Pressemitteilung Nr. 393 vom 29.07.2005 Wiederherstellung des historischen Vorgartens vor dem Naturkundemuseum Potsdam

Der Fachbereich Stadterneuerung und Denkmalpflege, stellt im Rahme der Teilnahme Potsdams am europäischen Wettbewerb „Entente Florale 2005“ den historischen Vorgarten vor dem Naturkundemuseum entsprechend dem Zustand um 1900 wieder her. Die Arbeiten sind noch im Gange, werden aber in der nächsten Woche fertig gestellt.

seitliche Zäune: Firma Bölke, Schwielowsee
Zaunsockel: Roland Schulze Baudenkmalpflege, Potsdam
Wegebau: Firma Mallinger, Werder
Gesamtkosten incl. Bepflanzung: rund 11.000,- Euro

Das Haus Breite Straße 13 (früher Nr. 11) wurde 1770 nach Plänen des Architekten G. Chr. Unger als Haus der Landstände des Havelländischen und des Zauchischen Kreises errichtet. 1815 erfolgte die Verlegung des westhavelländischen Kreises nach Rathenow, des osthavelländischen Kreises nach Nauen und des Kreises Zauche nach Belzig. Von da ab wurde das Gebäude bis zu seiner Beschädigung am 14. April 1945 als Wohnhaus genutzt. Von 1957–1960 erfolgte die Instandsetzung und Restaurierung für ein Bezirksheimat-museum. Zwischen 1978 und 1981 wurde das Gebäude „generalrekonstruiert“. Heute wird das Haus als Naturkundemuseum genutzt.

König Friedrich Wilhelm IV ließ 1844-46 nach einer Planung von Persius die Breite Straße zwischen der Breiten Brücken und dem Neustädter Tor umgestalten. In der Mitte der Straße wurde eine Rasenstreifen und vor den Häusern Vorgärten angelegt. Für die Pflege des Mittelstreifens war der Hofgärtner des Lustgartens zuständig. Bei Bedarf gab der König für die Anlage der Vorgärten eine Zuschuss.
Um 1910 wurden in diesem Abschnitt der Breiten Straße neue Linden gepflanzt und der Mittelstreifen erhielt eine umlaufende Hecke. Die Querwege des Mittelstreifens wurden mit Festons aus Parthenocissus quinquefolia eingefasst. Über Messbildaufnahme ist dieser Zustand der Breiten Straße gut überliefert. Dieses Erscheinungsbild des Straßenraumes mit einheitlich gestalteten Vorgartenzäunen (Schuppenzaun) blieb bis zum zweiten Weltkrieg erhalten und wurde in der Folgezeit abgeräumt.

Die historischen Fotografien stellen zusammen mit einem Aufmassplan von 1845 die Grundlage für die Wiederherstellung des Vorgartens dar. Die Tradition der Vorgärten wird in Potsdam seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gepflegt. In den Potsdamer Vorstädten haben sich die Vorgärten bis heute weitgehend als solche erhalten und tragen wesentlich zum schmückenden grünen Erscheinungsbild der Stadt bei.

Durch die Mithilfe der Bereiche Verkehrsanlagen, Grünflächen und Friedhöfe sowie das Sponsoring der Firma Roland Schulze Baudenkmalpflege konnte nun auch dieser historische Vorgarten wieder entstehen.