Pressemitteilung Nr. 56 vom 29.01.2010 Rede des Oberbürgermeisters Jann Jakobs anlässlich des Neujahrsempfang 2010 am 29.01.2010

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Stolpe,
sehr geehrte Europa-, Bundes- und Landtagsabgeordnete,
sehr geehrte Frau Ministerin Tack,
sehr geehrter Herr Minister Rupprecht,
sehr geehrte Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herrn Staatssekretäre,
sehr geehrte Damen und Herrn Kollegen Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Giersberg,
sehr geehrter Kapitän zur See Setzer,
sehr geehrte Stadtverordnete,
sehr geehrte Ehrengäste
meine Damen und Herren,

ich möchte Sie ganz herzlich zu unserem/meinem diesjährigen Neujahrsempfang begrüßen und Ihnen für Ihr Kommen danken.
Lassen Sie mich Ihnen alles Gute für das Jahr 2010 wünschen - Glück, Gesundheit und ein friedliches Miteinander.
Ich möchte mich ganz herzlich beim Jugendsinfonieorchester der städtischen Musikschule unter der Leitung des „Generalmusikdirektors" Jürgen Runge für die musikalische Umrahmung bedanken.
Eine der besten Adressen in Potsdam, wenn es um Musik geht!

Sehr geehrte Damen und Herren,
die letzten Monaten des Jahres 2009 standen ganz unter dem Zeichen der Erinnerung und dem Gedenken an die Ereignisse von vor 20 Jahren. Erinnern und aufklären sind die wichtigsten Waffen gegen die Verklärung. Ich bin deshalb froh über jede kleine oder große Veranstaltung und Ausstellung, die sich des Themas annimmt. Wir werden 2010 zwanzig Jahre deutsche Einheit feiern. Am 3. Oktober. Aber nicht nur an diesem Tag sollten wir uns mit den Prozessen und Ergebnissen dieser Einheit auseinandersetzen.
Wir haben durch unser letztes Jahresthema - Stadt der Bürgerinnen und Bürger - diesem Jubiläum Rechnung getragen. Wir haben dem 200. Jahrestag der Tagung der ersten Stadtverordnetenversammlung und dem 100. Geburtstag des Potsdam-Museums gedacht.
Die Spannbreite unseres Gedenkens war groß: Fröhliche Feste wie das zum UNESCO Welterbefest oder auch das Hoffest im Stadthaus waren ebenso dabei wie die Eröffnung der Ausstellung „Demokratie - Jetzt oder Nie" in der Lindenstraße.
Wir haben nicht nur Gedenkstätten, die uns zur Lehre aus der Vergangenheit mahnen, sondern wir sind immer noch im Prozess, uns mit den Themen der Vergangenheit auseinander zu setzen. Daher bin ich hoch erfreut, dass sich die Stadtverordnetenversammlung vorgestern mit überwältigender Mehrheit zu einer erneuten Überprüfung der Mitglieder der politischen Gremien und der Verwaltungsleitung entschlossen hat.

Daneben wurde auch regiert und wir haben wichtige Vorhaben umgesetzt. Einige wenige will ich nennen:
Das Asylbewerberheim ist umgezogen. Damit konnten wir eine wichtige Forderung aus verschiedenen Konzepten - dem Lokalen Aktionsplan und dem Integrationskonzept - umsetzen. Es ist keine einfache Diskussion gewesen. Ich bin aber den beteiligten Initiativen und Vereinen am Schlaatz sehr dankbar für ihren sehr engagierten Einsatz und ihre wichtige Unterstützung. Und die Menschen im Schlaatz haben all diejenigen mit Lügen gestraft, die ihnen das nicht zugetraut haben.
Unsere Mitte gewinnt immer mehr an Kontur. Die Brückenarbeiten konnten abgeschlossen werden, die Straßenbahn liegt in ihrer vorgesehenen Trasse, die Vorbereitungen für den Landtagsneubau sind abgeschlossen und es kann in diesem Jahr losgehen. Und die Mitte ist auch weiterhin ein beliebtes Feld für leidenschaftliche Diskussionen über Form und Farbe.
Die Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek ist nach dem Neubau des Landtags das neue Objekt der Begierde historischen Wiederaufbaus. Wenn es bei diesen anspruchsvollen Vorhaben auch zu Verzögerungen kommen kann - es soll kein Zweifel daran geben, dass die Bibliothek ihren Platz in der Mitte unserer Stadt behalten wird. Sie ist ein zentraler Baustein für die Lebendigkeit unserer Innenstadt.

