Pressemitteilung Nr. 247 vom 17.05.2005 Bedarfsveränderungen in der Potsdamer Jugendarbeit - Ergebnisse der Bestands- und Bedarfsanalyse Jugendförderung

1. Notwendigkeit einer umfassenden Bestands- und Bedarfsanalyse Jugendförderung<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />

 

Der Landeshauptstadt Potsdam obliegt als Träger der öffentlichen Jugendhilfe die Gesamtverantwortung zur Erfüllung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Die hierfür erforderlichen und geeigneten Einrichtungen und Dienste sind durch das Jugendamt rechtzeitig und ausreichend zu planen sowie zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck ist alljährlich ein Jugendförderplan zu erstellen, der sich auf das laufende und das folgende Haushaltsjahr bezieht und die Planungen für zwei weitere Haushaltsjahre beinhaltet.

Dies war angesichts seit 2003 bestehender Probleme jedoch nur noch eingeschränkt möglich. Demgegenüber standen neue Herausforderungen, wie demographische Entwicklungen sowie qualitative Bedarfs- und Angebotsveränderungen seit 1996 einschließlich entsprechender Prognosen bis 2010.

Aus den vorgenannten Gründen führte das Jugendamt im Rahmen seiner Planungsverantwortung eine umfassende Bestands- und Bedarfsanalyse durch, deren Ergebnisse und Schlussfolgerungen wieder eine mittelfristige Planungssicherheit sicherstellen sollen.

 

2. Untersuchungsgegenstände und Analyseergebnisse der Bestands- und Bedarfsanalysen

 

Die Bestandserhebungen erfolgten im Oktober 2004, deren Auswertung und die Analyse statistischer Daten jedoch bis März 2005.

In Auswertung von 81 Personalkosten-Sachberichten 2003 wurden die 9- bis unter 21-Jährigen als Hauptnutzer-/-zielgruppe von Angeboten der Jugendförderung ermittelt und bildeten in der Folge die Grundlage weiterer vergleichender Analysebetrachtungen.

Die Bevölkerungsprognosen 2004 bis 2010 ergaben für die o.g. Hauptzielgruppe zwar insgesamt einen Rückgang um 16,2 %, innerhalb dieses jedoch ein differenziertes Bild:

 

So nimmt die Hauptzielgruppe in den Sozialräumen Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld und Schlaatz/ Waldstadt um 35,2 % bzw. 32,4 % zahlenmäßig ab und im Sozialraum Potsdam West/Mitte um 3,6 % zu. Während bei den 9- bis unter 14-Jährigen ein Zuwachs um 9,6 % prognostiziert wird, geht die Zahl der 14- bis unter 21-Jährigen um 25,7 % zurück. Zudem ist bezüglich der Hauptzielgruppe insgesamt ein tendenziell anhaltender Rückgang auch über das Jahr 2010 zu erwarten (vgl. Anlage).

Die Nutzer/innenanalysen von 19 Kinder-/Jugendklubs sowie 10 Spezialdiensten/-angeboten der Jugendsozialarbeit ergaben durchschnittlich eine Zahl von 29 bzw. 24 Nutzer/innen täglich sowie bezüglich der Klubs eine Bestätigung der o.g. Hauptnutzer-/-zielgruppe mit einem Anteil von 85 % an der gesamten Besucherklientel.

Bestätigt wurde zudem die Sozialraumorientierung der Klubs, da 81,5 % der Klubbesucher/- innen aus dem jeweiligen Sozialraum kamen.

12 % der Klientel in den Klubs und 11,5 % in der Schulsozialarbeit sind nichtdeutscher Herkunft. 55,8 % der Nutzer/innen von Schulsozialarbeit und 51,5 % der Nutzer/innen der Klubs wurden als sozial benachteiligt und/oder individuell beeinträchtigt eingeschätzt (Kinderklubs: 67,2 % !). Deren Anteil liegt in den „ländlichen“ Sozialräumen bei 35,8 %, in den „städtischen“ bei 54,6 %.

