Pressemitteilung Nr. 59 vom 24.01.2014 Neujahrsempfang der Landeshauptstadt Potsdam 2014

Themenschwerpunkt des Jahres: „Leben im UNESCO-Welterbe“ / Oberbürgermeister Jann Jakobs begrüßte 600 Gäste im Nikolaisaal
Eintrag ins Goldene Buch. Hinter Matthias Platzeck links Hans-Ulrich Schulz und rechts Jann Jakobs
© Eintrag ins Goldene Buch. Hinter Matthias Platzeck links Hans-Ulrich Schulz und rechts Jann Jakobs
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Im Mittelpunkt des heutigen Neujahrsempfangs der Landeshauptstadt Potsdam stand die Jahreskampagne „Leben im UNESCO-Welterbe". Oberbürgermeister Jann Jakobs, die Beigeordneten und die leitenden Mitarbeiter der Landeshauptstadt begrüßten 600 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur, Sport und Medien. Darunter Brandenburgs Innenminister Ralf Holzschuher, Ministerpräsident a.D. Dr. Manfred Stolpe, Ehrenbürger Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg, Landesminister, Vertreterinnen und Vertreter von Bundesregierung, Bundestag und Landtag sowie Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung. Die Hauptrede mit Gedanken zur Jahreskampagne hielt der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh. Zweiter Mittelpunkt des Neujahrsempfangs war die Eintragung vom Ministerpräsidenten a.D. Matthias Platzeck ins Goldene Buch der Landeshauptstadt Potsdam.

Wir dokumentieren folgend die Neujahrsansprache von Oberbürgermeister Jann Jakobs:
Es gilt das gesprochene Wort!

„Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,
liebe Gäste,
ich begrüße Sie recht herzlich zum Neujahrsempfang der Landeshauptstadt Potsdam. Sie sind meiner Einladung gefolgt. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken.
Das Jahr ist noch jung. Aber das vielleicht schönste Ereignis 2014 ist bereits geschehen: die Eröffnung des neuen Landtages. Wer am vergangenen Wochenende miterlebt hat, wie dieses Haus jetzt in der Potsdamer Mitte erstrahlt und wie es von 22.000 Besucherinnen und Besuchern begeistert aufgenommen wurde, weiß um die Bedeutung dieses Baus - auch für die Wiedergewinnung dieses historischen Ortes. Ich möchte an dieser Stelle allen Unterstützern, den Vereinen, den Kleinspendern und den großen Gönnern danken, dass sie den Landtag im Schlossgewande möglich gemacht haben!

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
2014 ist ein besonderes Jahr - drei Wahlen stehen an und wir begehen einige wichtige Jahrestage, die sehr viel mit Potsdam zu tun haben. Aber dazu später mehr. Zunächst möchte ich einige Gäste gerne persönlich begrüßen:

Für die Landesregierung begrüße ich den Minister des Innern, Ralf Holzschuher.
Ich begrüße die Landesministerin für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Anita Tack.
Ich freue mich die beiden früheren Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und Matthias Platzeck unter uns zu wissen. Beide haben viel für unsere Landeshauptstadt getan. Daher war es mir eine große Freude und Ehre, dass sich kürzlich Manfred Stolpe ins Goldene Buch der brandenburgischen Landeshauptstadt eingetragen hat und ihm Matthias Platzeck heute nachfolgt.
Ich begrüße die Exzellenzen und Botschafter. Heißen Sie mit mir außerdem die Bundesregierung in Person der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Katherina Reiche, willkommen.
Ich begrüße recht herzlich die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein.
Ein herzliches Willkommen gilt allen Landtagsabgeordneten. Ich freue mich, dass der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Peter Schüler, unter uns weilt und begrüße alle anderen Stadtverordneten.
Ich freue mich, den früheren Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und Ehrenbürger Potsdams Prof. Hans-Joachim Giersberg begrüßen zu können. Und mit ihm begrüße ich ebenso herzlich seinen Nachfolger im Amt, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh. Er hält heute die Hauptrede anlässlich unserer Jahreskampagne „Leben im UNESCO-Welterbe".
Herzlich willkommen meiner Amtskollegin aus der Stadt Brandenburg/Havel, Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann.
Gekommen sind auch die Landräte aus Potsdam-Mittelmark und Spree-Neiße, Wolfgang Blasig und Harald Altekrüger. Herzlich willkommen!
Ich begrüße auch meine Freunde von der Bundeswehr und insbesondere persönlich den Kommandeur des Landeskommandos, Oberst Peter Arendt.

