Pressemitteilung Nr. 240 vom 04.05.2006 Lady Soames schrieb sich ins Goldene Buch der Landeshauptstadt Potsdam ein

Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner und die Vorsitzende der Stadtverordneten-versammlung der Landeshauptstadt Potsdam Birgit Müller empfingen heute die Tochter von Winston Churchill Lady Mary Soames und 30 Mitglieder der International Society aus Amerika und Großbritannien.
Der Bürgermeister hieß Lady Soames und die Anwesenden in Potsdam herzlich willkommen. Lady Mary Soames trug sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt ein.


Grußwort des Bürgermeisters für Lady Mary Soames

(The Right Honourable The Lady Soames, Lady Companion of the Order of the Garter, Dame Commander of the Order of the British Empire)


Good morning ladies and gentlemen,
hoch verehrte Lady Soames,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Gäste,

ich darf Sie sehr herzlich im Rathaus der Landeshauptstadt Potsdam willkommen heißen und zugleich unseren Oberbürgermeister, Herrn Jann Jakobs, entschuldigen. Er ist auf dem Weg nach Italien, in unsere Partnerstadt Perugia in Umbrien.
Somit habe ich die angenehme Aufgabe, Sie alle zu empfangen. Mein Name ist Burkhard Exner, ich bin der Bürgermeister dieser Stadt und damit der Stellvertreter des Oberbürgermeisters.

Es ist mir und allen Potsdamerinnen und Potsdamern eine außerordentliche Ehre, Sie, Lady Soames, in unserer Stadt begrüßen zu können.
Sie waren an der Seite Ihres Vaters Sir Winston Churchill dabei, als vor beinahe 61 Jahren hier in Potsdam Weltgeschichte geschrieben wurde. Im Schloss Cecilienhof wurde über die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges verhandelt und eine internationale Übereinkunft, ein völkerrechtliches Abkommen ausgehandelt – das Potsdamer Abkommen. Im Ergebnis dieser historischen Ereignisse kam es zu einer langen, 45 Jahre andauernden Teilung Europas in zwei Machtblöcke. Es war aber ebenso der Beginn einer 45 Jahre andauernden Friedensperiode auf dem Kontinent.
Wir sind heute alle sehr froh darüber, dass die europäische Teilung vom Lauf der Weltgeschichte überholt wurde, dass Europa wieder vereint ist.

Das Potsdam, das Sie heute sehen, unterscheidet sich sehr vom damaligen Ort der Konferenz. Selbstverständlich - die Kriegszerstörungen sind beseitigt worden. Selbstverständlich - es wurde wieder aufgebaut wie in anderen Städten auch.
Dennoch sind die Wunden, die der Zweite Weltkrieg in der Stadt hinterlassen hat, nicht wirklich verheilt. Es ist vor allem in der Innenstadt nicht zu übersehen, dass vieles eben nicht wieder aufgebaut, sondern durch Neues ersetzt wurde, im Stil der Nachkriegszeit. Dabei wurden auch die Ruinen historisch wertvoller Gebäude „geschleift“.

Doch das alte Potsdam und seine Schönheit sind nicht vergessen.
Seit 1990 versuchen wir, versuchen die Verantwortlichen der Stadt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern – in öffentlichem und privatem Engagement - die behutsame Annäherung an den historischen Grundriss und an das historische Abbild unserer Stadt. Wir sind dabei ein gutes Stück vorangekommen. Nicht nur die meisten erhalten gebliebenen alten Häuser in der Stadtmitte erstrahlen in neuem Glanz. Ganze Stadtquartiere konnten in ihrer ursprünglichen Schönheit wieder gewonnen werden, zum Beispiel das Holländische Viertel. Und wir gehen nun daran, die letzte große Brache im Herzen der Stadt zu schließen. Dort, wo einst das Stadtschloss Friedrichs II. stand, entsteht durch das Land Brandenburg gemeinsam mit der Stadt ein neues Parlamentsgebäude, in den Umrissen und voraussichtlich mit der Fassade des Schlosses. Es wird das Landesparlament des Bundeslandes Brandenburg aufnehmen und – so hoffen wir – später das gemeinsame Landesparlament eines neuen Bundeslandes Berlin-Brandenburg.

Sehr geehrte Lady Soames,
sehr geehrte Damen und Herren,
bedeutende Teile des Potsdamer Stadtgebietes gehören seit 1990 zum UNESCO-Welterbe der Menschheit, darunter auch der Neue Garten mit dem Schloss Cecilienhof, das Sie heute noch wieder sehen werden.
Namen wie Friedrich II. und Knobelsdorff, Friedrich Wilhelm IV., Schinkel und Lenné stehen für kühne Bauherren und geniale Architekten und Gartenkünstler, die rund um Potsdam eine weltweit einmalige Kulturlandschaft geprägt haben.
Nach 1945 und nach 1990 wurde große Anstrengungen unternommen, um dieses Erbe zu erhalten und zu entwickeln. Es war und ist nicht nur ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Es ist für die Menschen hier auch lebendige und gelebte Geschichte. Geschichte, zu der das Edikt von Potsdam von 1685 ebenso gehört wie das Potsdamer Abkommen von 1945.

Verehrte Lady Soames,
gestatten Sie mir, noch einmal unserer großen Freude über Ihren Besuch in der Landeshauptstadt Ausdruck zu geben. Es ist schön und es ehrt uns, dass Sie nach so langer Zeit erneut den Weg hierher gefunden haben.
Ich wünsche Ihnen für die Zeit Ihres Aufenthaltes in Potsdam wundervolle Erlebnisse, vielleicht ein „Blättern“ in Erinnerungen und ich hoffe, dass Sie unvergessliche Eindrücke aus unserer Stadt mit nach Hause nehmen.
Vielen Dank für Ihren Besuch und für das Andenken an Sie und Ihren Vater, um dessen würdige Präsentation wir uns bemühen werden.

Es wäre nun für alle Potsdamerinnen und Potsdamer eine außerordentliche Ehre, wenn Sie sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt eintragen würden.
Seit 1991 haben sich neben zahlreichen bedeutenden Potsdamerinnen und Potsdamern unter anderem auch Willy Brandt, Johannes Rau, Richard von Weizsäcker und Vaclav Havel eingetragen.