Pressemitteilung Nr. 54 vom 10.02.2009 Pressemitteilung der Ausländerbeauftragten der Landeshauptstadt Potsdam Magdolna Grasnick/Betr.: Offener Brief der pbg zum Objekt Am Nuthetal 2

Im Juli 1992 kamen mit mehreren Bussen neue Asylbewerber aus Eisenhüttenstadt nach Potsdam. Im ehemaligen Krankenhausgebäude in Babelsberg, neben dem Oberlinhaus, warteten aus der Nachbarschaft Frauen, Männer, Kinder, alt und jung zusammen, mit Tellern voller Kirschen - als Begrüßungsgeschenk - auf die Flüchtlinge. In dieser Zeit lebten in Potsdam 1200 Asylbewerber.

Heute, 2009, gibt es 140 Menschen in Potsdam, die in einer Gemeinschaftsunterkunft aufgrund eines Asylverfahrens untergebracht sind. Diese Unterkunft soll nach einem EU-weiten Ausschreibungsverfahren in das ehemalige Lehrlingswohnheim Am Nuthetal 2 umziehen. Die Einrichtung soll also in ein Wohngebiet umziehen, das gut erreichbar ist, wo in der Nachbarschaft Kita, Schule, Einkaufsmöglichkeiten, ein Familienzentrum, das Bürgerhaus am Schlaatz, das Haus der Generationen und Kulturen, ein Jugendclub, die Kirche im Kiez und die Medienwerkstatt zu finden sind; in ein Wohngebiet, wo das Hochhaus Am Schilfhof 20 als gutes Beispiel zeigt, wie Nachbarn füreinander da sein können; in ein Wohngebiet, wo nach dem Förderprogramm „Zukunft im Stadtteil" nun das Programm „Soziale Stadt" greift.

In einem offenen Brief annonciert der Vorstand der Potsdamer pbg, Herr Zellmann und Frau Schuster, sie werden ihre Investitionsplanung in der Käthe-Kollwitz-Straße überdenken, da neben einem Haus, wo Asylbewerber wohnen, keine wirtschaftliche Vermietung mehr möglich sei.

Ich hoffe sehr, die pbg überlegt ihre Haltung. Die Gestaltung des Miteinanders in den Wohngebieten hängt sicher auch von dem Einsatz der Vermieter ab. Es gibt gute Beispiele, indem auch nichtgemeinnützige Genossenschaften durch Umfeldgestaltung, Schaffung von gemeinsamen Betätigungsmöglichkeiten in der Nachbarschaft oder durch Beratungsangebote für das ganze Wohngebiet positive Dienste leisten.

Der offene Brief der pbg flog wie ein Stein über den Zaun zum Schlaatz, ohne die möglichen neuen Nachbarn persönlich zu kennen.

Ich hoffe, die pbg überdenkt ihre Einstellung. Sie kann die möglichen neuen Nachbarn kennen lernen, um die Angst vor ihnen zu verlieren. Die Flüchtlinge sind würdevolle Menschen, alt und jung, gebrechlich und gesund. Wie wir alle, möchten auch sie in Ruhe, in Sicherheit, inmitten von freundlichen Nachbarn, mit denen man auch plaudern und lachen kann, leben. Ich bitte die pbg: Gehen Sie den Flüchtlingen mit Brot und Salz entgegen und heißen Sie sie willkommen.