Pressemitteilung Nr. 538 vom 02.09.2014 "Warm up" für den Denkmaltag – Heute: Jute- und Gartenspinnerei

Einblicke in die Industrie- und Baugeschichte und Ausblick zur Entwicklung des Gebiets

In über 45 Ländern Europas finden regelmäßig im August und September die „European Heritage Days“ statt. In Deutschland ist dieser Tag unter dem Namen „Tag des offenen Denkmals“ bekannt, der europaweit immer am 2. Sonntag im September begangen wird. Auch in Potsdam laufen bereits die Vorbereitungen für den Denkmaltag am 14. September. In der Landeshauptstadt nimmt die Zahl der Besucher des Denkmaltags stetig zu. Im letzten Jahr interessierten sich ca. 13.000 Besucher für die 42 Einzelobjekte.

Das Ziel dieses Tages ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. Besitzer sonst nicht öffentlich zugänglicher Gebäude werden diesen Tag nutzen, um der Öffentlichkeit ihr Denkmal vorzustellen. Und für die Besucher der einzelnen Stationen ist es eine einmalige Gelegenheit, die schönen, kostbaren und gut erhaltenen, aber auch die unscheinbaren, ungenutzten und historisch negativ belasteten Gebäude näher kennenzulernen.

Im Vorfeld wird aus diesem Grund die Landeshauptstadt Potsdam, vertreten durch Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, gemeinsam mit engagierten Eigentümern, Bauherren und Architekten, Vereinen und Institutionen als „Warm up“ wieder wöchentlich in einer Serie einzelne Stationen oder Führungen zum Denkmaltag vorstellen. Heute steht die Jute- und Garnspinnerei in Babelsberg im Mittelpunkt. Eigentümerin der Jute- und Garnspinnerei Meißen ist die Jutespinnerei Potsdam, Vermögensverwaltungs GmbH & Co KG.

Geschichte
Das denkmalgeschützte Fabrikgebäude im Zentrum der Anlage ist die 1863 gegründete Jute-Spinnerei und Weberei Meißen, die durch den Fabrikanten Arntz als erste Fabrik in Neuendorf errichtet wurde. Sozialgeschichtlich war der Standort für die Weberkolonie Nowawes von herausragender Bedeutung, da die Weber erstmalig von der Heimarbeit weg in die Fabrik geholt wurden, in der ihnen Arbeit angeboten wurde. Der Komplex bestand aus Fabrik und Fabrikantenvilla (heute Friedrich-List-Straße 2) mit umgebendem Garten. Das Gelände wurde in Richtung heutige Lotte-Pulewka-Straße sukzessiv durch immer neue Anbauten erweitert. Heute ist der Ursprungsbau wieder freigestellt.

Die markante Zweiturmfassade zur Nuthe hin hat hohen Wiedererkennungswert, der im Zuge der Sanierungen und Neubebauung einsehbar bleiben soll. Für alle zukünftigen Planungen wird die denkmalgeschützte Fabrik der Nukleus werden, um den sich die neuen Gebäude gruppieren werden.

Aktuell
Aktuell plant die Eigentümerin die Sanierung des Industriedenkmals zur Eigentumswohnanlage mit 29 Wohnungen. Die Jute und Garn ist damit Baustein einer größeren Entwicklungsmaßnahme zum Jutekiez. Insgesamt werden auf dem Gelände eine Wohnanlage mit verschiedenen Wohnformen und untergeordneter Gewerbenutzung entstehen. Als Planungsbüro für den denkmalgeschützten Altbau wurde das Büro ACM  aus Magdeburg (Peter Schube) engagiert.

Am Denkmaltag am 14. September wird über das Gelände geführt. Einblicke in die Gebäude und Informationen zur Geschichte  werden ebenso gewährt wie ein Blick in die Zukunft der alten Spinnerei und des angrenzenden Geländes. Zwischen 14 und 18 Uhr stellt der Investor die anstehende Sanierung und die Bebauungsvorstellungen der Jute- und Garnspinnerei vor.

Informationen zum Programm in Potsdam am Tag des offenen Denkmals findet man auf den Internetseiten der Landeshauptstadt Potsdam unter www.potsdam.de. Zu der deutschlandweiten Veranstaltung und auch zum Programm in Potsdam steht folgender Link zur Verfügung: http://www.tag-des-offenen-denkmals.de/.

