitutionen einen offeneren Umgang mit Unternehmern. Diese verdienen Wertschätzung, da sie das unternehmerische Risiko trügen. Sie wünsche sich zusätzlich zu den bestehenden Förderprogrammen ein Instrument, um in der Gründungsphase Liquiditätsengpässe überwinden zu helfen. Peter Paul Schikora mahnte die anwesenden Jungunternehmerinnen und -unternehmer, zu beachten, dass ein Zuwendungsbescheid nicht gleich mit dem Mittelabruf sei. Daher muss man vorsichtig sein, von vornherein mit Fördermitteln zu kalkulieren. Manchmal vergehen mehrere Wochen, bis das Geld auf dem Konto des Unternehmens ankommt.

Die nächste Veranstaltung aus der Reihe Potsdam innovativ findet am 8. Dezember 2011 statt. Das Thema lautet dann „Innovationen bewerten und vermarkten".

Downloads