Sie sehen mich in der glücklichen Lage, als Oberbürgermeister von Potsdam auswählen zu müssen, welche der vielen guten Entwicklungen und Ereignisse ich heute benenne.
Wir haben vorgestern in der Stadtverordnetenversammlung den Neubau eines Bades im Bornstedter Feld beschlossen. Auch dies ist wieder eine besondere Herausforderung, aber wir haben mit dieser Entscheidung sowohl die Möglichkeit ein innerstädtische Quartier neu zu erschließen, als auch Synergien der Freizeiteinrichtungen im Nordteil der Stadt zu erreichen. Bedanken möchte ich mich in diesem Zusammenhang bei den vielen Beteiligten, die mit uns zusammen die ausführlichen Variantenvergleiche erarbeitet haben und bei den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich engagiert in diesen Planungsprozess eingebracht haben. Das Jahr 2009 war das Jahr der Krise, der Konjunkturprogramme. Trotzdem ist es uns auch in diesem Jahr 2009 wieder gelungen, neue Firmen nach Potsdam zu holen: Erhard-Automotive und Uhlmann-Verlag sind nur zwei Beispiele für eine alles in allem gute Entwicklung. Auch um Karstadt mussten wir zittern. Der wichtige Magnet der Innenstadt bleibt.
Und doch werden wir nicht müde, unsere guten Bedingungen auszubauen, zu verbessern - unsere Standortvorteile noch deutlicher zu machen.
Griebnitzsee ist nicht auf Habenseite und ich gestehe, dass ich mich auf den Neujahrsempfang freue, an dem ich Ihnen über eine erfolgreiche Umsetzung des Bürgerwillens berichten kann.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Potsdam wächst. Schon in wenigen Jahren werden wir zehntausend Einwohner mehr haben. Viele davon werden Kinder sein, hineingeboren in junge Familien. Andere Familien wiederum werden nach Potsdam ziehen, weil sie sich davon ein günstiges, ein förderliches Umfeld für sich und ihre Kinder versprechen. Und wieder andere, neue und alte Potsdamerinnen und Potsdamer wollen in dieser Stadt, die ihre Heimat geworden ist, alt werden.
Sie alle sind zugleich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Stadt, ihr eigentlicher Reichtum.

Ein Jahr lang, im „Jahr der Familie" 2010 wollen wir gründlicher als bisher, sorgfältiger als bisher und vollständiger als bisher abwägen, was das für unsere Stadt bedeutet. Wie Familien in Potsdam leben, womit sie zufrieden sind, welche Wünsche sie für das jetzt und für die Zukunft haben. Was wir tun können, um Familien aller Formen und Generationen ein lebenswertes Dasein in der Landeshauptstadt zu ermöglichen. Was wir tun können, um Arbeitsplätze und Wohnungen zu schaffen und Kindergärten ebenso wie Angebote für Jugendlicher und für ältere Bürgerinnen und Bürger. Es sind konkrete Aufgaben, die vor uns stehen. Lassen Sie uns gemeinsam damit fortfahren, sie zu erkennen und zu lösen. Mein Bestreben ist es, auf die Erfordernisse der jeweiligen Stadtgebiete angemessen zu reagieren und nicht die Finanzmittel nach Proporz zu verteilen. In den neunziger Jahren wurde verstärkt in die Großsiedlungen investiert. Im letzten Jahrzehnt ist der Nachholbedarf in der historischen Mitte und bei der Denkmalsanierung angefallen -
nunmehr werden wir uns den letzten innerstädtischen Brachen und der erforderlichen Verdichtung im Innenbereich wie in Drewitz widmen.
Es ist mir wichtig, dass kein Stadtteil oder Gebiet der Landeshauptstadt abgehangen wird.
Niemand soll wegen fehlendem Geld, Religion oder Nationalität von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden.
Mir ist es sehr wichtig, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessengruppen, Stadtteilen und Generationen zu erreichen. Vor einigen Jahren habe ich hier Hegel zitiert, von der Produktivität der Widersprüche. Ich glaube, es wäre vermessen, die Widersprüche der Gesellschaft auf kommunaler Ebene ausgleichen zu wollen, damit überfordern wir uns und wecken falsche Erwartungen - es ist uns aber immer wieder gelungen, die vermeintlichen Gegensätze zu einem produktiven Miteinander zu verbinden - als ein Beispiel sei die Arche und die Spirellibande genannt, die durch finanzielle Unterstützung aus der Berliner Vorstadt in Drewitz und am Stern helfen kann.
Balance schaffen, fördern und fordern - zwischen den Generationen, den Geschlechtern, den Interessen, den Neigungen und Fähigkeiten, den Wünschen und dem Machbaren. Einer gute Familie gelingt das. Potsdam gelingt das.

Sehr geehrte Damen und Herren,
im Jahr 2010 erwarten uns unter dem Jahresthema über 300 Veranstaltungen vielfältigster Art, von einem großen internationalen Kinderärztekongress des Klinikums über den schon traditionellen Unesco-Welterbetag, die WM der Show und Marching Bands und viele kleinen und sicherlich feinen Veranstaltungen.
Nicht nur dafür wünsche ich uns allen gutes Gelingen und ein gesundes und erfülltes Jahr.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit