Pressemitteilung Nr. 52 vom 05.02.2008 „Der Milan kreist über der Lennéschen Kulturlandschaft“

- Landeshauptstadt Potsdam und Heinz Sielmann Stiftung beteiligen sich am Bundeswettbewerb „idee.natur" -

Heute stellten die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz Elona Müller und Walter Stelte, Vorstand der Heinz Sielmann Stiftung, den Beitrag zum Bundeswettbewerb „idee.natur" erstmals der Öffentlichkeit vor. Die Ideenskizze, die von der Landeshauptstadt Potsdam, der Heinz Sielmann Stiftung sowie der Universität Potsdam in den zurückliegenden Wochen erarbeitet wurde, trägt den Titel „MILAN zieht Kreise - Die Lennésche Kulturlandschaft im 21. Jahrhundert" und wurde fristgemäß zum 31. Januar 2008 beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht (s. PM 611/ 2007) .

„Die Projektinitiative MILAN hat ein wirklich visionäres Leitbild für den ländlich geprägten Potsdamer Nordwestraum entwickelt, das die Chance bietet, perspektivisch Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung in diesem Gebiet der Stadt zu befördern. Gerade die breit angelegte Partnerschaft mit den hiesigen Landnutzern, Naturschutzorganisationen und angrenzenden Gemeinden wird dabei von großem Nutzen sein", so Elona Müller.

„Wir sind zuversichtlich, die nächste Stufe im Wettbewerb ‚idee.natur' zu erreichen", sagte Walter Stelte, Vorstand der Heinz-Sielmann Stiftung. „Die vorgelegte Projektskizze bietet die Chance für ein regionales Gesamtentwicklungskonzept, das wir als Heinz Sielmann Stiftung mit der Landeshauptstadt Potsdam und den weiteren Akteuren - Kommunen, Landnutzern und der Universität - sehr gerne realisieren werden."

Die Wettbewerbsaufgabe bestand in der Entwicklung eines innovativen Konzeptes für ein Naturschutzgroßprojekt, das naturschutzfachliche Zielstellungen mit den Erfordernissen ländlicher Entwicklung verbindet. Den Siegern winken für die Umsetzung ihrer Visionen langjährige Fördermittelzuwendungen. In einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren sollen die besten fünf Naturschutzgroßprojekte Deutschlands ab Mitte 2009 mit Fördermitteln des Bundesumwelt- und des Bundeslandwirtschaftsministeriums realisiert werden.

Zur Projektidee:
Schon Theodor Fontane wusste, dass der Gegensatz von Kunst und Natur beide in ihrer Wirkung unterstützt. Was liegt also näher, als dem Gedankengut des Altmeisters der Landschaftsgestaltung Peter Joseph Lenné folgend, die Verbindung zwischen Wildnis und Kulturlandschaft wiederzubeleben.
Dazu haben die Projektpartner vor, einen Masterplan integrierte Landschaftsentwicklung (MILAN) aufzustellen, der die Entwicklung von 22.500 Hektar zum größten Teil auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Potsdam, sowie in den Landkreisen Havelland und Potsdam-Mittelmark umfasst. Zu den Kerngebieten zählen Teile der Potsdamer Kulturlandschaft und die Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Ziel ist es, die Kulturlandschaft nach historischem Vorbild unter den Anforderungen der heutigen Zeit nachhaltig zu gestalten. Die Kerngebiete des Naturschutzes sollen dabei effektiv geschützt und möglichst hautnah erlebbar gemacht werden.
Das von der Heinz Sielmann Stiftung bereits initiierte Wildnisgroßprojekt in der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, ein ehemaliger Truppenübungsplatz, stellt einen innovativen Ansatz zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Förderung einer halboffenen Naturlandschaft dar. Die dort nachgewiesenen 5.000 Tier- und Pflanzenarten sind bundes- und europaweit einmalig. Die Integration der Bevölkerung, das Naturerleben und die Umweltbildung sind feste Bestandteile des Entwicklungskonzeptes.
Der Projekttitel MILAN steht auch für den heimischen Greifvogel Rotmilan, einen typischen Vertreter strukturreicher Agrarlandschaften. Eine solche reich gegliederte Feldflur soll an der Stadtgrenze zu Berlin zwischen der B 5 im Norden und der Potsdamer Havel im Süden im Sinne Lennéscher Planungen wieder entstehen. Einen ähnlichen Ansatz hat die Landeshauptstadt Potsdam bereits im Rahmen der Bundesgartenschau 2001 bei der Revitalisierung der Bornimer Feldflur verfolgt. Durch Wiederherstellung historischer Kulturlandschaftselemente in der Feldflur soll die biologische Vielfalt und der Biotopverbund zwischen den Kerngebieten des Naturschutzes Döberitzer Heide im Nordosten und Wublitz, einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne im Westen des Gebietes, gestärkt werden.
Gleichzeitig sollen von dem Projekt im Sinne eines integrierten Ansatzes Impulse für die Entwicklung des ländlichen Raumes, etwa durch Förderung naturschutzgerechter Produktionsweisen, Intensivierung der Direktvermarktung und Aufbau nachhaltiger Tourismusangebote, ausgehen. Bereits bestehende, jedoch bisher isolierte Initiativen verschiedener Akteure im ländlichen Raum können im Rahmen dieser Strategie effektiv gebündelt werden; zahlreiche Interessensbekundungen vor Ort lassen auf eine breite Unterstützung dieses Ansatzes hoffen. Nicht zuletzt kann damit auch die Herausbildung einer regionalen Identität maßgeblich befördert werden.