Pressemitteilung Nr. 358 vom 01.07.2021 Die Sanierung von Altlasten in Krampnitz geht voran

Anlage säubert verunreinigten Boden und Grundwasser unter ehemaliger Wäscherei
Die Sanierung von Altlasten in Krampnitz geht voran.
© Landeshauptstadt Potsdam/Christine Homann
Die Sanierung von Altlasten in Krampnitz geht voran. Foto: Landeshauptstadt Potsdam/Christine Homann

Auf der Fläche der ehemaligen Kaserne Krampnitz schreitet die Konversion – die ressourcenschonende Umwandlung der militärischen Liegenschaft in eine zivile Nutzung – voran. Im Nordwesten des Areals saniert das Land Brandenburg als ehemaliger Grundstückseigentümer seit 2019 auf dem ehemaligen Wäschereigelände eine Boden- und Grundwasserverunreinigung, die durch die Nutzung von Kohlenwasserstoffen aus Reinigungs- und Lösemitteln in der Zeit der militärischen Nutzung verursacht wurde. Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, informierte sich heute gemeinsam mit Bert Nicke, Geschäftsführer Entwicklungsträger Potsdam GmbH, vor Ort über den Stand des Projektes.

„Die Entwicklung eines neuen Stadtquartieres auf dem Gelände der ehemaligen Kasernen Krampnitz hilft, die Umweltschäden der langjährigen militärischen Nutzung zu beseitigen“, sagt der für Stadtentwicklung und Umwelt zuständige Beigeordnete Bernd Rubelt. „In den vergangenen bald 30 Jahren seit dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Brandenburg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der unteren Bodenschutzbehörde und des Landes Brandenburg umfangreiche Erfahrungen bei der Sanierung militärischer Altlasten gewonnen. Wir können deshalb sicher sein, dass auch die Sanierung dieser Altlast in Krampnitz fachgerecht und gesetzeskonform erfolgt“, so Rubelt weiter.

„Neben den Verunreinigungen im Bereich der ehemaligen Wäscherei haben wir im Zuge der voranschreitenden Ordnungsmaßnahmen in Krampnitz weitere Schadstoffe, darunter über 450 Tonnen Asbestabfälle sowie im Boden verborgene Ölfässer und Tanks, lokalisieren und fachgerecht entsorgen können. Die Entwicklungsmaßnahme wirkt sich aufgrund der Beseitigung von Altlasten damit bereits in diesem frühen Stadium positiv auf Natur und Umwelt aus“, erläutert Bert Nicke, Geschäftsführer der Entwicklungsträger Potsdam GmbH.

Ziel der Sanierung auf dem ehemaligen Wäschereigelände im Nordwesten des Entwicklungsgebiets Krampnitz ist es, die Ausbreitung der Schadstoffe über den verunreinigten Boden- und Grundwasserbereich hinaus sicher zu verhindern und eine weitgehende Dekontamination zu erreichen. Die Grundwasserverunreinigung befindet sich auf einer Fläche von etwa vier Hektar ab einer Tiefe von fünf Metern unter der Oberfläche. Es wurden bereits mehr Schadstoffe entfernt, als vor Beginn der Sanierung für das erste Jahr prognostiziert wurde. In den ersten neun Monaten des Betriebes der Säuberungsanlage wurden ca. 600 Kilogramm Leichtflüchtige Halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) durch die Drainage aus dem Grundwasser entfernt. Bis heute sind es mehr als 900 Kilogramm.

Nach der Sanierung wird in diesem Bereich eine gefahrlos nutzbare Freifläche entstehen, die im Norden des Entwicklungsgebietes Krampnitz einen landschaftlichen Übergang in die Döberitzer Heide bildet. Insgesamt leisten das Land Brandenburg und die Landeshauptstadt Potsdam mit dieser Sanierungsmaßnahme einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- und Grundwasserschutz im Potsdamer Norden.

