Pressemitteilung Nr. 34 vom 16.01.2012 "Strukturanalyse des Lkw-Verkehrs und Fortschreibung des Lkw-Führungskonzepts" fertiggestellt


In der "Strukturanalyse des Lkw-Verkehrs und Fortschreibung des Lkw-Führungskonzepts" wurde der Lkw-Verkehr (Fahrzeugarten Lkw und Lastzüge) als ein Teil des Wirtschaftsverkehrs näher betrachtet und eine Einschätzung und Empfehlung zu verschiedenen Problembereichen vorgenommen.
Der Lkw-Verkehr ist einerseits notwendiger Verkehr zur Ver- und Entsorgung der Stadt, andererseits trägt er überproportional zur Lärm- und Schadstoffbelastung bei. Inwiefern in Potsdam ein Potenzial zur Minderung des Lkw-Verkehrs und der negativen Auswirkungen besteht, wurde in der vorliegenden Untersuchung näher geprüft.

Als Grundlage für die weiteren Untersuchungen wurde die Größenordnung des Lkw-Verkehrs in Potsdam analysiert und eine Einschätzung im Vergleich zu anderen Städten vorgenommen.
Potsdam weist anhand der Bestandszahlen der angemeldeten Lkw und Busse pro Einwohner im Vergleich zu anderen brandenburgischen Städten einen unterdurchschnittlichen Bestand auf. Unter Betrachtung der Wirtschaftsstruktur, die einen Teil des Wirtschaftsverkehrs bestimmt, ist dies nicht verwunderlich. Potsdam als Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum mit einem hohen Anteil an wissenschaftlichen Einrichtungen weist allein von der Wirtschaftstruktur ein geringeres Lkw-Aufkommen auf. Eine Konzentration der Branchen mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Lkw-Aufkommen wie Industrie und Baugewerbe ist in Potsdam nicht festzustellen. Die wirtschaftsstrukturelle Entwicklung lässt in diesem Aspekt auch nicht auf eine Zunahme des Lkw-Verkehrs schließen.

Diese Aussagen zur allgemeinen Betrachtung des Lkw-Aufkommens werden durch die Verkehrszählungen, die in der Stadt durchgeführt wurden, untermauert. Der Lkw-Verkehr tritt in Potsdam in den Hauptverkehrsstraßen konzentriert auf und spielt in allen anderen Straßen nur eine untergeordnete Rolle. Mit einem Anteil von unter 5 % Lkw-Verkehr am Gesamtverkehr weist Potsdam im Gegensatz zu anderen Städten einen insgesamt geringen Lkw-Anteil auf. So liegt der Lkw-Anteil an der Gesamtbelastung in Münster und Chemnitz beispielsweise bei ca. 7 % und in Jena sowie in Eberswalde im Mittel eher bei 8 %.

Trotz des geringen Lkw-Anteils in Potsdam wurde das Minderungspotential näher betrachtet. Dafür muss der Lkw-Verkehr in vermeidbaren und nicht vermeidbaren Lkw-Verkehr unterteilt werden.
Der Hauptteil des gesamtstädtischen Lkw-Verkehrs wird durch das Lkw-Aufkommen im Ver- und Entsorgungssegment der Stadt bestimmt. Dieser Anteil verläuft parallel zur Bevölkerungsentwicklung und ist notwendiger Verkehr für die Lebensfähigkeit einer Stadt, das Minderungspotential ist schlussfolgernd gering.

Der Lkw-Durchgangsverkehrsanteil hingegen hat keine Quelle und kein Ziel in Potsdam und ist somit theoretisch vermeidbar. Mit Hilfe einer Kordonzählung wurde der Durchgangsverkehr festgestellt. An den zwölf wichtigsten Einfahrtstraßen nach Potsdam wurde mittels Videotechnik der Verkehr über einen Zeitraum von 24 Stunden aufgenommen und anschließend anonymisiert ausgewertet. Als Ergebnis der Kordonzählung ist festzuhalten, dass 3,8 % des ein- und ausfahrenden Verkehrs der Verkehrsart Lkw-Verkehr zugeordnet werden können. Insgesamt sind nur 0,4 % (674 Lkw und Lastzüge) der mittels der Videotechnik erfassten Fahrzeuge durchfahrende Lkw's. Aufgrund dieser geringen Menge an durchfahrendem Lkw-Verkehr ist auch das Verlagerungspotential vernachlässigbar gering.

Eine weitere gesonderte Auswertung wurde im Hinblick auf Mautumfahrer (Lkw > 12 t) vorgenommen. Seit Einführung der Maut im Jahr 2005 konnte keine signifikante Zunahme des Lkw-Verkehrs auf der Humboldt- bzw. Langen Brücke nachgewiesen werden. Zudem spricht die geringe Anzahl an durchfahrenden Lkw gegen einen erhöhten Anteil an Mautumfahrern.

Auch weiterhin soll der Lkw-Verkehr konzentriert auf den Hauptverkehrsstraßen gebündelt werden, um reine Wohngebiete und baulich ungeeignete Straßen zu entlasten. Das Lkw-Vorrangnetz aus dem Jahr 2005 konnte unter Berücksichtigung der Route für Gefahrguttransporte, der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts Verkehr, der Abschätzung des zukünftigen Lkw-Verkehrs sowie den Ergebnissen aus dem Lärmminderungs- und Luftreinhalteplan weitestgehend bestätigt werden. Anpassungen wurden im Hinblick auf die geplanten Baumaßnahmen wie Leipziger Dreieck, Wetzlarer Straße und Abfahrtsrampe Fr.-Engels-Str. vorgenommen, die eine Verbesserung der Situation in den Detailbereichen Großbeerenstraße und Drewitzer Straße bewirken.
Das Lkw-Vorrangnetz wird auch an Betreiber von Routingsystemen und Logistikunternehmen der Region mit der Empfehlung zu dessen Anwendung gegeben.

Als Fazit ist festzuhalten, dass aufgrund des geringen gesamtstädtischen Lkw-Anteils kein flächendeckender Handlungsbedarf besteht, punktuell jedoch die Probleme des Lkw-Verkehrs in Form von Lärm und Luftschadstoffen auftreten. Unterschiedliche Vertiefungsbereiche wurden detaillierter betrachtet. So wird in der Bahnhofstraße in Satzkorn die Geschwindigkeit örtlich auf 30 km/h beschränkt. In der Potsdamer Straße (B273), die für eine Bundesstraße mit von 5 - 6 % einen gering Lkw-Anteil am Gesamtverkehr aufweist, konnte im Sommer 2011 der sanierte Straßenabschnitt zwischen Schulplatz und Amundsenstraße eingeweiht werden und somit eine Verbesserung der Lärmsituation erreicht werden.