Pressemitteilung Nr. 35 vom 21.01.2013 Die Gemeinschaft für Frieden und Aufbau

Veranstaltungsreihe "Menschen unter Diktaturen" in der Gedenkstätte Lindenstraße
Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe "Menschen unter Diktaturen" laden die Gedenkstätte Lindenstraße, die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, die Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 und das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam herzlich ein zum Vortrag von Barbara Schieb, Gedenkstätte Stille Helden, zum Vortrag

Die Gemeinschaft für Frieden und Aufbau
Widerstand gegen den ‚totalen Krieg‘ und Hilfe für verfolgte Juden
Moderation: Dr. des. Annemone Christians
Zeit: Donnerstag, 24. Januar 2013, 19.00 Uhr
Ort: Gedenkstätte Lindenstraße 54/55
Lindenstraße 54/55, 14467 Potsdam

Im Zentrum des Vortrags steht die ungewöhnliche Widerstandsgruppe "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau", deren Akteure teilweise als Juden verfolgt wurden. In Berlin und Luckenwalde wurden circa zehn Juden von mutigen Nichtjuden verborgen, die es gemeinsam bewerkstelligten, 1944 zwei Flugblätter zu entwerfen, zu vervielfältigen und im ganzen Reich zu verbreiten. Es wird an dem Abend um Werner Scharff als Initiator der Gruppe gehen, der als Jude verfolgt und aus dem Ghetto Theresienstadt geflohen war, sowie um die nichtjüdischen Mitstreiter, die er für sein Ziel gewinnen konnte, etwas für die Beendigung des Krieges zu tun. Im Herbst 1944 wurden die meisten Teilnehmer der Gruppe gefasst; einige waren in der Folgezeit auch in Potsdam inhaftiert. Die weiteren Schicksale der Häftlinge waren sehr unterschiedlich. Obwohl vergleichsweise viele Mitglieder der Gruppe das Kriegsende im Mai 1945 überleben konnten, haben sie von ihren Widerstandsaktionen in der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht berichtet. Grund ist der sofort einsetzende Kalte Krieg und die Spaltung des Landes.

Barbara Schieb wurde 1958 im Ruhrgebiet geboren und studierte Geschichte sowie Germanistik in Freiburg/Br. und Berlin (West). Seit 1986 forscht sie im Rahmen der Gedenkstätte Deutscher Widerstand über Helfer untergetauchter Juden und stieß dabei 1987 auf die "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau". Barbara Schieb wurde das Forscherinnen-Glück zuteil, noch etliche Teilnehmer der Widerstandsgruppe interviewen zu können. Seit 2005 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte Stille Helden in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau" sowie weiteren Themen zur Judenverfolgung.