Pressemitteilung Nr. 771 vom 26.11.2013 Fahne gegen Gewalt an Frauen weht vor dem Stadthaus

Die Beigeordnete für Soziales
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Die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit und Ordnung, Elona Müller-Preinesberger, und die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Potsdam, Martina Trauth-Koschnick, hissen heute gemeinsam mit engagierten Potsdamerinnen die Fahne der Menschenrechtsorganisation für Frauen Terre des Femmes vor dem Stadthaus. Anlass ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, an dem sich die Landeshauptstadt Potsdam auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Arbeitskreis Opferschutz beteiligt. Die Fahnenhissung ist Teil einer weltweiten Aktion, die unter dem Titel „frei leben - ohne Gewalt" steht. In diesem Jahr möchte die Gleichstellungsbeauftragte die Potsdamer Bürgerinnen und Bürgern mit Informationsflyern zu häuslicher und sexualisierter Gewalt für das Thema sensibilisieren und Betroffenen Mut machen, sich Hilfe zu holen. Jede vierte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche Gewalt durch einen Beziehungspartner. „Dies ist kein Problem sozialer Brennpunkte, sondern findet in allen gesellschaftlichen Schichten statt. Gewalt ist keine Privatangelegenheit sondern eine Straftat, deswegen dürfen wir nicht wegschauen und müssen den Opfern Hilfe anbieten", sagt die Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick.

Der Arbeitskreis Opferschutz, der neben ihr aus Cathrin Lebedeff und Elke Lachmann von der Polizei, Rosmarie Priet von der Opferhilfe Land Brandenburg e.V. sowie Nadia Hübner vom Potsdamer Frauenhaus besteht, bietet diese Hilfe an. „Die Beratungsstellen in Potsdam helfen den Gewaltopfern, wenn sie über das Geschehene, Probleme und Ängste reden wollen. Sie beraten kostenlos und anonym zu medizinischen und juristischen Fragen und vermitteln - wenn notwendig - auch Kontakt zu Ärztinnen, Anwältinnen und Therapeutinnen."

Dass Frauen in Potsdam auf die Unterstützung der Beratungsstellen angewiesen sind, belegen die aktuellen Opferzahlen der Landeshauptstadt. Allein von Januar bis Oktober 2013 wurden
35 Frauen und 38 Kinder zum Schutz ihrer Gesundheit im Potsdamer Frauenhaus

aufgenommen. Im Jahr 2012 waren es insgesamt 43 Frauen und 41 Kinder, wobei der Misshandler in 67 Prozent der Fälle der eigene Ehemann oder der Lebenspartner gewesen ist. 19 Prozent der Bewohnerinnen des Frauenhauses erlitten Gewalt durch Familienangehörige. „Viele der 181 im Jahr 2012 beratenen Frauen in der Potsdamer Frauenberatungsstelle kommen mit mehrfachen Gewalterfahrungen zu uns und weisen starke gesundheitsbeeinträchtigende Folgeerscheinungen wie Panikattacken, Selbstwertverluste und Depressionen auf", so Nadia Hübner vom Frauenhaus Potsdam.

Am häufigsten gab es Beratungen zu Themen sexueller Missbrauch (54 Prozent), häusliche Gewalt (48 Prozent) und Vergewaltigung (29 Prozent). Auch in der Opferhilfe Land Brandenburg e.V. suchen Frauen und Mädchen nach wie vor Hilfe. Von Januar bis Oktober dieses Jahres waren es schon 116. Von ihnen kamen 34 Prozent nach Fällen von sexueller Gewalt und 31 Prozent nach Körperverletzungen. „Bei 72 Prozent der begangenen Straftaten an den Mädchen und Frauen stammt der Täter aus dem sozialen Umfeld des Opfers. Dort, wo sich Frauen eigentlich sicher und geborgen fühlen sollten, widerfährt ihnen Gewalt. Gerade deshalb ist so wichtig, den Frauen dabei zu helfen, sich selbst zu helfen", sagt Rosmarie Priet von der Opferhilfe Land Brandenburg. Die Polizeiinspektion Potsdam zählte im vergangenen Jahr 159 polizeiliche Soforteinsätze. Darunter befanden sich 45 Platzverweise, 34 Aufenthaltsverbote und

14 freiheitsentziehende Maßnahmen. Mehr als 350 Straftaten wurden im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt in der Landeshauptstadt Potsdam gemeldet, in 60 Prozent der Fälle handelte es sich um Körperverletzungen. „Dank des Gewaltschutzgesetzes ist es der Polizei inzwischen möglich, einen gewalttätigen Ehemann oder Partner bis zu zehn Tagen der gemeinsamen Wohnung zu verweisen. In dieser Zeit können beim Gericht weitere Schutzanordnungen erwirkt werden", sagt die Polizistin Cathrin Lebedeff. Betroffene, die Opfer von Gewalt wurden, können sich in Potsdam Hilfe und Beratung bei der Gleichstellungsbeauftragten, der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen, dem Frauenhaus Potsdam und der Opferberatung Potsdam sowie der Polizei holen.