Pressemitteilung Nr. 454 vom 26.08.2008 Havel in Sicht – Stadtkanalbau geht weiter

Heute übergab Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke die Plangenehmigung des Landesumweltamtes für die Wiederherstellung eines Teilstücks des historischen Stadtkanals an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Nun ist der Weg frei, um das historische Bild der Landeshauptstadt mit dem Stadtkanal weiter zu vervollkommnen", freut sich Dietmar Woidke. „In dem umfangreichen Planungs- und Genehmigungsverfahren, in das die Denkmal- und Naturschützer ebenso wie die Wasser- und Abfallbehörden Potsdams einbezogen waren, sind wir zu einer guten städtebaulichen Lösung gekommen".

Mit dem Plangenehmigungsbescheid für den 2. und 3. Bauabschnitt des Stadtkanals kann jetzt knapp ein Viertel (412 m) der 1.860 Meter langen Kanalstrecke von der Havelmündung bis zur Berliner Straße wiederhergestellt und zu einem öffentlich nutzbaren Gewässer werden. Der Genehmigungsbescheid schließt den Erhalt vieler alter Bäume, aber auch die Neuanlage der historischen Baumachse beiderseits des Kanals mit Spitzahorn, Platanen und Weiden ein.

„Ich freue mich sehr, dass wir nun endlich den Weiterbau des Stadtkanals entscheidend voranbringen können. Neben der Großbaustelle des Landtagsneubaus am Alten Markt, gehört der Stadtkanal zu den wichtigen Bauvorhaben, die Potsdam wieder in alten Schönheit erstrahlen lassen. Meine persönliche Sympathie für den Stadtkanal möchte ich gern mit dem Erwerb eines der Geländerpfosten unterstreichen und damit auch gleichzeitig zu weiteren Spenden ermutigen", sagte Jann Jakobs.
Siegfried Benn, Vorsitzender des Fördervereins für die Wiederherstellung des Stadtkanals in Potsdam e.V. will dieser Bitte natürlich gern entsprechen, sind doch noch viele weitere Spenden notwendig, um auch die Kellertorbrücke nach historischem Vorbild bauen zu können.

Der erste Abschnitt zwischen Platane und Stadtmauer an der Straße Am Kanal soll zuerst geplant und durchgeführt werden. Dazu waren und sind bauvorbereitende Leitungsumverlegungen notwendig. Die Fernwärmeleitung ist bereits verlegt. Die Regenwasserleitungen sind zum Teil neu und nach Norden in die Holzmarktstraße geführt, so dass die vorhandene - den Stadtkanal querende Leitung - demontiert werden kann. Für Gas, Elektro und Telekom ist eine neue Querung unter der Kanalsohle vorgesehen und technisch abgestimmt.

Für die Wiederherstellung des 2. Bauabschnittes des Kanals zwischen Platane und Stadtmauer stehen ca. 1,5 Mio EUR zur Verfügung.
Für die Herstellung der Kellertorbrücke sammelt der Förderverein weiterhin Spenden. Von der dort aufgestellten „KellertorInfoBrücke" kann man sich jederzeit ein umfassendes Bild vom Fortschritt der Bauarbeiten verschaffen.
Der Förderverein für die Wiederherstellung des Stadtkanals in Potsdam e.V. lädt alle interessierten Potsdamerinnen und Potsdamer zum regen Besuch der Stadtkanalbaustelle ein.
Der Förderverein bittet für Spenden um Kontaktaufnahme unter seiner Adresse in 14467 Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße 24. Tel. 270 55 39. E mail: Siegfried.Benn@t-online.de

Bei Finanzierungssicherheit ist die Weiterplanung des Kanalbaus bis zur Berliner Straße nach Fertigstellung des 2. Bauabschnittes, Anfang 2010, geplant. Wichtig ist, dass dafür die heute erteilte Plangenehmigung bereits auch für diesen Teilbereich gilt.

Das besondere an dem neuen Abschnitt wird die Öffnung des historischen Kanals bis auf die alte Sohle sein. Mit dem 2. Bauabschnitt wird der Anschluss an die Havel hergestellt und mehr als 20 Tausend Quadratmeter Betonflächen entsiegelt.
Der fertiggestellte Kanalabschnitt wird mit frischem Havelwasser und Sauerstoff versorgt. Durch ein Pumpensystem wird das Wasser ständig bewegt, so dass kein übler Geruch entsteht.

Wie auch schon im ersten Bauabschnitt bewährt, kommen die Lehrlinge des Bildungsvereins Bautechnik wieder zum Zuge und helfen mit ihrer Arbeit, die Kosten im erträglichen Rahmen zu halten.

Zur Historie des Potsdamer Stadtkanals
Der vermutlich erste Graben war die Landwehr Potsdams. Dem großen Kurfürsten kam es später nicht auf die Befestigung sondern auf die Verschönerung des Ortes an. Er machte den Graben zu einem Abschluss für die Stadt. Baulichkeiten oder Überbrückungen zeigt eine Karte von 1683 noch nicht.
Erst als Friedrich Wilhelm I. die Erweiterung der Stadt beschloss, ließ er ab 1722 einen natürlichen von der Havel gespeisten Graben begradigen und vertiefen.
Die nun mit Havelkähnen befahrbare Wasserstraße hatte eine Eichenholzverschalung und war mit hölzernen Klappbrücken versehen. Der dadurch entstandene Kanal erwies sich als praktische Transportader für Baumaterialien und entwässerte zugleich den sumpfigen Potsdamer Baugrund. Sein Nachfolger Friedrich II. veranlasste den Bau einer Sandsteinverschalung, den Bau eines Eisengeländers sowie neuer Brücken.
Um 1770 wird von der Beendigung der Arbeiten berichtet, die insgesamt wohl rund 300.000 Taler kosteten.
Im September 1962 beschloss der Rat der Stadt Potsdam die Zuschüttung des Stadtkanals.
1965 wurde der Kanal zugeschüttet.

Zur Baugeschichte der Wiederherstellung des Stadtkanals
Zur Wiederherstellung des Kanals im Bereich der Yorckstraße wurden rund 3 Mio. EUR aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz" bereitgestellt. Rund 400.000 EUR wurden durch Spenden des „Fördervereins zur Wiederherstellung des Stadtkanals" erbracht.

Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zur Annäherung an den historischen Stadtgrundriss im Jahr 1990 beinhaltet auch die Wiederherstellung des Stadtkanals.

Am 11. Juni 1999 wurde durch den damaligen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam Matthias Platzeck mit einem symbolischen 1. Spatenstich die Verwirklichung des engagierten und ambitionierten Projektes begonnen.

Bis zur Eröffnung der BUGA 2001 sollte der 1. Abschnitt des Stadtkanals, zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Wilhelm-Staab-Strasse wieder in seiner historischen Form hergestellt werden. Das Ziel wurde erreicht, ein über 300 m langer Abschnitt des Kanals wurde wiederhergestellt. Noch vorhandene Mauern wurden freigelegt und restauriert. Die den Kanal begleitenden Bäume wurden neu gepflanzt. Seit seiner Wiederherstellung ist der Stadtkanal in der Yorckstraße Schauplatz unterschiedlicher Veranstaltungen. (z.B. Potsdamer Kanalsprint, Kanu-Club Potsdam)

Auch zukünftig sollen weitere Abschnitte des historische Stadtkanals wieder freigelegt werden. Die Landeshauptstadt Potsdam hat sich mit dem Beschluss der Sanierungssatzung „Am Kanal /Stadtmauer" im Jahre 2004 zur Weiterführung der Wiederherstellung des bislang noch verborgenen Teils bekannt.