Musikalisch begleitet werden wir heute vom Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach" Potsdam unter der Leitung von Andreas Jerye.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,

das gerade begonnene Jahr kann man in Potsdam in drei Begriffe zusammenfassen: Marmorpalais, Metropolis und Maueröffnung.

Sie fragen sich, was diese unterschiedlichen Dinge miteinander zu tun haben? Sie stehen für das UNESCO-Welterbe in Potsdam. Das Marmorpalais liegt inmitten des Weltkulturerbes, der Film „Metropolis" von Fritz Lang ist Bestandteil des UNESCO-Verzeichnisses „Memory of the World", und auch die friedliche Revolution mit der Maueröffnung vor 25 Jahren ist im UNESCO-Weltdokumentenerbe registriert. All diese drei Begriffe aus Kultur, Film und Geschichte beschreiben unsere Stadt auf markante Weise. Marmorpalais, Metropolis und Maueröffnung sind charakteristisch für viele stadtpolitische Fragen der Gegenwart und der Zukunft in der Landeshauptstadt Potsdam.
Daher haben wir uns entschlossen, das Jahr 2014 mit dem Themenschwerpunkt „Leben im UNESCO-Welterbe" zu verbinden. Zusammen mit zahlreichen Partnern unterbreiten wir in diesem Jahr mehr als 60 Angebote für die Potsdamerinnen und Potsdamer und ihre Gäste unserer Stadt - von Führungen durch die Russische Kolonie Alexandrowka, über den Pfingstberg, die Schwanenallee, das Krongut Bornstedt und Klein Glienicke bis zu den Musikfestspielen und dem UNESCO-Tag am 1. Juni.
Wir präsentieren die gesamte Breite des Potsdamer Welterbes im Besonderen und des deutschen Welterbes im Allgemeinen. Ziel der Jahreskampagne ist daher auch, Wissenswertes über die Organisation UNESCO zu vermitteln, die sich neben dem Weltkultur- und Naturerbe auch mit dem immateriellen Kulturerbe befasst.
Wir brauchen uns da nicht zu verstecken. Potsdam spielt als UNESCO-Welterbe mit 37 anderen deutschen Städten, um es in der Fußballersprache auszudrücken, in der Champions League mit Assisi und Versailles.

Ich freue mich besonders, dass uns dabei zahlreiche Vereine und Einzelpersonen unterstützen, die das ehrenamtlich tun. Also an dieser Stelle: Ein großes Dankeschön an alle ehrenamtlich tätigen! Für die Landeshauptstadt sind die Schlösser, Parks und Gärten, die uns Friedrich der Große und seine Nachfolger hinterlassen haben, ein historisches Geschenk. Sie sind ein Segen. Wir behandeln dieses Erbe mit Respekt. Wir pflegen es. Es ist nachhaltig. Und es hat die Identität dieser Stadt entscheidend mitgeprägt. Ich finde, man spürt deutlich, dass die Potsdamerinnen und Potsdamer dieses Welterbe sehr bewusst wahrnehmen und äußerst sorgsam damit umgehen.
Man darf sich aber auch nichts vormachen: Wenn das Welterbe auf eine wachsende Stadt trifft, kann es zu Reibungen kommen. Dann funktioniert das Miteinander eben nicht so gut wie es in kommunizierenden Röhren eigentlich geschehen sollte. Dann entsteht ein Ungleichgewicht. Und wir wissen alle, was bei Ungleichgewichten in Experimenten im Physikunterricht passiert: Es gibt eine Explosion.

