Pressemitteilung Nr. 90 vom 28.02.2008 Potsdam auf dem Weg zur Gesunden Hauptstadt

Gesundheits- und Sozialforum diskutiert Kooperationen

"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts." Mit dieser Erkenntnis des für seine Aphorismen bekannten Philosophen Arthur Schopenhauer im Gedächtnis richteten das Gesunde Städte Netzwerk und Gesundheitsamt zusammen mit Stadtkontor als entwicklungs-beauftragte GmbH für die ‚Soziale Stadt' im Malteser Treffpunkt Freizeit das Gesundheits- und Sozialforum Potsdam 2008 aus. Über 100 Entscheider, Fachleute und Multiplikatoren waren der Einladung in das Mehrgenerationen Haus gefolgt und diskutierten vor dem Hintergrund knapper Kassen die möglichen Wege für neue, erweiterte Kooperationen auf dem Gebiet von Gesundheitsvorsorge, Prävention und Stadterneuerung.

„Es geht um eine nachhaltige Strategie für eine Generationen verbindende Stadt, um die lebensbegleitende Gesundheit für alle Potsdamer Bürgerinnen und Bürger", erläuterte Elona Müller, Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz das Ziel der Veranstaltung. "Wir sind erfolgreich, das zeigt die Auszeichnung als familienfreundlichste Stadt. Wir wollen uns aber nicht auf dem Titel ausruhen, sondern auch eine familienfreundliche, gesundheitsorientierte und klimabewusste Kommune bleiben. Das ist unser Anspruch. Dafür braucht es gezielte konzertierte Aktionen und das Miteinander aller Akteure", so die Beigeordnete. Als aktuelles Beispiel nannte die Beigeordnete die Kooperation des Gesundheitsamtes mit der Kinderklinik des Klinikums Ernst von Bergmann. Elona Müller: „Dadurch können in diesem Jahr weitere 2.000 Kinder regelmäßig untersucht werden, ein Drittel mehr als bisher. Vorsorge kommt vor Fürsorge. Prävention ist für alle die beste Medizin".

Dr. Ellis Huber, von 1987 bis 1999 Präsident der Berliner Ärztekammer, heute Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Präventologen und Hauptreferent des gestrigen Forums in Potsdam zitiert dafür die bereits 1986 in Ottawa gefasste Charta der Weltgesundheitsorganisation WHO:
"Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen."

Als eine der wichtigsten Vorsorgeregeln - neben ausreichender Bewegung, gesunder Ernährung und Suchtvermeidung - nennt Dr. Huber aus seiner Erfahrung auch als Gesundheitsdezernent in Berlin-Kreuzberg das ‚fünfte Präventionsgebot': „Wir gehen achtsam miteinander um, halten zusammen und lösen Probleme gemeinsam."

Gesundheitsfragen seien mehr und mehr soziale Gemeinschaftsaufgaben, bestätigt Dr. Rainer Baatz, Geschäftsführer von Stadtkontor GmbH Potsdam und für die Durchführung des Bund-Länder-Programms für die Soziale Stadt in Potsdam beauftragt. „Das beginnt mit einem gut entwickelten Wohnumfeld, mit gesundheitsförderlicher Infrastruktur, mit stärkenden Aktivitäten in der KITA und hört bei der Grundschule und der weiter führenden Schule nicht auf." Die Grundschule am Priesterweg zeige, was hier alles möglich sei. Dr. Baatz verweist in diesem Zusammenhang auf den vom Deutschen Bundestag beratenen Antrag, der gezielt für eine engere Verbindung zwischen Gesundheitsförderung und dem Programm Soziale Stadt plädiert. Er kündigte an, mit Gesundheitsamt und Schulverwaltung zusammen in den Stadtteilen für den Aufbau eines Schulischen Gesundheitsmanagements zu werben.

Das Forumsthema "Wer? Wie? Was? Kooperationsideen bei knappen Kassen" traf aus Sicht des Leiters des Gesunde Städte Netzwerk Gerhard Meck den Nerv. Die Stadt könne verstärkte Kooperationen für eine gesunde Kindheit, für wachsende Verhaltensprävention bei Jugendlichen gut gebrauchen. „Darüber hinaus verfügt die Stadt über das sich entfaltende Netzwerk Älter Werden in Potsdam. Wenn wir die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf die lebensbegleitende Gesundheit lenken wollen, sollten wir beginnen, nach und nach zwischen den beiden Alterspolen und Netzwerken entsprechende Brücken zu schlagen", so Meck.

Dass es Präventionslücken gibt, zum Beispiel bei den 40- und 50-Jährigen, darauf wies Frau Dr. Siegrun Steppuhn, Abteilungsleiterin Gesundheit des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie hin. Die jüngste Studie der DAK zeige, dass Männer im Durchschnitt eine um sechs Jahre geringere Lebenserwartung aufweisen als Frauen. „Rechtzeitige und regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen können bestimmte ‚Volkskrankheiten' wirksamer bekämpfen helfen." Dr. Steppuhn lobte hier ausdrücklich die Aktion der ‚Brandenburger Kommunen gegen Darmkrebs', an der sich die Landeshauptstadt Potsdam im März ebenfalls beteiligen wird.