Das Hauptinteresse der Klubbesucher/innen gilt Sport und Spiel (43 %), was den vornehmlichen Freizeittreff-Charakter der Klubs unterstreicht.

Hinsichtlich der 69,5 geförderten Personalstellen wurde statistisch eine Versorgung von ca. 240 9- bis unter 21-Jährige durch eine sozialpädagogische Fachkraft ermittelt. Dabei betrug die durchschnittliche Personalversorgungsquote bei den sozialräumlichen Angeboten 340:1 (48,75 Stellen) gegenüber 799:1 beim überregional fachspezifisch tätigen Personal (20,75 Stellen). Dies entsprach einem Verhältnis von sozialräumlich zu fachspezifisch tätigem Personal von 2,35:1.

 

Zur Ermittlung und zum Vergleich der sozialen Belastungen der Sozialräume wurden folgende Indikatoren herangezogen:

·         Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbsfähigen,

·         Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahre an den unter 25-jährigen Erwerbsfähigen,

·         Anteil der Wohngeldempfänger/innen an der Gesamtbevölkerung,

·         Anteil der Sozialhilfeempfänger/innen an der Gesamtbevölkerung,

·         Anteil der minderjährigen Sozialhilfeempfänger/innen an den 0- bis unter 18-Jährigen,

·         Anteil der Fallzahlen Allgemeiner Sozialer Dienst an den 0- bis unter 21-Jährigen und

·         Anteil der Fallzahlen Jugendgerichtshilfe an den 14- bis unter 21-Jährigen.

 

Eine Auswertung dieser sieben sozialen Indikatoren ergab für den Sozialraum Schlaatz/ Waldstadt eine „besonders starke“, für den Sozialraum Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld eine „stärkere“, für die Sozialräume Potsdam West/Mitte und Babelsberg/Zentrum Ost eine „geringere“ sowie für die Sozialräume Nördliche Gebiete und Potsdam Nord eine „sehr geringe soziale Belastung“.

 

3. Schlussfolgerungen

 

Auf der Grundlage der Bestands- und Bedarfsanalyseergebnisse schlägt die Verwaltung des Jugendamtes eine Anpassung der vorhandenen Jugendförderangebote an die veränderten sowie sich verändernden Bedarfe vor.

Dabei sollen die derzeitige gesamtstädtische Personalversorgungsquote bestehen bleiben und eine Grundversorgung sichernde Struktur der Potsdamer Jugendförderung durch sozialraumbezogene arbeitsfeldübergreifende synergetische Lösungsmodelle erreicht erden. Hierzu gehört die kompensatorische Schaffung alternativer (Hort-) Kinderbetreuungsangebote sowie die Absicherung sozialpädagogischer Mehrbedarfe durch fallunspezifische Hilfen zur Erziehung.

Bei der Erfüllung bzw. Unterstützung schulischer Bildungsaufgaben durch Angebote der Jugendsozialarbeit ist zudem eine stärkere Beteiligung des Bereiches Schule an der Personal- und Sachkostenförderung zu erreichen. Dies betrifft vor allem die Schulsozialarbeit sowie die Suchtpräventionsfachstelle und die Medienwerkstatt Potsdam.

Die Analyseergebnisse und hieraus abgeleiteten Schlussfolgerungen werden im Mai dem Unterausschuss Jugendhilfeplanung und den Trägern der Jugendförderung sowie im Juni dem Jugendhilfeausschuss vor- und zur Diskussion gestellt.

Anschließend sollen die Maßnahmevorschläge im Jugendförderplan 2006 bis 2007/2009 konkretisiert und damit eine mittelfristige Planungssicherheit gewährleistet werden.

