Pressemitteilung Nr. 45 vom 31.01.2008 Der Landschaftsmaler Karl Hagemeister (1848-1933)

Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung des Potsdam - Museums

Heute eröffnete die Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport Gabriele Fischer in Anwesendheit vieler Gäste eine neue Sonderausstellung des Potsdam-Museums, in der 39 herausragende Gemälde und Zeichnungen des märkischen Landschaftsmalers Karl Hagemeister aus den Beständen des Museums gezeigt werden. „Das städtische Museum in Potsdam hat seit über 70 Jahren Gemälde Karl Hagemeisters in seinen Sammlungen und war stetig bemüht, diesen Bestand zu vervollkommnen", betonte Gabriele Fischer.

Karl Hagemeister gehört zu den bedeutendsten und bekanntesten Malern der Mark Brandenburg. Sein Leben und Werk war geprägt vom intensiven Verhältnis zur Natur. Am 12. März 1848 wurde Karl Hagemeister als Sohn eines Obstzüchters und Fischers in Werder geboren. Schon früh fand er einen besonderen Sinn für die herbe Schönheit der märkischen Landschaft und arbeitete zunächst als Zeichenlehrer einer Volksschule in Berlin Pankow. Ab 1871 studierte er an der Freien Zeichenschule in Weimar und unternahm Studienreisen nach München und in die Alpen. Dort lernte er den Wiener Maler Carl Schuch (1846 - 1903) kennen, mit dem ihn anschließend eine langjährige Freundschaft verband. Gemeinsame Studien-aufenthalte in Österreich, Belgien, Holland und Italien folgten.
1877 ließ sich Hagemeister in Ferch nieder. Hier in seiner märkischen Heimat, die er liebte, fand er seine eigenen Themen und Motive. Es waren die Dörfer und die Landschaft um den Schwielowsee, die ihn anregten, immer häufiger auch Landschaftsdetails wie der Ausschnitt eines Teichufers, eines Bachlaufes, einer Baum- oder Steingruppe zu malen.
Seine Verarbeitung des impressionistischen Malstils, die Erfassung des zufälligen Augenblickes in einem zufälligen Ausschnitt, in durch Licht und Bewegung aufgelösten Konturen, beschrieb er folgendermaßen: „Ich habe erkannt, dass zum atmenden Leben Bewegung gehört und dass diese nur durch feinste Unterschiede im Farbauftrag erreicht werden kann. Wenn ich landschaftliche Dinge sehe, so bemerke ich immer einen Kampf von Licht und Luft um die Herrschaft über sie."
1883 / 84 besuchte Karl Hagemeister Carl Schuch in Paris, der Stadt der französischen Impressionisten, kehrte aber wegen einer heftigen Auseinandersetzung mit Schuch nach Werder zurück und ließ sich in Entenfang nieder. Hier wollte er einfach wie ein Bauer ganz in und für die Natur leben und fuhr nur noch in den Jahren 1907 bis 1915 im Sommer für mehrere Wochen auf die Insel Rügen, wodurch sich sein Themenkreis um „den Kosmos des Meeres" erweiterte. Seine Natur- und Landschaftsdarstellungen malte er zunehmend pastos mit kräftigen Farben, arbeitete neben Pinsel und Spachtel mit Fingern und Handballen und reduzierte den gewählten Ausschnitt bis nur noch eine Seerose oder eine Welle übrig bleib.

Obwohl Karl Hagemeister die großen Ausstellungen in Berlin beschickte und Gründungsmitglied der Berliner Sezession war, blieb er lange Zeit unbeachtet, wohl auch weil er unabhängig vom Kunstbetrieb der Metropole und den herrschenden Kunstrichtungen als stiller Außenseiter seinen eigenen Stil fand. Erst als 1912 einige größere Galerien in Hamburg und München auf ihn aufmerksam wurden, fand er öffentliche Ehrung und Aufmerksamkeit.1914 wurde er zum „Königlich-preußischen Professor" ernannt und 1923 zu seinem 75. Geburtstag Mitglied der preußischen Akademie der Künste. Die Nationalgalerie ehrte ihn mit einer Ausstellung. Karl Hagemeisters einfacher Lebensstil änderte sich trotz später Anerkennung nicht mehr. Am 05. August 1933 starb er in Werder.

Potsdam-Museum, Benkertstr. 3, 14467 Potsdam
Ausstellungskuratorin: Gerhild Martens, Tel. 0331/289-6804
geöffnet: Dienstag bis Sonntag, 10 - 18 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 3,00 Euro, Kinder bis 6 Jahren frei, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren 1,00 Euro


Karl Hagemeister - Lebenslauf in Daten

1848 am 12. März in Werder geboren
1868-71 Volksschullehrer in Berlin - Pankow
1871-73 Schüler von Friedrich Preller d. Ä., an der Freien Zeichenschule Weimar
Studienreisen u.a. nach Rügen, Dresden und in die Alpen
1873-74 Bekanntschaft mit dem Wiener Maler Carl Schuch, Studienreisen und -aufenthalte mit Schuch in Belgien und Holland (Brüssel, Ostende, Antwerpen)
1876 Reise über München nach Rom, Olevano / Sabinergebirge, mit Schuch in Venedig
1877 Ansiedlung in Ferch am Schwielochsee
1878 u.
1880/81 Arbeit in den Sommermonaten in Ferch mit Schuch
1878-79 Beteiligungen an den Großen Akademie-Ausstellungen in Berlin
1884-85 Besuch bei Schuch in Paris, Studium der französischen Impressionisten, Bruch mit Schuch
1888-
1912 In Entenfang bei Werder
1891-96 Beteiligungen an den Großen Berliner Kunstausstellungen
1898 Mitglied der Berliner Sezession
1899-1917 Beteiligungen an Sezessionsausstellungen
1907-15 alljährlicher Sommeraufenthalt auf Rügen (Lohme)
1909 Ausstellung Galerie Gurlitt, Berlin
1912 Ausstellungen Galerie Heinemann, München, Galerie Schulte, Berlin
Rückzug nach Werder
1913 Ausstellungen Hamburger Kunstverein, Galerie Gurlitt Berlin, Kestner-Museum, Hannover
Monographie über Carl Schuch erscheint im Cassirer - Verlag in Berlin
Goldmedaille auf der 11. Internationalen Kunstausstellung in München
1914 Königlich-preußischer Professor (Ehrenprofessur)
Ausstellung Glasplast, München
1921 Ausstellung Potsdamer Kunstsommer
1923 Einzelausstellung in der Nationalgalerie Berlin - Ehrung zum 75. Geburtstag
Ausstellung New York
1924 Ausstellung Neue Staatsgalerie, München
Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste Berlin
1924 Ehrenbürger der Stadt Werder
1928 Ausstellung Galerie Heinemann München
1933 05.08. in Werder gestorben
Ausstellung in der Nationalgalerie Berlin und in der Galerie Abels in Köln
1943 Gedächtnisausstellung bei Heidkamp in Potsdam
1948 Ausstellung zum 100. Geburtstag in Potsdam
1998 Ausstellungen Bröhan-Museum Berlin, Potsdam-Museum

Werke von Karl Hagemeister befinden sich heute u.a. in der Nationalgalerie Berlin, im Bröhhan-Museum Berlin, im Frey-Haus Brandenburg, in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover, der Neuen Staatsgalerie München, dem Wallraf-Richartz - Museum Köln, den Kunstsammlungen Weimar.