Und so funktioniert die Sanierung: Auf einer Länge von ca. 120 Metern wurde eine Drainage bestehend aus einem Kieskörper, Drainagerohren, Pumpen und diversen Messfühlern bis zu zwölf Meter tief in die Erde eingebracht. An einer Stelle wurde ein Senkschacht mit einem Durchmesser von 3 Metern etwa 12,5 Meter in den Untergrund gebaut; hier wird das von der Drainage erfasste Wasser gesammelt und zur Reinigung geleitet. An zwei Stellen mit besonders großer Schadstoffbelastung wurde der Boden mit Hilfe eines Großlochbohrverfahrens aus einer Tiefe von bis zu neun Metern ausgehoben und so die Schadstoffe beseitigt. Die Drainage fängt das belastete Grundwasser über eine unterirdische Kontaktfläche von ca. 1.300 Quadratmetern auf, leitet es zum Senkschacht. Anschließend wird das Wasser über Aktivkohlefilter gereinigt. Damit wird die unterirdische Schadstoffweiterleitung unterbunden und das gereinigte Grundwasser anschließend wieder in den Untergrund eingeleitet. Die Drainage war im neunmonatigen Probe- und Übergangsbetrieb gut angelaufen und bewirkt eine fortlaufende Entfernung der Schadstoffe. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass das angrenzende Luch durch die Reinigungswirkung der Drainage vor einem weiteren Schadstoffeintrag geschützt wird. Nach einer kurzen Umbauphase erfolgte Ende November 2020 die Aufnahme des Regelbetriebes der Anlage.

Des Weiteren ist geplant, parallel zur Drainage das Selbstreinigungspotenzial des Untergrundes durch die Förderung des natürlichen Abbaus zu bestärken. Dazu werden ab Ende 2021 kontinuierlich Melasse-Injektionen über zwei bis drei Infiltrationsstränge in das Grundwasser eingebracht. Bei Melasse handelt es sich um den Endsirup aus der Zuckerherstellung. Diese organische Substanz dient den natürlich im Boden vorkommenden Mikroorganismen als Nährstoff. Diese als ENA-Maßnahme (Enhanced Natural Attenuation - Unterstützte natürliche Schadstoffminderung/Selbstreinigung) bezeichnete Verfahrensweise wird den natürlichen mikrobiologischen Abbau der Kohlenwasserstoffe verstärken.

Die geschätzten Gesamtkosten der Sanierung der Grundwasserverunreinigung „ehemalige Wäscherei“ belaufen sich auf circa 7,6 Millionen Euro. Mit diesem Projekt führt das Land Brandenburg zum Schutz der Umwelt eine der letzten großen Altlastensanierungsmaßnahmen auf den ehemaligen WGT-Liegenschaften durch, also Liegenschaften, die vormals von den sowjetischen Truppen militärisch genutzt wurden. Die hier entstandene Grundwassersanierungsanlage ist eine der aufwändigsten Sanierungsanlagen auf den ehemaligen WGT-Liegenschaften Brandenburgs. Allein für die Errichtung der Sanierungsinfrastruktur wurden rund 4,6 Millionen Euro investiert. Der eigentliche Sanierungsbetrieb zur Grundwasseraufbereitung wird nach derzeitigen Planungen insgesamt noch zehn Jahre in Anspruch nehmen und das Land Brandenburg weitere Finanzmittel in Höhe von circa 3 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Das Gelände der Kaserne Krampnitz wurde über viele Jahrzehnte bis 1991 militärisch genutzt. Mitte der 1980er-Jahre nahm die sowjetische Armee auf dem Gelände eine chemische Reinigung in Betrieb. Infolge des unsachgemäßen Betriebs dieser Wäscherei sind Lösungsmittel (leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe / LHKW) in den Boden und ins Grundwasser eingetragen worden. Zahlreiche Altlastenuntersuchungen im Vorfeld haben den verunreinigten Bereich eingrenzen können. Das belastete und mit dieser Maßnahme zu sichernde und sanierende Grundwasservolumen beläuft sich auf circa 200.000 Kubikmeter. In den Untergrund wurde eine Schadstoffmenge von circa 4.000 Kilogramm Kohlenwasserstoffe eingetragen. Die vorhandenen Einzelstoffe dieser Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel Trichlorethen sind giftig und gehören zu den wassergefährdenden Stoffen. Sie stellen somit eine Gefahr für die Allgemeinheit, das Grundwasser und die Umwelt dar und müssen daher saniert werden. Aufgrund ihrer tiefen unterirdischen Lage führen die Schadstoffe zu keiner direkten Gefährdung von Mensch und Tier auf der Fläche.

Der Standort Krampnitz ist die letzte und größte der insgesamt 24 ehemals militärisch von der Westgruppe der sowjetischen Truppen (WGT) genutzten Liegenschaften, die in Potsdam eine Gesamtfläche von über 400 Hektar einnahmen. Bedeutende, bereits in zivile Nutzung überführte und entsprechend sanierte Flächen sind das Bornstedter Feld mit den Roten, Grauen und Weißen Kasernen, ebenso die Garde-Ulanen Kaserne, der Schirrhof oder das Justizzentrum in der Jägerallee.