Pressemitteilung Nr. 89 vom 10.02.2012 Im 2. Quartal startet Umweltorientierte Verkehrssteuerung

Feinjustierung beginnt
In nur wenigen Wochen wird die Landeshauptstadt Potsdam über ein in Deutschland einmaliges System zur Reduzierung des Schadstoffgehalts der Luft verfügen. Mit der Umweltorientierten Verkehrssteuerung werden Grenzwertüberschreitungen bei Stickstoffdioxid und Feinstaub künftig verhindert. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp ist optimistisch: „In den letzten Monaten haben wir die technischen Voraussetzungen für die Einführung der Umweltorientierten Verkehrssteuerung geschaffen. Nun beginnen wir mit der Feinjustierung des Systems. Ich bin mir sicher, dass wir zu Beginn des zweiten Quartals mit dem System starten können."

Die Umweltorientierte Verkehrssteuerung richtet sich nach der aktuellen Schadstoffbelastung der Luft. Das bedeutet: Steigt der Stickstoffdioxidgehalt über bestimmte Werte, dann werden die Lichtsignalanlagen an den besonders schadstoffbelasteten Straßen anders geschaltet und der Verkehr in der Stadt beschleunigt. Gleichzeitig wird die Zufahrt weiterer Autos in die Stadt gedrosselt. So wird das Verkehrsaufkommen in bewohnten Stadtteilen gesenkt und die Grenzwerte eingehalten.

Reik Becker, Bereichsleiter Verkehrsmanagement bei der Stadt, erläutert das Konzept: „Ziel der Umweltorientierten Verkehrssteuerung ist die Senkung des Schadstoffgehaltes der Luft. Solche Belastungen entstehen vor allem durch den Autoverkehr. Ständiges Anfahren und Abbremsen bei Stopp and Go oder massenhaftes Standgas im Stau vergiften im wahrsten Sinne des Wortes die Luft." Wer die Luft sauber halten will, müsse daher den Verkehr regulieren. Becker erklärt das Prinzip: „Statt in den Spitzenzeiten in bewohnten Stadtteilen zu stehen, wird sich der Autofahrer künftig etwas länger vor der Stadt anstellen, wo die Abgase niemanden direkt gefährden. Dafür wird er dann aber zügig durch die Stadt kommen."

Für die Autofahrer verlängern sich dadurch nicht die Fahrzeiten. „Im Prinzip stehen sie nur woanders als sie es jetzt tun", sagt Becker. „Entscheidend ist bei der Umweltorientierten Verkehrssteuerung, dass wir die Anwohner von viel befahrenen Straßen entlasten." Nutznießer werden vor allem jene tausende Potsdamer sein, die in der Zeppelinstraße, in der Breiten und in der Behlert- sowie in der Großbeerenstraße wohnen.

In den letzten Monaten hat die Landeshauptstadt mit Hilfe der Europäischen Union und des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg die technischen Voraussetzungen für die Umweltorientierte Verkehrssteuerung schaffen können: Die bestehende Verkehrszentrale wurde ausgebaut, die technischen Möglichkeiten der etwa 50 Messstellen wurden erweitert. Künftig wird die Zentrale nicht nur das aktuelle Verkehrsaufkommen messen können, sondern auch die Informationen zum Wetter und zur Schadstoffbelastung erhalten. Die Steuerung von 30 Lichtsignalanlagen wurde so ergänzt, dass sie auf angespannte Verkehrslagen und kritische Umweltsituationen reagieren können.

Die Landeshauptstadt ist gesetzlich dazu verpflichtet, den Schadstoffgehalt der Luft zu senken. Ein Luftreinhalteplan für Potsdam und entsprechende Maßnahmepakete, die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurden, haben der Umweltorientierten Verkehrssteuerung den Weg geebnet. Statt dieses innovativen Systems hätte man auch andere Lösungen finden können. Auch die Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 auf den stark befahrenen Straßen oder die Einführung der Umweltzone standen zur Auswahl. Bereichsleiter Becker: „Die Landeshauptstadt hat sich für das System der Umweltorientierten Verkehrssteuerung entschieden, weil es für gesunde und saubere Luft sorgt, dabei aber nicht die Mobilität der Potsdamer einschränkt."