Nun, so schlimm ist es nicht. Und ich schaue vor allem den Generaldirektor der Schlösserstiftung Professor Dorgerloh an: Am Ende haben wir uns bisher in Fragen von abknickenden Flutlichtmasten und den Bau von Sportplätzen einigen können. Ein solches Spannungsverhältnis aber oder sagen wir es besser: eine Balance zu finden, muss unser gegenseitiges Ziel bleiben. Es ist auch gut: Es zwingt uns als Landeshauptstadt zu gezielten Entscheidungen, zu Schwerpunktsetzungen und zu Kompromissen.
Es geht hier aber nicht nur um städtebauliche, sondern auch um politische Schwerpunktsetzung. Dafür ist ein einheitliches Leitbild der Landeshauptstadt Potsdam unabdingbar. Wir müssen dieses Leitbild jetzt entwickeln, um Prioritäten zu setzen. Denn die finanziellen Mittel werden nicht mehr, sondern weniger - auch wenn das so manch einer noch nicht ganz realisiert hat. Und wie das in Potsdam so üblich ist, tun wir das mit der Beteiligung der Potsdamerinnen und Potsdamer. Das war bei der Entscheidung zur Standortfrage des Landtages so und bei der Entscheidung zum Standort des Badneubaus. Das ist beim Leitbild, bei den Fragen von Schulneubauten, der Gedenkkonzeption und der Gartenstadt Drewitz so - um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Zum Wachstum der Stadt gehört aber auch, dass wir es finanzieren können. Wir müssen die Mittel haben, um neue Schulen zu bauen und die Bildungsinfrastruktur zu verbessern. Wachstum ist kein Selbstzweck. Es geht vielmehr darum, unseren Kindern die besten Startchancen ins Leben zu verschaffen. Davon profitieren wir alle. Denn gut ausgebildete Jugendliche werden zu Fachkräften in der Landeshauptstadt und bringen uns voran. Ein qualitativ hochwertiges Angebot an Schul- und Kita-Plätzen ist daher ein Muss. Für die Zukunft unserer Kinder und unserer Landeshauptstadt!
Seit 2005 haben wir dafür bereits 180 Millionen Euro investiert. Bis 2021 sollen noch einmal 160 Millionen Euro hinzukommen. Das ist eine Herkules-Aufgabe.

Wir bekommen das nur hin, wenn sich alle beteiligen. Und wenn wir die notwendigen Entscheidungen in diesem Frühjahr treffen. Wir alle sichern die Zukunft unserer Kinder. Dafür ist es nötig, harte Bretter zu bohren, um es mit dem Soziologen Max Weber auszudrücken, gleichwohl: „mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich."

Letzteres wird im Übrigen auch nötig sein, um die beklagenswerten Probleme im Luftschiffhafen zu beseitigen. Diese Gewitterwolke aus dem Jahr 2013 haben wir nicht so schnell vertreiben können, wie wir dachten. Ich kann der Sportlerfamilie in Potsdam nur versprechen, dass wir alles daran setzen, die Hallen so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Bis dahin schaffen wir alternative Trainingsangebote.
Ich weiß um die Bedeutung Potsdams als Sportstadt. Wir geben dafür nicht wenig Geld aus und tun das mit großer Überzeugung - weil uns der Sport in der Landeshauptstadt am Herzen liegt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
das Thema Beteiligung, ich hatte es angedeutet, wird über das gesamte Jahr 2014 eine große Rolle spielen. Die Potsdamerinnen und Potsdamer haben in diesem Jahr drei Mal die Gelegenheit, sich direkt zu beteiligen: bei den Wahlen für die Stadtverordnetenversammlung, das Europaparlament und den Landtag. Gehen Sie zur Wahl! Denn die Demokratie bietet allen Menschen ab 16 Jahren diese besondere Einflussnahme.