Hintergrundinformationen
Das diesjährige Motto des Tags des offenen Denkmals, vorgegeben durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, ist ein wahres Universalthema: „Farbe“. Selbstverständlich ist die farbliche Gestaltung von Bau-, Kunst- und Bodendenkmalen sowie Gärten und Parks immer schon ein wesentlicher Aspekt für ihre Erbauer und Erschaffer gewesen. Ebenso ist sie es heute für  Denkmalpfleger, Restauratoren, Denkmalbesitzer, Archäologen, Handwerker und vor allem als Betrachter im Hier und Jetzt. Das  Aufbringen einer Farbe ist fast immer die letzte gestaltgebende Maßnahme bei der Sanierung oder Restaurierung eines Denkmals.

Gerade weil wir Menschen Farbe als unmittelbaren Sinneseindruck erleben, ist die farbliche Gestaltung unserer Lebensumgebung seit Urzeiten eine zentrale Ausdrucksform. Alle Völker der Erde benutzen Farben gezielt, Farben spielen im Ritus und in der Religion, in der ethnischen Abgrenzung und zur Ordnung sozialer Hierarchien eine bedeutende Rolle. Farbe ist für den Betrachter Ausdruck gegenwärtiger Lebenseinstellung. Farben können Geschichten erzählen und sogar mit Tabus belegt sein.

Die farbliche Erscheinung und die herrschenden Lichtverhältnisse prägen ganz wesentlich die Wahrnehmung unserer Umwelt. Vielfältig werden die Anregungen am Denkmaltag in Potsdam rund um das Thema Farbe sein: Es wird Farbe in ihrer Materialität vorgeführt, über das Thema „Farbe als Zeitgeschmack“ diskutiert, gemeinsam mit den Beteiligten Gedanken über  Farbsymbolik ausgetauscht sowie jüngste Restaurierungsergebnisse vorgeführt und durch Restauratoren erläutert.

Unabhängig vom übergeordneten Motto soll der Denkmaltag wie in jedem Jahr auch eine Gelegenheit sein, die aktuellen Sanierungsbeispiele der Stadt zu zeigen. Von unsanierten Denkmalen geht oft ein Zauber aus, die Schönheit der Vergangenheit, die es im Sanierungsprozess zu erhalten gilt. Denn gut restaurierte Denkmale sind ein Medium für die Vermittlung des reichen baukulturellen Erbes der Stadt Potsdam. „Geschichte zum Anfassen“, das bietet der Denkmaltag dem Besucher dabei in wohl einmaliger Weise.

Am Tag des offenen Denkmals werden gelungene Lösungen und Erfolge der Erhaltung historischer Bauten und archäologischer Stätten, Ruinen, Gärten oder Parks in Potsdam und Umgebung präsentiert. Immer bekommt der Besucher einen Einblick in das aktuelle Baugeschehen der Stadt, einen Einblick in einen Prozess, wie er so später nicht mehr nachzuholen sein wird. Und immer werden beteiligte Personen Auskunft über die Prozesse geben können. Bewohner der Stadt werden ebenso wie Gäste von außerhalb eingeladen, die Perspektive der Beteiligten am Baugeschehen einzunehmen und sich selber ein Bild zu machen.

Auch in diesem Jahr wird der Tag des offenen Denkmals wieder im Zusammenhang mit dem Potsdamer Dreiklang der Öffentlichkeit vorgestellt. An einem Wochenende werden Jazz und Kunst überwiegend in Denkmalen zu hören und zu sehen sein. Musik- und Kunstgenuss in Denkmalen wird die Wahrnehmung der Besucher um eine neue, unnachahmliche Dimension erweitern.

Bis heute haben sich für den 14. September bereits 45 freiwillige Teilnehmer gemeldet, die sich an der Aktion „Tag des offenen Denkmals“ beteiligen möchten. Eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnet sich den Besuchern, die im Einzelnen zu erfassen weder den Besuchern noch der Presse möglich sein wird.

Das Logo der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der European Heritage Days sowie weiteres Bild- und Informationsmaterial steht unter:
http://tag-des-offenen-denkmals.de/presse/download.html zur Verfügung.