Pressemitteilung Nr. 344 vom 23.05.2014 Abschied von Potsdams Ehrenbürger Prof. Hans-Joachim Giersberg

Die Landeshauptstadt Potsdam hat sich heute mit einer Trauerfeier in der Friedenskirche von ihrem Ehrenbürger, dem früheren Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg verabschiedet. Die Trauerfeier, der der ehemalige Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz leitete, hat die Stadtverwaltung mit der Schlösserstiftung ausgerichtet. Prof. Dr. Giersberg war am 29. April im Alter von 76 Jahren verstorben. Anbei veröffentlichen wir die Trauerrede von Oberbürgermeister Jann Jakobs:

Es gilt das gesprochene Wort!

„Sehr geehrte Frau Giersberg,
liebe Familienangehörige und Freunde,
sehr geehrter Herr Generalsuperintendent i.R. Hans-Ulrich Schulz,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Dorgerloh,
sehr geehrte Frau Ministerin Kunst,
sehr geehrter Herr Kulturstaatssekretär Renner,
sehr geehrte Frau Dr. Bias-Engels,
verehrte Prinzessin Sophie und Prinz Georg Friedrich von Preußen,
sehr geehrter Herr Matthias Platzeck,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Karg,
sehr geehrter Herr Dr. Schopka,
verehrte Gäste,

am heutigen Tag trauern wir um einen großen Potsdamer. Eine prononcierte Stimme mit Gewicht und Tiefgang, ganz ohne schrille Töne ist verstummt. Hans-Joachim Giersberg ist tot, und wir vermissen ihn. Doch sein Platz ist und bleibt in unseren Herzen.

Es ist noch nicht lange her - es war an seinem 76. Geburtstag Anfang März - da trafen wir uns wie jedes Jahr wieder bei ihm zu einer kleinen Tafelrunde. Es stimmt, Hans-Joachim Giersberg waren Rituale wichtig, doch nur wenn sie persönlich waren, wenn er sie mit Freunden erleben konnte und sie keine leeren Riten waren.

Wir standen noch einmal zusammen auf der Dachterrasse seines Hauses im Bornstedter Feld zwischen Pfingstberg und dem Ruinenberg gelegen. Es bot sich uns ein Panoramablick im Schnittpunkt bedeutender Sichtachsen, keine fünf Minuten von seinem Park Sanssouci entfernt.

Und wir tranken gemeinsam ein gutes Glas Wein - auch das ein Ritual. Eines, das einen besonderen französischen Rotwein erforderte, den so ähnlich schon der Alte Fritz verköstigte. Dabei ging sein Blick gerne auf das preußische Arkadien, Potsdams unverwechselbare Kulturlandschaft, dem er sein Lebenswerk widmete und das er wie kein Zweiter in den letzten Jahrzehnten zum Strahlen gebracht hat.  

Hans-Joachim Giersberg strahlte selbst weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus. Er hat sich als Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Ruf erworben, der in großer Anerkennung und Respekt weitergetragen wird. Ich möchte daher heute gerne noch einmal genau beschreiben, warum Hans-Joachim Giersberg 2001 mit der Ehrenbürgerschaft Potsdams ausgezeichnet wurde. Die Stadtverordneten erklärten damals, und ich verkürze hier etwas, er sei „eine, wenn nicht die kunsthistorische Autorität im Hinblick auf die Schlösser und Gärten in Berlin-Brandenburg.

Seine strenge und konsequente Auffassung ist der größte Denkmalschutz, den Potsdam erfahren konnte. Durch seine Kunst der Überzeugung hat Hans-Joachim Giersberg Spendengelder für die Sanierung der Schlösser und Gärten in Potsdam eingeworben. Er hat immer über Grenzen hinweg gedacht, sowohl zu Mauerzeiten, als auch danach.

Für die Landeshauptstadt war er der ,König der Sichtachsen‘. Er war das ,gute Gewissen Potsdams‘. Es hat einige Zeit gebraucht, bis die Potsdamer verstanden, dass Sichtachsen nicht zerschneiden, sondern Verbindungen deutlich machen wollen. Prof. Giersberg verstand die Stadt und er konnte sie erfahren und erfühlen wie kaum ein anderer. Dieser Mensch Hans-Joachim Giersberg, der die Verbindungen suchte, fehlt uns heute.

Es ist einfach, Sympathie für Menschen zu empfinden, die in allem immer mit einem einer Meinung sind. Doch erst bei Disputen, bei dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten und teilweise auch Werte - da zeigt sich die wirkliche Beziehung zueinander. Da zeigt sich auch der wahre Mensch. Und so war es auch bei Hans-Joachim Giersberg.

Die Art und Weise, in der er fair und auf Augenhöhe mit einem diskutiert und letztlich immer zielorientiert (mit-)entschieden hat, die Haltung, mit der er - ganz Gentleman alter Schule - auch über große Einschätzungsdifferenzen hinweg immer offen für Argumente blieb und die Gelassenheit, mit der er auch in andernteils hitzig geführten Debatten niemals den Sinn für das Wesentliche verlor - das alles hat mir schon immer imponiert.

Wenn ich über das Lebenswerk von Hans-Joachim Giersberg nachdenke, dann waren es nicht die vielen großartigen - auch gemeinsam erlebten - Erfolge, sondern die Meinungsverschiedenheiten, die es auch mal gab, und deren kooperative Bewältigung, die mir am stärksten im Gedächtnis bleiben.

Lassen Sie mich ein Beispiel nennen für den respektvollen, fairen Umgang miteinander: Da war die Suche nach einem neuen Standort für das Potsdam Museum. Hans-Joachim Giersberg favorisierte das Brockessche Palais, ich war für den Standort Altes Rathaus. Wir haben lange diskutiert, wir haben intensiv auch öffentlich gestritten.

Es zeigt die Größe von Hans-Joachim Giersberg, wie er die Entscheidung für den Alten Markt im Nachhinein akzeptiert hat. Denn er war ein Mann, der sich revidieren konnte. Und es zeigte, dass er den Wandel der Stadt nicht nur neugierig verfolgte, sondern auch immer Anteil genommen hat an den Entwicklungen in unserer Landeshauptstadt.

Weil er diese Stadt liebte, weil sein Herz für diese Stadt schlug.

Jetzt hat es aufgehört zu schlagen und wir müssen versuchen, sein Bestreben nach bester Architektur, seinen Einsatz für das Besondere an dieser Stadt in seinem Sinne auch weiter mit Leben zu erfüllen. Das bleibt Auftrag und Herausforderung.

Ich jedenfalls werde ihn nicht vergessen.

Und ich werde Anfang März nächsten Jahres und dann jährlich wiederholt eine gute Flasche Rotwein öffnen, eine ganz besondere Traube an diesem besonderen Tag und ich werde auf sein Wohl trinken. Ich weiß, er würde das schätzen.“

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