Vor 100 Jahren, als Deutschland in den Ersten Weltkrieg eintrat, war das in dieser Weise bei weitem nicht so. Dieser Jahrestag wird Anlass bieten, sich mit der Geschichte unserer Stadt intensiv auseinanderzusetzen. Im Neuen Palais in Potsdam wurde der Kriegszustand am 31. Juli 1914 unterzeichnet. Wenige Tage später folgte die Kriegserklärung an Russland und Frankreich. Da passt es sehr gut, in diesem Jahr die Städtepartnerschaft mit Versailles voranzubringen - als Zeichen, dass wir aus der Geschichte gelernt und unsere Lehren gezogen haben.
Neben diesem Jahrestag möchte ich zudem an die 70. Wiederkehr des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 erinnern. Auch hier gibt es einen direkten Potsdam-Bezug - zum einen durch Henning von Tresckow, der mit Stauffenberg den militärischen Widerstand verkörperte und zweitens dadurch, dass sich die Attentäter in den Amtsräumen des damaligen Potsdamer Regierungspräsidenten regelmäßig getroffen haben, also im heutigen Oberbürgermeisterbüro. Auch das verdient es, in diesem Jahr in besonderer Weise hervorgehoben zu werden.
Wir begehen darüber hinaus den 25. Jahrestag der friedlichen Revolution mit der Folge der Maueröffnung. Auch hier werden wir mit gezielten Veranstaltungen die Erinnerung daran aufrechterhalten.
Habe ich etwas vergessen? Gar positive Nachrichten? Ach ja, der freie Eintritt im Schlosspark Sanssouci ist für die nächsten fünf Jahre gesichert. In einem Monat ist zudem die Wissenschaftsetage im Bildungsforum fertig. Sie macht das Haus komplett. Und Ende des Jahres legen wir den Grundstein für den Badneubau am Brauhausberg.

Wer jetzt noch Zweifel hat, dass die Landeshauptstadt sich ausreichend entwickelt, dem sei ein Besuch im Potsdam Museum ans Herz gelegt. Dort ist die Foto-Ausstellung von Jürgen Strauss mit Potsdamer Bildern aus dem Jahr 1984 zu sehen. Wie hat sich dieses Potsdam positiv verändert!

Verehrte Damen und Herren,
zum Schluss möchte ich an einen Mann erinnern, der im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Willy Brandt. Mehr Demokratie wagen, war sein meistzitierter Satz. Er sagte aber auch einmal: „Die besten Reden sind die, die nicht gehalten werden. Die zweitbesten sind die scharfen, die drittbesten die kurzen." Okay, gesagt habe ich einiges, besonders scharf wollte ich nicht sein, kurz genug war es hoffentlich.

Ich wünsche Ihnen und uns allen einen schönen Nachmittag. Gleich übergebe an den Innenminister des Landes Brandenburg, Ralf Holzschuher. Im Anschluss daran spricht der Generaldirektor der Schlösserstiftung Prof. Dorgerloh zum Thema „Leben im UNESCO-Welterbe". Nach einem musikalischen Zwischenspiel freue ich mich, dass sich Matthias Platzeck ins Goldene Buch der Landeshauptstadt Potsdam einträgt. Die Laudatio auf ihn hält Hans-Ulrich Schulz, der von 1997 bis 2010 Generalsuperintendent des Sprengels Potsdam war, ein Platzeck-Kenner, der mit seinem Engagement für die Landeshauptstadt auch über die Stadt hinaus wirkte.
Matthias Platzeck hat sich in seiner Zeit als Oberbürgermeister, aber auch als Ministerpräsident für seine Heimatstadt Potsdam bleibende Verdienste erworben. Worin besteht das Wirken von Matthias Platzeck. Das veranschaulicht vielleicht eine kleine Anekdote:

Er war gerade ein dreiviertel Jahr Ministerpräsident, als ich im Rathaus einen Empfang gab für pensionierte Bundeswehrangehörige. Am Rande der Veranstaltung kam eine zierliche, ältere Dame mittleren Alters zwischen 60 und 70 Jahren auf mich zu, die sagte: „Wie schön Sie hier zu treffen. Sie sehen ja aus wie im Fernsehen. Ich bewundere Sie. Das wollte ich Ihnen einmal sagen, und was Sie Gutes für unser Land." Sie hatte dabei Tränen in den Augen. Ich war zugegeben etwas irritiert. Aber dachte, schön, was für ein Kompliment. Und dann sagte sie am Ende: „Lassen Sie uns bitte ein gemeinsames Foto machen..., Herr Platzeck!"

Das ist es, was Matthias Platzeck immer ausgezeichnet hat: Er ist ganz eng verbunden mit den Menschen in diesem Land. Er hat sie berührt und nicht nur ihren Geist bewegt, sondern sie verstanden und emotional mitgenommen. Dafür, lieber Matthias, möchte ich Dir im Namen der Potsdamerinnen und Potsdamer herzlich danken!
Im Übrigen habe meine wahre Identität gegenüber der Dame nicht preisgegeben...Ich wollte sie nicht enttäuschen...

Ihnen allen und Ihren Familien wünsche ich ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2014!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!"