Pressemitteilung Nr. 222 vom 03.05.2005 Max Volmer - Physikochemiker - Entomologe - Ehrenbürger der Stadt Potsdam

Eine Sonderausstellung des Naturkundemuseums zu Ehren des Physikochemikers und Entomologen Max Volmer.

Die Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport Gabriele Fischer eröffnete heute im Naturkundemuseum in der Breiten Straße eine Sonderausstellung. Sie ist dem Wissenschaftler und den Humanisten Max Volmer gewidmet, einem weltbekannten Physikochemiker, einem Entomologen und Ehrenbürger Potsdams, nach dem auch eine Straße im Potsdamer Stadtteil Zentrum Ost benannt ist. Die Potsdamer Ausstellung ist ein Baustein in der Traditionspflege der Wissenschaftsgeschichte der Landeshauptstadt und zugleich ein Beitrag zum Einsteinjahr 2005. Max Volmer hat seine letzte Ruhestätte auf dem Goethe-Friedhof in Babelsberg. Sein Berliner Institut, das heute der Technischen Universität angehört, trägt ebenfalls seinen Namen. Seine Geburtsstadt Hilden ehrte in diesem Jahr den Forscher Max Volmer mit einer Ausstellung und unterstützte auch die Ausstellung im Naturkundemuseum Potsdam.

Die Laudatio hielten Prof. Dr. Hartmann Rüppel, Berlin und Dr. Matthias Kühling, Potsdam.

Vor 50 Jahren, kurz nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion am 7. Mai 1955, ernannte die Stadtverordnetenversammlung Prof. Dr. Max Volmer zum Ehrenbürger der Stadt Potsdam. Max Volmer war zu dieser Zeit ein international anerkannter Wissenschaftler. Mitte des 20. Jahrhunderts rückte Volmer bereits mit seinen Forschungen zur Kinetik der Phasenbildung, zu Grenzflächenvorgängen und zum Kristallwachstum auf einen der ersten Plätze unter den Physikochemikern in der Welt.

Max Volmer wurde am 3. Mai 1885 in Hilden geboren. Obwohl er sich vornehmlich für Biologie interessiert haben soll, studierte er in Marburg, München und Leipzig Chemie. Im Mai 1922 nahm er die Berufung zum Ordinarius für Physikalische Chemie an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg an. Er übernahm zugleich die Leitung des Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie und begann seine wissenschaftlich intensivste Arbeitsperiode. In den folgenden Jahren konnte er 26 Patente zur Anmeldung bringen. Zu seinen Forschungsaufgaben gehörten auch Themen aus den Bereichen der Kernreaktion und Röntgenstrahlung. Das Verzeichnis seiner Publikationen ist lang. Sein wissenschaftliches Hauptwerk, die „Kinetik der Phasenbildung“, erschien 1939.
Mitte der 20-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zog er mit seiner Frau Lotte Volmer,
einer promovierten Chemikerin, nach Potsdam und baute sich ein Haus in Babelsberg im Jägersteig 8. Dr. Lotte Volmer gab ihre wissenschaftliche Karriere zugunsten ihres Mannes auf und unterstützte ihn insbesondere bei seiner Vorlesungstätigkeit und bei der Abfassung seines wissenschaftlichen Hauptwerkes. Max Volmer pflegte Kontakte zu vielen Wissenschaftlern, unter anderem zu Albert Einstein, Otto Hahn und Lise Meitner.
Aufgrund seiner humanistischen Grundhaltung, wegen der Teilnahme an einem wissenschaftlichen Kongress 1932 in Moskau, der Verweigerung der Mitgliedschaft in der NSDAP und wegen seines loyalen Verhaltens gegenüber jüdischen Kollegen und Mitbürgern, geriet Max Volmer in der Zeit des Nationalsozialismus unter starken Druck. Seine Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften wurde 1934 von den nationalsozialistischen Behörden wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ nicht bestätigt, die Forschungsgelder seines Instituts wurden massiv beschnitten. Daraufhin arbeitete Max Volmer bis zum Kriegsende vor allem in seinem Hauslabor in Babelsberg. Gemeinsam mit Gustav Hertz und Manfred von Ardenne ging er 1945 in die Sowjetunion. Hier arbeitete Max Volmer insbesondere an der Entwicklung industrieller Verfahren zur Gewinnung von spaltbarem Material. Ein zweites Forschungsthema beschäftigte sich mit der Aufarbeitung nuklearer Brennstoffe. Nach seiner Rückkehr in die DDR im Jahr 1955 erhielt Max Volmer die wissenschaftliche Anerkennung, die ihm während der Zeit des Nationalsozialismus verwehrt wurde. Er wurde Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR. Bis zu seinem Tod 1965 lebte er in seinem Haus in Babelsberg.

Max Volmer war ein begeisterter Naturfreund. In seiner knapp bemessenen Freizeit widmete er sich intensiv der Orchideenzucht. Er sammelte, züchtete und präparierte auch leidenschaftlich Schmetterlinge. Zahlreiche Reisen des Ehepaares Volmers wurden nach diesen Leidenschaften geplant. Sie führten unter anderem in die Ötztaler Alpen, nach Tirol und bis nach Nordafrika. Während Frau Volmer den Wagen lenkte, hielt Max Volmer „nach den Schönheiten der Natur“ Ausschau, insbesondere nach den Schmetterlingen. In den Jahren 1923 bis 1955 entstand eine umfangreiche Sammlung mit über 10.000 paläarktischen Schmetterlingen. Sie enthält Tiere aus Deutschland, den Alpenländern, Italien, Jugoslawien, Bulgarien, Russland, Spanien und Tunesien. Auch einige Exemplare aus Lappland, Japan und Portugal sind in der Sammlung enthalten, in mehr als 90 Insektenkästen.
Nach seinem Tod übergab die Witwe die Schmetterlingssammlung dem Zoologischen Institut der Pädagogischen Hochschule Potsdam. 1995 wurde sie dem Naturkundemuseum übereignet. Seitdem pflegt und betreut das Museum die Sammlung und wird dabei von Potsdamer Entomologen unterstützt. Ein kleiner Teil dieser Sammlung wird in der Ausstellung erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ausstellungszeitraum: 4. Mai bis 16. Oktober 2005
Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr
1. Montag im Monat ermäßigter Eintritt


Naturkundemuseum Breite Straße 13
am Potsdam-Museum 14467 Potsdam
Tel.: +49 331 289-6701, 289-6707
Fax: +49 331 289-6708
Mail: Naturkundemuseum@Rathaus.Potsdam.de

Anfragen: Dr. Detlef Knuth +49 331 289-6700
Rosemarie Spatz +49 331 289-6705