Freundschaft mit Versailles

29. September 2013 

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

das Thema Partnerschaft habe ich in diesem Jahr schon einmal beschrieben und zugeben müssen, dass Potsdam nicht monogam lebt. Wir haben zahlreiche Partnerstädte und pflegen auch sonst zu allen anderen gute Kontakte. Sei es zur Stadt Bonn, eine unserer sieben Partnerstädte, in die unser Bürgermeister Burkhard Exner in dieser Woche reist. Einerseits um gemeinsam mit den Bonnerinnen und Bonnern sowie Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch den Tag der Deutschen Einheit zu feiern. Und anderseits, um ein Zeichen für die inzwischen 25-jährige Beziehung zu setzen und Kontakte zu pflegen.

Diese Partnerschaft ist eigentlich ein Relikt aus der deutsch-deutschen Teilung. Dennoch freue ich mich, dass sie bis heute, 23 Jahre nach der Deutschen Einheit, hält und durch die Freundeskreise in beiden Städten mit Leben erfüllt wird. So sollten Städtepartnerschaften auch funktionieren: Die Bürger beider Städte leben den Austausch, es entstehen Netzwerke und Verbindungen. Es darf nicht passieren, dass die Städtepartnerschaften nur noch auf dem Papier existieren.

Wie gut Potsdam mit anderen Städten zusammenarbeitet, zeigen zwei Ereignisse dieser Tage. In der vergangenen Woche hat die Stadt Frankfurt (Oder) uns angeboten, 20 Flüchtlinge, die wir in diesem Jahr nicht unterbringen können, bei sich aufzunehmen. Damit hilft die Stadt Frankfurt (Oder) nicht nur uns, sondern vor allem den Betroffenen. Daher danke ich Oberbürgermeister Dr. Martin Wilke für dieses Engagement und die Hilfe.

International haben wir neue Freunde gefunden. Nach der Klimapartnerschaft mit der Stadt Sansibar auf der gleichnamigen Insel im Pazifik, mit der wir einen regen Informations- und Wissensaustausch pflegen, war ich am Wochenende auf Einladung von Bürgermeister Francois de Mazières in Versailles. Eine wunderbare Stadt. Wir beide, sowohl Versailles mit dem weltberühmten Schloss, als auch Potsdam wollen die Kontakte intensivieren. Schon heute gibt es einen Freundeskreis Potsdam-Versailles, es gibt bereits zwei Schulpartnerschaften und schon mehrfach haben mein Kollege Francois de Mazières und ich uns in diesem Jahr getroffen. An diesem Wochenende konnte ich nun die Stadt ein wenig Kennen lernen und Ansprechpartner für mögliche Kooperationen mit Einrichtungen aus Potsdam besuchen. So waren wir beispielsweise im Zentrum für barocke Musik, später auch im Schloss Versailles und beim Paris-Versailles-Lauf.

Natürlich haben wir auch über die künftige Zusammenarbeit gesprochen. Ich bin froh und stolz über diesen neuen Partner an unserer Seite, der zwar offiziell noch nicht Partnerstadt ist, aber bald werden könnte. Wir haben dafür einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten oder auch der Kammerakademie gibt es Partner, die gut zu den Einrichtungen in Versailles passen und bei denen ich mir einen regen Info- und Wissenstransfer vorstellen kann. Dass wir sehr gut mit Versailles zusammenarbeiten heißt aber nicht, dass wir kein Interesse mehr an einer Partnerschaft mit Bobigny haben. Bobigny bleibt unsere Partnerstadt. Allerdings ist der Kontakt zugegebenermaßen derzeit etwas abgekühlt. Vielleicht gelingt es uns, diese Partnerschaft pünktlich zum 30-Jährigen Jubiläum im kommenden Jahr wieder aufzufrischen.

Insofern hoffe ich und setze dabei auch auf Sie, dass wir unsere Partnerschaften auch in Zukunft so intensiv pflegen, wie wir das in den vergangenen Jahren getan haben. Immerhin haben wir in diesem Jahr 40 Jahre Partnerschaft mit Opole, wohin ich Ende Oktober erneut fahre, und 25 Jahre Partnerschaft mit Bonn gefeiert. Und auch die Partnerschaften mit Luzern, Jyväskylä, Perugia und Sioux Falls sind inzwischen in die Jahre gekommen - aber immer noch erfrischen lebendig und leidenschaftlich. So wie eine Partnerschaft sein muss.

Ihr Jann Jakobs


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