 

 

 


Anlage

 

Bevölkerungsprognose 2004 bis 2010: Tendenzen innerhalb der Hauptzielgruppe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SR

Zielgruppe

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Entwick-
lung

Entwick-
lung in %

I

9-unter 21

1.502

1.520

1.530

1.490

1.480

1.460

1.430

-72

-4,79%

 

9-unter 14

469

500

520

520

540

550

540

71

4,73%

 

14-unter 21

1.033

1.020

1.010

970

940

910

890

-143

-9,52%

II

9-unter 21

2.054

2.060

2.020

2.010

2.040

2.050

2.050

-4

-0,19%

 

9-unter 14

560

610

650

690

750

790

810

250

12,17%

 

14-unter 21

1.494

1.450

1.370

1.320

1.290

1.260

1.240

-254

-12,37%

III

9-unter 21

3.158

3.090

3.110

3.130

3.150

3.220

3.270

112

3,55%

 

9-unter 14

821

860

1.020

1.110

1.210

1.350

1.460

639

20,23%

 

14-unter 21

2.337

2.230

2.140

2.020

1.940

1.870

1.810

-527

-16,69%

IV

9-unter 21

2.501

2.420

2.370

2.300

2.290

2.290

2.300

-201

-8,04%

 

9-unter 14

698

690

770

830

900

960

1.030

332

13,27%

 

14-unter 21

1.803

1.730

1.600

1.470

1.390

1.330

1.270

-533

-21,31%

V

9-unter 21

3.979

3.690

3.440

3.160

2.910

2.720

2.580

-1.399

-35,16%

 

9-unter 14

898

850

880

910

930

960

990

92

2,31%

 

14-unter 21

3.081

2.840

2.560

2.250

1.980

1.760

1.590

-1.491

-37,47%

VI

9-unter 21

3.385

3.050

2.810

2.590

2.450

2.360

2.290

-1.095

-32,35%

 

9-unter 14

746

720

770

780

830

890

950

204

6,03%

 

14-unter 21

2.639

2.330

2.040

1.810

1.620

1.470

1.340

-1.299

-38,38%

Pdm.

9-unter 21

16.579

15.790

15.260

14.680

14.330

14.080

13.900

-2.679

-16,16%

ges.

9-unter 14

4.192

4.210

4.550

4.840

5.160

5.500

5.780

1.588

9,58%

 

14-unter 21

12.387

11.580

10.710

9.840

8.170

8.580

8.120

-4.267

-25,74%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Vergleich: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Potsdam

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Entwick-
lung

Entwick-
lung in %

0- 65 und älter

144.544

145.660

146.760

147.710

148.650

149.550

150.450

5.906

4,09%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Die Bevölkerungsprognose weist bis 2010 eine Zunahme der Potsdamer Bevölkerung um 5.906 und damit

    einen prozentualen Anstieg um ca. 4,1% aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Im Gegensatz dazu nimmt die Hauptzielgruppe der 9- bis unter 21-Jährigen um 2.679 (= 16,16%) ab.

    Innerhalb der Hauptzielgruppe werden unterschiedliche Tendenzen deutlich:

 

 

 

a) Die 9- bis unter 14-Jährigen nehmen um 1.588 (= 9,58%) zu, während gleichzeitig

 

 

b) die 14- bis unter 21-Jährigen um 4.267 (= 25,74%) abnehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Bei Betrachtung der einzelnen Sozialräume ergibt sich ein sehr differenziertes Bild.

 

 

    a) Mit Ausnahme des Sozialraumes III (Mitte/West) nimmt die Hauptzielgruppe ab, am stärksten in

        den Sozialräumen V (Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld) und VI (Schlaatz/Waldstadt) um 35,16%

 

        bzw. 32,35%.

 

 

 

 

 

 

 

 

    b) Der Rückgang der 14- bis unter 21-Jährigen liegt zwischen 9,52% im Sozialraum I (Nördliche Gebiete)

        und 37,47% bzw. 38,38% in den beiden v.g. Sozialräumen V und VI.

 

 

 

    c) Die Übersicht zeigt eine vergleichsweise hohe Zunahme der Zahl der 9- bis unter 14-Jährigen in den

        Sozialräumen II (Potsdam Nord), III (Mitte/West) und IV (Babelsberg/Zentrum-Ost).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild entfernt.